E-Carsharing

Großer Schritt für Elektromobilität in Oftersheim

Ein neues Leihauto - das erste mit Elektroantrieb im Ort - und öffentlicher Ladepunkt erweitern das Angebot der Gemeinde, das bis Jahresende weitere Stromtankstellen beinhalten soll.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Das neue Mobilitätsangebot an der Ecke Uhlandstraße und Koch-Straße begrüßen Katharina Kramer (v. l.), Klimaschutzmanager Martin Hirning, Bürgermeister Pascal Seidel und Johana Matko. Neben dem E-Carsharing-Auto gibt es hier jetzt auch einen öffentlichen Ladepunkt. © Benjamin Jungbluth

Oftersheim. Ein Auto bei Bedarf unkompliziert leihen, statt es selbst kaufen zu müssen und dann die meiste Zeit nur ungenutzt herumstehen zu lassen - das ist die Idee hinter Carsharing. In Oftersheim ist das entsprechende Angebot jetzt erweitert worden: Zusammen mit dem Betreiber Deer bietet die Gemeinde ein drittes Fahrzeug an, das darüber hinaus erstmals elektrisch angetrieben wird. Bei der offiziellen Einweihung ließen sich jetzt Bürgermeister Pascal Seidel und Klimaschutzmanager Martin Hirning von Vertretern des Anbieters die Vorzüge am neuen Standort an der Ecke Uhlandstraße und Robert-Koch-Straße erklären.

„Die Handhabung ist wirklich ganz einfach: Zunächst erstellt man sich ein Kundenkonto bei uns, entweder über den QR-Code an der Ladesäule oder direkt über unsere Internetseite www.deer-mobility.de. Mit unserer App können dann die Autos gebucht, aber auch aufgeschlossen und gestartet werden“, erklärte Mitarbeiterin Johana Matko. Wenn das Handy außerdem vorab per Bluetooth mit dem Fahrzeug verbunden werde, sei auch die Einfahrt in Bereiche ohne Internetempfang wie zum Beispiel Tiefgaragen kein Problem - auch wenn die digitale Technik in solchen Fällen eben durchaus ihre Tücken haben könne.

Mit Carsharing zum Flughafen? Fahrzeug ist nicht ortsgebunden

Abgerechnet wird nach verschiedenen Tarifen, standardmäßig 9,90 Euro pro Stunde. Dabei gibt es keine Preisunterschiede bei den einzelnen Fahrzeugmodellen: Die Bandbreite startet bei Kleinwagen und reicht bis zu einem VW ID 4. Nach der Nutzung muss das Auto an einem der festen Standorte des Unternehmens abgestellt werden - das muss aber nicht wieder der Ausleihort sein. „Nutzer können also in Oftersheim starten und das Auto in einer anderen Stadt zurückgeben. Wenn es dann nicht ohnehin von anderen Nutzern wieder zurückgefahren wird, übernehmen wir das nach ein bis zwei Tagen“, so Matko.

Am Standort eines der zwei Carsharing-Autos von Stadtmobil mit Verbrenner (r.) in der Eichendorffstraße stehen bereits zwei öffentliche Ladepunkte von EnBW zur Verfügung, die rege genutzt werden. Bis zum Jahresende will die Gemeinde noch mehrere solcher Stromtankstellen im Ort in Betrieb nehmen. © Jungbluth

In der Konsequenz gibt es künftig in Oftersheim also kein fest zugewiesenes Auto, sondern kann das ausleihbare Modell mit der Zeit auch wechseln. Eine interessante Option ist dabei sicherlich die One-way-Fahrt zu den Flughäfen Frankfurt, Stuttgart und Baden-Baden, wo Deer Standorte unterhält. Zusätzlich zum Stundentarif wird hierbei zwar noch eine Pauschale von 30 Euro fällig, doch der Weg zum Flieger kann so insbesondere für eine Familie durchaus attraktiv sein. Inwieweit der Klimaschutzgedanke dabei ad absurdum geführt wird, ist hingegen sicherlich diskussionswürdig.

Hinter dem jungen Unternehmen stehen die Stadtwerke Calw, die sich mit diesem Angebot auf E-Car-sharing spezialisiert haben: Insgesamt gibt es bereits rund 330 Standorte mit zugehörigen Fahrzeugen, in der Region zum Beispiel in Altlußheim, Neulußheim und Reilingen. Die Spezialisierung auf den E-Antrieb führte am Ende auch in der Hardtgemeinde zum Zuschlag. Denn Stadtmobil, der Betreiber der bisherigen zwei Carsharing-Autos mit ihren Standorten in der Eichendorffstraße auf dem Parkplatz zwischen Rathaus und evangelischer Kirche sowie in der Freiherr-vom-Stein-Straße in Höhe der Nummer 19 Richtung Kurpfalzhalle, setzt bislang auf Verbrenner.

Carsharing in Oftersheim: Beitrag zu Klimaschutz

„Um einen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, ist aber eine Elektrifizierung absolut notwendig. Deshalb freuen wir uns ganz besonders über diese Ergänzung unseres Angebots“, betonte Klimaschutzmanager Martin Hirning. Gleichzeitig ersetze ein einzelnes Carsharing-Fahrzeug laut Erhebungen langfristig vier bis zehn private Autos - allein das sei schon ein großer Beitrag zur Nachhaltigkeit.

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Für Bürgermeister Pascal Seidel sind diese erhofften Auswirkungen auf die Umgebung ein wichtiger Schritt bei der politischen Umsetzung der Verkehrswende. „Damit diese gelingt, muss die öffentliche Hand die Infrastruktur schaffen. Denn gerade in eng bebauten Wohngebieten wie in unserem Ortskern haben die Menschen fast keine Möglichkeit, ein E-Auto zu Hause zu laden. Also müssen wir die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen“, so Seidel.

Neues E-Auto mit Ladesäule in Oftersheim: Doppelstrategie fahren

Dabei sei es optimal, dass mit dem aktuellen Angebot eine Doppelstrategie gefahren werde, denn die Ladesäule am neuen Standort in der Uhlandstraße verfüge über zwei Ladepunkte: Einen für das Carsharing-Auto und einen für öffentliches Aufladen. „Man kann bei uns mit jeder gängigen Ladekarte anderer Anbieter Strom tanken, am günstigsten ist es aber mit unserem eigenen Tarif. Auch hier ist die Anmeldung ganz einfach online möglich“, erklärte Deer-Mitarbeiterin Katharina Kramer.

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Damit gibt es jetzt in Oftersheim vier öffentliche Ladepunkte: Neben dem neuen Angebot noch zwei direkt neben dem Stadtmobil-Standort in der Eichendorffstraße sowie einen beim Spargel- und Melonenhof Gieser. „Wir werden aber noch in diesem Jahr weitere in Betrieb nehmen: An der Ecke In den Auwiesen und der Gartenstraße, an der Käthe-Kollwitz-Straße am Lessingplatz, an der Ecke Saarstraße und Franz-Schubert-Straße sowie an der Freiherr-vom-Stein-Straße neben der Kurpfalzhalle. Als zusätzliche Initiative plant außerdem Edeka Embach noch Ladepunkte auf dem Kundenparkplatz“, betonte Bürgermeister Pascal Seidel.

Perspektivisch sei außerdem im Bereich Heidelberger und Sofienstraße eine Ladesäule vorgesehen - allerdings müsse dabei die anstehende Kanalbaustelle samt Neugestaltung der Straße abgewartet werden. „Wir verlegen aber in jedem Fall dort schon die Leitungen, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, so Seidel.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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