Oftersheim. So richtig trifft es die Bezeichnung „neu im Gemeinderat“ für Dr. Tobias Ober eigentlich nicht – schließlich saß der Apotheker schon von 2004 bis 2019 für die Freien Wähler am Oftersheimer Ratstisch. Seine Rückkehr an diesen ist nun rein ergebnistechnisch aber fulminant: 5520 Stimmen hat Ober erhalten, über 1000 mehr als der zweitplatzierte Kandidat.
Dabei war der Entschluss, wieder zu kandidieren, nachdem er 2019 verzichtet hatte, gar kein so eindeutiger, wie Ober im Gespräch mit dieser Zeitung zugibt: „Vor fünf Jahren habe ich zu den anderen gesagt, dass ich es mir vielleicht noch mal vorstellen könnte, wenn die Ausgangslage eine andere ist.“ Auf eine Kandidatur hatte er 2019 aus mehreren Gründen verzichtet: „Damals stand in der Apotheke ein großer Umbau an, der ein halbes Jahr heftige Arbeit bedeutet hat“, blickt der jetzige und ehemalige FWV-Gemeinderat zurück. „Außerdem stand bei meinen Kindern der Wechsel auf die weiterführende Schule bevor.“ Doch da war noch mehr, denn zu dieser Zeit war Dr. Tobias Ober auch frustriert davon, wie die Arbeit im Gremium ablief – zumindest die Kooperation zwischen dem Rat und dem damaligen Bürgermeister Jens Geiß.
Neu im Oftersheimer Gemeinderat: Freude über gutes Ergebnis
Über sein gutes Ergebnis freut sich der Apotheker laut eigener Aussage. „Außerdem finde ich es spannend, für die Gemeinde mitentscheiden zu dürfen“, fügt er hinzu und ist somit guter Dinge für sein künftiges Ehrenamt, auch wenn es viel Arbeit bedeute. Während seiner Abwesenheit aus dem Gemeinderat habe er die dortigen Entwicklungen sowohl in der Presse verfolgt als auch in den monatlichen Sitzungen der Freien Wähler. „Aber das ging weniger in die Tiefe als während meiner aktiven Zeit“, betont er.
Zur Person: Dr. Tobias Ober
- Dr. Tobias Ober ist 1976 in Schwetzingen geboren.
- Er ist Apotheker und leitet die Mozart-Apotheke in der Mannheimer Straße.
- Ober ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt seit 1978 in Oftersheim.
- Für die Freien Wähler stand er auf Listenplatz acht und hat 5520 Stimmen erhalten. lh
Ober glaubt, dass sich die Rahmenbedingungen für Kommunalpolitik generell zwar verändert, aber nicht unbedingt verbessert haben in den vergangenen Jahren. „Einen größeren finanziellen Spielraum gibt es beispielsweise nicht – eher im Gegenteil“, wirft er ein. Deshalb ist das auch ein Thema, auf das er seinen Fokus lenken möchte. „Wir müssen schauen, welche Ausgaben wirklich notwendig sind und gleichzeitig herausfinden, was an weiteren freiwilligen Leistungen möglich ist“, findet Ober.
Damit meint er beispielsweise den Jugendplatz, den sich die jungen Oftersheimer seit Jahren wünschen und der seit dem Hearing im vergangenen Herbst wieder auf der Agenda steht. „Dafür gab es vor Jahren schon fertige Pläne“, erinnert Ober sich. „Die wurden nie umgesetzt, sondern sind in der Schublade verschwunden. Wie soll das nicht für Frust sorgen?“ Generell findet er, dass die Oftersheimer Einwohner einen breiten Schnitt durch die gesamte Bevölkerung darstellen, beispielsweise was das Alter angehe. „Da hat jeder Ansprüche und Forderungen und damit auch das Recht, berücksichtigt zu werden“, stellt der FWV-Rat klar.
Das Anliegen Ortsmitte von Oftersheim ist Dr. Tobias Ober wichtig
Ein weiteres Anliegen ist ihm die Ortsmitte, die sich alleine schon wegen der Umgestaltung des Quartiers „Dietzengässel“ bald verändern werde, was auch offene Fragen mit sich bringt. „Der Ortskern soll beliebt sein und nicht aussterben“, sagt er. „Natürlich ist das meine Meinung als hier ansässiger Geschäftsmann, aber es ist auch klar, dass die Menschen – gerade ältere – gut erreichbare Einkaufsmöglichkeiten brauchen.“ Was Ober Sorge bereitet, ist der regelmäßige Aufschrei nach Entscheidungen des Gemeinderats, insbesondere in den sozialen Medien. „Ich finde es furchtbar, wie so etwas dort hochkocht“, sagt er. „Viele Menschen kommen hier in die Apotheke und sprechen über solche Sachen. Wenn sie dann Zeit haben, sich die Situation anzusehen, haben sie auch Verständnis.“ Einerseits sei die gute Kommunikation in Richtung Bürger Aufgabe der Fraktionen, findet Ober. Andererseits müsse von der Bevölkerung aber auch das notwendige Interesse da sein. Ein Thema, das ihn in dieser Hinsicht besorgt, ist das Parkraumkonzept, das 2025 kommen soll und aus seiner Sicht für viele Dispute sorgen wird.
Während des Wahlkampfs der FWV hat sich Dr. Tobias Ober im Organisationsteam engagiert. Bei den Infoständen war er allerdings nicht. „Wir verweisen ja gerne auf die Bürgersprechstunde vor unseren Fraktionssitzungen – die habe ich hier in der Apotheke eigentlich 40 Stunden die Woche“, sagt Ober zum Thema Ansprechbarkeit und lacht. In diesem Zusammenhang zeigt er sich sehr fair: „Natürlich spielt das auch bei meiner Stimmenzahl eine Rolle, wie präsent ich durch meine Arbeit bin, das würde ich nie bestreiten. Dieser Vorteil tut mir durchaus leid für die hochmotivierten und kompetenten Kandidaten auch aus anderen Fraktionen.“
Dr. Tobias Ober schätzt seine Oftersheimer Ratskollegen
Dass er die übrigen Ratsmitglieder schätzt und auch früher schon geschätzt hat, hört man ihm an. „Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir gute Kompromisse finden können. Die Parteizugehörigkeit spielt hier nicht die große Rolle, finde ich, auch bei Unstimmigkeiten nicht. Wir haben alle das Ziel, Oftersheim lebenswert und auf der Höhe der Zeit gestalten“, so Obers Einschätzung.
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Wenn man ihn nach einer solchen über sich selbst als Gemeinderat fragt, sagt er: „Ich glaube, ich bin weder der große Visionär noch der kreative Kopf. Ich sehe mich als faktenorientierten Sacharbeiter, der eine vernünftige Lösung finden und dann eine Entscheidung treffen möchte, mit der ich abends ruhig ins Bett gehen kann.“
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