„K-Bam!“

Wie Geflüchtete und Jugendliche Oftersheim von Müll befreien wollen

Die einen möchten was für das Image ihrer Altersgruppe tun, die anderen ihrer neuen Heimat etwas zurückgeben: Für die vierte Auflage von „Kein Bock auf Müll“ arbeiten bald junge und neu angekommene Oftersheimer zusammen.

Von 
Lukas Heylmann
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Stolz präsentieren die Kids und Jugendlichen vom Juz, der Pfadfinder, Ministranten und der Natur-AG die Ausbeute der jüngsten Müllsammelaktion im Ortsgebiet 2022. Im vergangenen Jahr geht der Weg nämlich stattdessen in den Wald – dieses Jahr stehen wieder Oftersheims Straßen auf der Agenda. © Marco Montalbano

Oftersheim. Dass illegale Müllentsorgung in Oftersheim ein Problem ist, hat Katja Rösch vom Umweltamt erst vergangene Woche in einem Interview mit dieser Redaktion bestätigt. Fast wöchentlich fänden Mitarbeiter der Gemeinde Abfall dort, wo er nicht hingehört, oder würden zumindest von Bürgern darauf aufmerksam gemacht - und dann muss ihn der Bauhof entsorgen. Sammelaktionen, wie sie immer wieder ehrenamtlich Engagierte in Oftersheim und umliegenden Kommunen organisieren, können da fast wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein scheinen. Doch sie bewirken etwas - das bestätigen jedenfalls die kommunale Integrationsbeauftragte Britta Josupeit und Jugendreferent Sebastian Längerer, die in diesem Jahr erstmals bei der Organisation von „K-Bam!“ - kurz für „kein Bock auf Müll“ - kooperieren. Geplant ist die Aktion für Samstag, 27. April, von 11 bis etwa 14 Uhr.

Entstanden ist die Zusammenarbeit folgendermaßen, wie Britta Josupeit erklärt: „Seit Sebastian da ist, versuchen wir regelmäßig, uns auf Aspekte unserer jeweiligen Arbeit aufmerksam zu machen, die für den anderen interessant ist. Die Müllsammelaktion ist ein gutes Beispiel dafür.“ Längerer ergänzt: „Ursprünglich kam das Ganze ja als Idee von den Jugendlichen selbst, die damit einen positiven Eindruck von ihrer Altersgruppe machen und ihrer Heimatgemeinde etwas zurückgeben wollen.“

Geflüchtete wollen sich in Oftersheim einbringen

Und das sei auch bei vielen Familien der Fall, die als Geflüchtete nach Oftersheim gekommen sind, wie Britta Josupeit aus ihrer täglichen Arbeit weiß. „Viele davon wollen sich einbringen“, sagt sie. „Das Gute ist, dass ich die Menschen oft sowieso schon kenne und so konnte ich sie bei Gesprächen hier im Rathaus oder kürzlich beim Familiennachmittag des Asylkreises auf die Aktion aufmerksam machen.“ Das scheint Erfolg gehabt zu haben. So hätten beispielsweise Familien aus dem Irak und der Ukraine geplant, bei „K-Bam!“ mitzuhelfen. „Damit wollen sie zeigen, dass sie sich hier wohlfühlen“, erklärt die Integrationsbeauftragte. „Eigentlich ist eine Müllsammelaktion ja nicht der attraktivste Zeitvertreib, aber es zeigt die Identifikation mit der neuen Heimat.“

Der Asylkreis sei von der Idee ebenfalls sofort angetan gewesen. „Ich habe Heidi Joos davon erzählt und sie ist sowieso immer offen für Neues. Der Tenor war, dass man das auf jeden Fall ausprobieren wolle.“ Und so sind neben den Menschen, mit denen der Asylkreis arbeitet, auch einige seiner Mitglieder dabei.

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Josupeit hat den Neu-Oftersheimern mitgeteilt, dass auch Eltern gerne bei der gesamten Aktion dabei sein können, auch wenn es traditionell ein Angebot für Kinder und Jugendliche ist. „Diesmal liegt der Fokus schon auf den ganzen Familien“, sagt sie. „Integration soll schließlich alle meinen.“

Zu Beginn der Müllsammlung werden zunächst einmal Gruppen eingeteilt. „Dabei achten wir auch drauf, verschiedene Altersgruppen und Herkünfte zu mischen“, erklärt Längerer. „Das soll eine Verbindung schaffen.“ Allerdings wolle man Rücksicht auf Sprachbarrieren nehmen, wo es welche gibt.

Ein erster Anknüpfungspunkt an die Oftersheimer Jugendarbeit

Für die Kinder aus Familien, die als Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, könnte „K-Bam“ auch ein erster Anknüpfungspunkt an die örtliche Jugendarbeit sein, wenn es nach Josupeit und Längerer geht. „Viele Familien sind schon ein paar Jahre hier und ihre Kinder kommen ins Jugendalter. Das ist jetzt eine gute Gelegenheit, solche Angebote kennenzulernen“, findet die Integrationsbeauftragte. Dass es an dem Samstagmittag zu Kontaktpunkten zwischen ganzen unterschiedlichen Menschen kommt, sieht sie ohnehin als gegeben an - das sei auch immer wieder bei den verschiedenen Angeboten des Asylkreises zu beobachten.

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Doch schlussendlich soll bei der Aktion auch etwas geschafft werden - was im Übrigen auch den Jugendlichen bei den bisherigen drei Ausgaben von „K-Bam“ stets bewusst gewesen sei, wie Sebastian Längerer betont. „Es gab immer viele Anmeldungen und auch jetzt ist der Wunsch nach Beteiligung groß. Es geht ihnen nicht nur darum, dass es hinterher etwas zu essen gibt“, sagt er und lacht.

Besonders viel Müll im Oftersheimer Wald

Nachdem schon zweimal bei „K-Bam“ das Waldgebiet um das Oftersheimer Wildgehege im Fokus stand, geht es diesmal wieder - wie schon 2022 - ans Ortsinnere. „Dort gibt es einige Problemzonen, die wir angehen wollen“, spricht der Jugendreferent aus mehreren Jahren Erfahrung. Eine davon sei der Gemeindepark. „Auf vieles weisen uns auch Bürger hin oder es fällt uns einfach selbst auf, wenn wir im Ort unterwegs sind“, fügt Britta Josupeit hinzu. Künftig soll es womöglich zwei „K-Bam“-Termine im Jahr geben - einmal im Wald und einmal im Ort. „Wir wünschen uns, dass der Kooperationskreis wächst“, erläutert Längerer. In der Vergangenheit haben sich unter anderem schon der Förderkreis Wildgehege, die Oftersheimer Pfadfinder und die Natur-AG beteiligt.

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Letztlich sei im Wald - leider, wie Sebastian Längerer betont - mehr Müll zu finden. „Aber die Aktion hier direkt im Gemeindegebiet sensibilisiert mehr“, findet Integrationsbeauftragte Josupeit. „Die Kinder sehen, wo eigentlich die Mülleimer stehen und sammeln vielleicht auch so mal etwas auf, das ihnen auffällt.“ Generell sei die Motivation bei den jungen Oftersheimern groß, ihre Gemeinde sauber zu halten. So berichtet Längerer: „Wenn es beim Sommerferienprogramm in den Wald geht, haben wir auch Müllsäcke dabei - die Kids freuen sich sogar drauf.“

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