Gemeinderat

Kurpfalzhalle Oftersheim: Ehre wurde für Roland Seidel zur Bürde

Hehre Absichten, die für viel Unmut sorgten: Die Umbenennung der Kurpfalzhalle in Roland-Seidel-Halle war immer wieder ein emotional diskutiertes Thema in Oftersheim. Nun heißt die Halle wieder wie zuvor und Seidel erhält eine andere Form der Ehrung.

Von 
Stefan Kern
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Ein Zankapfel, der in Oftersheim seinesgleichen wohl vergeblich sucht: Nach den Querelen um die Umbenennung der Kurpfalzhalle in Roland-Seidel-Halle bittet Seidel darum, der Halle wieder ihren alten Namen zu geben. Der Gemeinderat kommt dieser Bitte nun einstimmig nach. © Heylmann

Oftersheim. Die jüngste Gemeinderatssitzung markiert den Endpunkt einer Diskussion in Oftersheim, die dem Gemeinderat in den vergangenen 16 Monaten sichtlich zugesetzt hat. Dabei revidierte der Gemeinderat seine Entscheidung aus dem vergangenen Jahr zur Namensänderung der Kurpfalzhalle in Roland-Seidel-Halle.

In der Verwaltungsvorlage der Sitzung stand, dass die damalige Entscheidung für viel Unruhe und kontroverse Diskussionen sorgte, die die Gemeinde nicht zur Ruhe kommen ließen. Auch der Wahlkampf im vergangenen Herbst zwischen dem damaligen Amtsinhaber Jens Geiß und Seidels Sohn Pascal blieb von diesem Entscheid nicht unberührt. Und so sagte Pascal Seidel, dass er im Falle seiner Wahl zum Bürgermeister die Namensänderung noch einmal auf die Tagesordnung bringe werde. Und dies, so Michael Seidling (FWV), der die Sitzung zu diesem Tagesordnungspunkt in Vertretung des befangenen Bürgermeisters leitete, habe Seidel nun getan.

Gemeinsame Stellungnahme der Oftersheimer Ratsfraktionen: Emotionale Reaktionen

Anders als sonst verzichteten die Ratsfraktionen auf eigene Stellungnahmen. „Wir sind übereingekommen, zu diesem Thema eine gemeinsame Stellungnahme zu verfassen.“ Und genau dies taten die Gemeinderäte unter Federführung der Grünen-Fraktion. In der Stellungnahme konstatierten die Ratsmitglieder, dass nur sehr wenige Entscheidungen der vergangenen Jahre solch emotionale Reaktionen auslösten, wie die Namensänderung zu Ehren von Roland Seidel. „Niemand von uns hat mit einer derartigen Reaktion gerechnet. Wir alle waren davon überzeugt, das Richtige zu tun.“

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Das damalige Anliegen war klar. Man wollte den besonderen Leistungen Roland Seidels auch eine besondere Ehre zukommen lassen. Es ging um ein außergewöhnliches Lebenswerk und dem wollte man auch eine außergewöhnliche Ehrung beistellen. „Solch eine Vita, wie seine, wird sich in Oftersheim so schnell nicht wiederholen.“ Darüber hinaus, so Seidling in der gemeinsamen Stellungnahme, sollte es auch ein Symbol dafür sein, dass ehrenamtliches Engagement gesehen und gewürdigt werde.

Ende Januar vergangenen Jahres überrascht der Oftersheimer Gemeinderat sein langjähriges Mitglied Roland Seidel (M.) – hier bei seiner Verabschiedung aus dem Gremium mit Ehefrau Gisela und dem damaligen Bürgermeister Jens Geiß – mit der Umbenennung der Kurpfalzhalle. Eine hehre Absicht, die in der Bevölkerung jedoch auf viel Unmut stößt und auf Seidel zurückfällt. © Norbert Lenhardt

Hehre Motive, die allerdings fatale Konsequenzen hatten. Denn die Ehre wurde für den Ehrenbürger Seidel zur Bürde. In der Stellungnahme steht hierzu: „Wir sind beschämt und traurig, dass unser langjährige Ratskollege sich nun schon über ein Jahr von Unverständnis bis zu feindseligen Äußerungen und Verunglimpfungen im privaten und öffentlichen Leben durch den Unmut der Bürger ausgesetzt sieht“. Ein Mann, der 53 Jahre als Ratsmitglied im Gemeinderat saß, 25 Jahre den Vorsitz des TSV Oftersheim innehatte und auch 20 Jahre die Koronar-Sportgruppe leitete, wegen einer Ehrung öffentlich zu diskreditieren, machte hier viele fassungslos.

Rücknahme der Namensänderung in Oftersheim: Ein Appell für Ruhe und Einigkeit

Die Demokratie lebe vom kritischen Diskurs. Doch was hier zu erleben war, war kein demokratischer Diskurs. Es glich in Teilen vielmehr einer Personenjagd, die Roland Seidel als Mensch angriff und seine Lebensqualität empfindlich berührte. Und so bat er den Gemeinderat selbst darum, die Entscheidung zur Umbenennung der Kurpfalzhalle zurückzunehmen. Und natürlich respektierte der Gemeinderat die Bitte. Roland Seidel habe sich wie kein anderer um die Gemeinde verdient gemacht. „Wir wollen nicht, dass dieses Vorbild weiter demontiert wird.“ Und natürlich will man damit auch wieder etwas mehr Ruhe und Einigkeit in den Ort bringen.

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Einstimmig wurde im Anschluss auch dem Antrag zugestimmt, dass der Sitzungsaal im Rathaus in Zukunft Roland-Seidel-Saal heißen wird. Seine Leistungen für die Gemeinde seien unbestritten und alle Ehren wert. Und die Kurpfalzhalle? Es ist das Ende einer 16-monatigen Episode in der sechs Jahrzehnte langen Geschichte der Halle, die ohne Frage zu den unschöneren Kapiteln in der Ortschronik gehören wird.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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