Gemeinderat

Oftersheim will bei der Betreuung auf Qualität statt Quantität setzen

Die Anzahl an Kindergartenplätzen übersteigt - anders als in anderen Kommunen - sogar den Bedarf. Bei den Krippen sieht es weniger gut aus. Die Gemeinde sucht nach Handlungsoptionen.

Von 
Lukas Heylmann
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Die Situation für Kinder über drei Jahren ist gut in Oftersheim – deutlich besser als in den meisten anderen Kommunen – auch im Martin-Luther-Kindergarten. © Zietsch

Oftersheim. Es herrschte bestechende Einigkeit am Ratstisch, als es am Dienstagabend um den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in Oftersheim ging. Zwei Tagesordnungspunkte beschäftigten sich mit dem Thema: Zunächst stellte Galina Gavras, die Leiterin des Sachgebiets Krippen und Kindergärten, den voraussichtlichen Bedarf für die kommenden Betreuungsjahre vor und erklärte, wie die Planung zustande gekommen war. Anschließend ging es darum, Auszubildende aus dem Bereich „Direkteinstieg Kita“ und Teilnehmende eines Anpassungslehrgangs für Fachkräfte aus dem Ausland, nicht mehr auf den Personalschlüssel der Einrichtungen anzurechnen. Beides beschloss der Rat dann einstimmig.

Zwischen Verwaltung und Fraktionen herrschte auch Einigkeit darüber, dass die Bedarfsplanung die gute Situation zeige, in der sich die Gemeinde Oftersheim in Sachen Kinderbetreuung befinde. „Wir können allen Familien, die einen Kindergartenplatz brauchen, auch einen anbieten“, sagte Bürgermeister Pascal Seidel zu Beginn.

Es gibt sogar noch Spielraum bei der Betreuung in Oftersheim

Das bestätigte der Vortrag von Galina Gavras. Bis Ende 2023 geht die Verwaltung von 87 freien Plätzen für über Dreijährige (Ü3) aus. Diese sollen anschließend nach und nach belegt werden, wie sich aus den bisherigen Anmeldeverfahren ergebe. Zum Ende des kommenden Kindergartenjahres – also im Sommer 2024 – geht die Verwaltung von etwa 30 freien Plätzen aus. Wegen möglicher Zuzüge, geplanter Neubaugebiete sowie einer nicht exakt ermittelbaren Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine sieht die Gemeinde das als guten Handlungsspielraum an.

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Bei der Bedarfsplanung hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert. Die Verwaltung orientiert sich mittlerweile an der zahlentechnischen Untergrenze pro Betreuungsgruppe statt an der Obergrenze – man wolle so bei der Betreuung stärker auf Qualität setzen, nicht nur auf Quantität, erläutert Gavras.

Dass Oftersheim freie Plätze zur Verfügung hat, ist im Vergleich zu anderen Kommunen aus der Nachbarschaft eher ungewöhnlich. „Wir wollen dennoch von Gruppenschließungen absehen“, erklärte die Sachgebietsleiterin weiter. „Erstens ist der Aufbau im Nachgang dann wieder sehr schwierig, falls der Bedarf plötzlich wieder steigt. Und zweitens ist da noch die Situation mit den Krippenplätzen.“

Nachfrage an Krippenplätzen in Oftersheim ist gestiegen

Denn für Kinder unter drei Jahren (U3) sieht die Lage weniger rosig aus, weswegen sich die Verwaltung die Option offenhalten will, falls notwendig Ü3-Gruppen in U3-Gruppen umzuwandeln. „Beim Bedarf an Krippenplätzen gab es einen leichten Anstieg“, erläuterte Pascal Seidel. Das sei auf die geburtenstarken Jahrgänge 2021 und 22 zurückzuführen.

Zwar könne man laut Statistischem Landesamt davon ausgehen, dass diese Zahlen wieder zurückgingen, doch wegen der wirtschaftlichen Lage seien oft schon früh nach einer Geburt beide Elternteile wieder erwerbstätig. Das steigere voraussichtlich auch in Oftersheim den Bedarf an Krippenplätzen – Ende 2023 werde es nur zehn freie Plätze geben. „Und die werden über das restliche Betreuungsjahr wohl belegt“, prognostiziert Gavras. Zudem würden sich die geburtenstarke Jahrgänge in naher Zukunft logischerweise auch bei den Ü3-Plätzen bemerkbar machen.

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Silke Seidemann (FWV) betonte im Namen ihrer Fraktion die Wichtigkeit frühkindlicher Erziehung und lobte, dass die Gemeinde die Qualität der Betreuung an erster Stelle sehe. „Wir begrüßen auch die Modernisierung bei den Ausbildungen“, sagte sie weiter. „Wir müssen attraktive Stellen ausschreiben, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Damit spielte sie auf die Entscheidung in Sachen Personalschlüssel an, die es den Einrichtungen erleichtern soll, gut ausgebildetes Personal zu bekommen und zeitgleich eine hohe Qualität der Betreuung zu gewährleisten.

Hilfe für Nachbarkommunen oder für Oftersheimer Firmen

Patrick Schönenberg (Grüne) äußerte in seiner Stellungnahme eine Idee zum Umgang mit den freien Plätzen im Ü3-Bereich – als Alternative zu der möglichen Gruppenumwandlung oder der ebenfalls von der Verwaltung angedachten Option, könne man doch anderen Kommunen freie Plätze zur Verfügung zu stellen. „Wir haben in Oftersheim Firmen, deren Mitarbeiter nicht unbedingt hier wohnen, sondern vielleicht in Brühl oder Schwetzingen. Wenn die möglicherweise an ihrem Wohnort keinen Betreuungsplatz für ihr Kind finden, könnte die Gemeinde ihnen doch hier freie Plätze zur Verfügung stellen. Das würde Oftersheim als Arbeitsplatzstandort stärken.“

Jens Rüttinger (SPD) äußerte sich in diesem Zusammenhang ähnlich und stellte aus Sicht seiner Fraktion klar, dass die Gemeinde als Arbeitgeber attraktiv bleiben müsse, um Fachkräfte zu halten.

Carmen Kurz-Ketterer (FDP) betonte, dass Bildung im Kindergarten beginne. „Je früher ein Kind eine Einrichtung besucht, umso bereiter ist es auch danach noch zu lernen. Und wir benötigen gut ausgebildete Menschen für unsere Zukunft.“

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