Neulußheim. Ob er denn Chancen hat, zum Bürgermeister in Neulußheim gewählt zu werden, ist eine Frage, doch eines steht für Sebastian Bischoff schon jetzt fest: Er wird sich treu bleiben. Anzug und Krawatte sind nicht sein Ding, er ist einer, der die Ärmel hochkrempelt, sich auch mal die Hände schmutzig macht und zupackt. Leger und bürgernah, sind die Begriffe, mit denen er im Gespräch mit unserer Zeitung seine Person umschreibt, und so will er auch seine Kandidatur angehen – alles Abgehobene ist ihm fremd.
Und noch etwas passt zu seiner Person – er ist ein Familienmensch. Mit seiner Frau und den Kindern ist er in der Gemeinde sesshaft geworden und nun will er mit seiner Kandidatur dazu beitragen, Neulußheim noch schöner zu machen. Ein Gedanke, mit dem er sich schon längere Zeit befasste, der zum Entschluss wurde, als das Datum der Bürgermeisterwahl näher rückte. Womit er quasi als „Überraschungskandidat“ in der letzten Woche vor Bewerbungsschluss auf den Kandidatenzug aufsprang. Was natürlich auch ein Stück weit Kalkül war, der effektvolle Schritt ins Rampenlicht.
Bischoff in Neulußheim ein unbeschriebenes Blatt
Denn, darüber ist sich Bischoff im Klaren, er ist in der Gemeinde ein unbeschriebenes Blatt, als Zugezogener noch nicht jedem im Ort bekannt. Doch den Jungen aus dem Ruhrpott, er stammt aus Herten in Nordrhein–Westfalen, schreckt das nicht, die Leute werden ihn schon noch kennenlernen, ist er überzeugt. Spätestens nach der öffentlichen Kandidatenvorstellung am Montag, 8. April, an der er auf jeden Fall teilnehmen wird.
Bischoff, ein leidenschaftlicher Basketballer seit seiner Jugend und aktuell mit seinen fast 40 Jahren in der Landesliga für Hockenheim aktiv, hat schon viele Stationen auf seinem Lebensweg hinter sich. In Köln absolvierte er ein duales Bachelor-Studium der Betriebswirtschaftlehre, anschließend war er für verschiedene Discounter tätig, unter anderem in München und anderen Großstädten, zuletzt in Neulußheim bei Netto.
Auch im Ausland, im Support, hat er gearbeitet, bis ihn die Familie in die Kurpfalz zog. Seine Frau stammt aus Reilingen und da sie in die Nähe wollten, fiel die Wahl auf Neulußheim, wo sich die Familie ein Haus gekauft hat. Dort lebt das Ehepaar mit seinen sechs und ein Jahr alten Kindern, eine Tochter starb mit sechs Monaten und liegt auf dem örtlichen Friedhof begraben, weshalb für Bischoff feststeht – „hier gehe ich nicht mehr fort“.
Die Gemeinde noch kinderfreundlicher zu machen, hat er sich auf die Fahne geschrieben, und wenn ihn irgendetwas aufregt, dann die morgendlichen Elterntaxis, das Fahrverhalten zahlreicher Erziehungsberechtigter vor Schulen und Kindergärten. Am liebsten würde er in den Straßenabschnitten vor den Einrichtungen Bodenschwellen einbetonieren lassen – doch ganz so einfach ist es nicht, ist er sich im Klaren. Stattdessen schweben ihm „Kiss and Ride“-Plätze vor, an denen sich Eltern von ihren Kindern verabschieden können, und er will die Parksituation rund um die Einrichtungen verbessern.
Sebastian Bischoff setzt den Fokus auf Familienfreundlichkeit
Bei den Spielplätzen sieht er die Gemeinde gut aufgestellt, auch wenn er den Variantenreichtum der Geräte erhöhen will. Grundsätzlich sollte es so sein, dass sich die Eltern in der Gemeinde gut aufgehoben fühlen. Überhaupt will er den Bereich Kinder und Jugend aufpäppeln, nur so könne man der Landflucht der Kinder vorbeugen. Dazu will er auch Kitas, Schulen und Vereine mit ins Boot holen, für mehr Vielfalt im Angebot, beispielsweise Selbstverteidigungskurse, sorgen. Kurzum, alles soll sich in Richtung mehr Familienfreundlichkeit hinbewegen.
Ideen hat er viele, doch sei er nicht „vom Fach“, könnte man einwenden. Was Bischoff so nicht gelten lassen möchte. Er habe schon für Großkonzerne gearbeitet und dort seien die Strukturen ähnlich, letztendlich gehe es in der Verwaltung wie in der freien Wirtschaft um die gleiche Frage – wo kommt das Geld her und wofür wird es ausgegeben. Alles andere sei der Job, in den man sich einarbeiten könne, ist Bischoff überzeugt. Dennoch, ein großes Wahlprogramm hat er sich nicht erarbeitet, er will auf sich selbst hören, die Themen abarbeiten, die ihm wichtig sind, Familie, Kinder und Vereine. Natürlich will er auch die Wirtschaft nicht vergessen, hier schwebt ihm ein Runder Tisch mit dem Gewerbe und der Industrie vor an dem ein gemeinsam Konsens erarbeitet werden kann.
Schwerpunkte bei der Arbeit setzen
Eventuell könne man über neue Gewerbeflächen nachdenken, stellt er fest, doch beim Thema Wohnungsbau bevorzugt er die innerörtliche Nachverdichtung – „wir haben genug Freiflächen“. Letztlich gehe es darum, Grundstückseigentümer zu einer Bebauung zu drängen. Allemal besser, so Bischoff, als Ackerland zu vernichten.
Doch mehr ins Detail gehen will er nicht, viel ankündigen und wenig Ertrag ist nicht sein Ding, lieber konzentriert er sich auf ein, zwei Punkte, die sich umsetzen lassen. Alles andere ergibt sich mit der Zeit und in Zusammenarbeit mit dem Rat.
Mit dieser Einstellung und der Vorgabe, sich treu zu bleiben, will er sich den Wählern präsentieren, darauf bauend, dass ihn einige schon als Elternbeirat im Kindergarten kennen, er über die Eltern bekannt wird. Ansonsten kümmert er sich derzeit um sein Haus – „da gibt es immer etwas zu tun“ – ist in seiner Freizeit gerne in der Natur unterwegs, meist mit dem Rad, wie er überhaupt versucht, sich fit zu halten. Doch bei seinem Vollzeitjob, „kein Achtstunden-Job“, ist der Tag schnell rum – da gilt es Schwerpunkte zu setzen. Wie auch bei seinen Vorstellungen vom Amt des Bürgermeisters.
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