Evangelische Kirchengemeinde

Proben für Krippenspiel in Oftersheim: „Nicht ganz perfekt, dafür umso schöner“

Die Probe ist wild und laut – aber vor allem ist sie für die Schauspieler im Grundschul- und Unterstufenalter ein wöchentliches Highlight voller Spaß.

Von 
Noah Eschwey
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Pfarrer Dr. Simon Layer sitzt am Klavier. Paul Hafner (r.) übt mit den Kindern mit beeindruckender Geduld den Gesang. © Eschwey

Oftersheim. Das evangelische Gemeindehaus in Oftersheim ist voller Trubel. Unzählige Kinder rennen wild durcheinander, rufen sich gegenseitig Worte zu, die in der Menge untergehen. Sie springen in die Luft und drehen Pirouetten. Sie lachen und singen. Es herrscht Chaos. Im gesamten Gebäude? Nicht ganz. Wie eine Oase der Stille strahlt Organist Paul Hafner eine raumdurchflutende Ruhe aus. Es ist wie ein Rollentausch – der Organist steht hinter einem Liederständer und vor der Kindermenge. Pfarrer Dr. Simon Layer hat es sich hinter den Klaviertasten gemütlich gemacht. Layer bestätigt: „Paul Hafner kann unglaublich gut mit den Kindern umgehen, deswegen habe ich ihn gebeten, das Krippenspiel anzuleiten.“ Ein kluger Schachzug, wie es scheint, denn Hafner besticht auch bei dieser Probe mit nie endender Geduld.

Erika und Elisabeth Rösch üben mit den Kindern derweil den Text im Nebenraum. © Noah Eschwey

Es ist 17 Uhr an einem Montag. Für die Kinder in Oftersheim bedeutet das: Krippenspielprobe. Ein geselliges Ereignis für die jungen Darsteller, immerhin wirken nahezu 50 Kinder an dem Stück mit. „In der ersten Woche waren es nur sechs Kinder, in der zweiten waren es schon 20. Seitdem kommen in jeder Woche mindestens zehn Kinder mehr“, erzählt Hafner, der ab dem Jahreswechsel die Stelle des Bezirkskantors in Schwetzingen übernimmt.

Organisatorische Herausforderung in Oftersheim

„So, die Erzähler eins bis drei und die Engel gehen jetzt mal in den Nebenraum“, ruft Hafner durch den Saal. „Bist du nicht auch ein Erzähler?“, fragt ein Mädchen ihren Sitznachbarn, der sich kurz umschaut, aufspringt und den anderen Kindern hinterhersprintet.

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Die Schwestern Erika und Elisabeth Rösch warten schon im Nebenzimmer auf die überaus motivierten Kinder. „Wir üben die Rollen mit den Kids ein“, so Erika. Ein schwieriges Unterfangen, weiß ihre Schwester: „Wir helfen nun seit über 40 Jahren beim Krippenspiel. Es ist jedes Jahr ein bisschen Chaos.“ Das mache die Schwestern aber nicht mehr nervös: „Es hat bisher immer geklappt, das wird es auch in diesem Jahr“, sagt Elisabeth Rösch mit einem Augenzwinkern. Für beide sei eine Weihnachtszeit ohne diese Herausforderung nur schwer vorstellbar. „Ich habe gelernt, dass ich ganz langsam sprechen soll, sonst verstehen das die Leute nicht“, erklärt die neunjährige Ricarda. Sie sei durch ihre Schwester Marlene (zwölf) zum Krippenspiel gekommen. „Ich bin nämlich schon hier dabei seit ich fünf Jahre alt bin“, sagt diese voller Stolz.

Besonders beeindruckend ist die achtjährige Elsa, denn sie ist die Einzige die schon an diesem Abend den ganzen Text auswendig kann. „Vielleicht möchte ich mal Schauspielerin werden. Das muss ich mir aber noch genauer überlegen“, antwortet Elsa auf Nachfrage dieser Zeitung.

Oftersheimer Kindern den Einstieg erleichtern

Während schon die zweite Schauspielgruppe bei den Schwestern im Nebenraum den Text einübt, versucht der Musiker Hafner den Kindern den Einstieg in die Weihnachtslieder zu erleichtern. „Anfangs war es schwierig für die Kinder, ich habe ja eine recht tiefe Stimme, die Kleinen singen aber eher hoch. Zum Glück haben wir Menschen aus der Gemeinde und Eltern, die da helfen“, so der zukünftige Bezirkskantor mit Blick auf Ina Rokossa, die Mutter des siebenjährigen Aron. „Ich singe selbst im Chor und auch in einer höheren Stimmlage, da kann ich manchmal den Kindern eine Stütze sein“, bestätigt sie. Mit einem breiten Grinsen fügt sie an: „Natürlich bin ich auch als Betreuerin gerne dabei. Jeder, der Kinder hat, kann sich vorstellen, wie anstrengend es mit über 40 Kindern zu dieser Uhrzeit sein kann. Da passiert auch einiges an Schabernack.“

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Die neunjährige Mariella hat für Schabernack keinen Kopf – sie ist nämlich ziemlich aufgeregt, wie sie verrät. „Ich singe ein Solo, das macht mich schon sehr nervös. Aber ich freue mich auch“, sagt das Mädchen. Das Singen mache ihr viel Spaß, beruflich wolle sie sich aber lieber mal an Hafner orientieren: „Ich möchte vielleicht mal Pianistin werden.“

Beim letzten Lied dürfen wieder alle mitsingen. Vielleicht nicht ganz im Takt, dafür aber leidenschaftlich. Nicht unbedingt in der richtigen Tonlage, dafür aber mit großem Spaß. Hafner fasst treffend zusammen: „Es kann sein, dass es nicht ganz perfekt wird. Dafür wird es aber sicher umso schöner.“ Wohlig erschöpft verlassen die Kinder das Gemeindehaus.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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