Plankstadt. Zum Schluss geht dann alles Schlag auf Schlag: Direkt nach der Einweihung der neuen Kultur- und Sporthalle soll im Spätsommer des kommenden Jahres die Plankstadter Mehrzweckhalle in weiten Teilen abgerissen werden. Das Ende des mehr als 45 Jahre alten Gebäudes wird wohl bei vielen Einwohnern schöne Erinnerungen hervorrufen, haben es doch Generationen für ihr Training oder für Wettkämpfe genutzt.
Für Harald Emmerich wird es vor allem eine große Umstellung seines Arbeitsalltages bedeuten. Denn obwohl er hier erst seit rund zwei Jahren Hausmeister ist, sind ihm die mitunter komplexen Abläufe der weitläufigen Halle inzwischen sehr vertraut. „Am Anfang war es gar nicht so einfach, sich in dem Gewirr aus Fluren und Räumen zurechtzufinden. Schon die öffentlichen Bereiche sind aus heutiger Sicht verwinkelt angelegt – aber hinter den Kulissen ist es noch viel unübersichtlicher“, erzählt Emmerich lachend.
Ursprünglich war er für die Humboldtschule zuständig, doch mit dem Rentenbeginn des vorherigen Hausmeisters wechselte er schließlich zur 1978 errichteten Sporthalle. Dabei ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass Kommunen heutzutage noch eigene Angestellte für den Betrieb ihrer Liegenschaften haben. Doch externe Firmen können naturgemäß keine vergleichbar enge Betreuung bieten. Als Teil der Gemeindeverwaltung ist die Identifikation für die eigenen Hausmeister ungleich höher – gerade bei derart komplexen Gebäuden wie der Mehrzweckhalle.
"Technik mit Macken kennen": Hausmeister verabschiedet sich von Mehrzweckhalle Plankstadt
„Die Technik ist in weiten Teilen noch aus dem Erbauungsjahr und zusätzlich mit der Zeit an vielen Stellen geändert und nachjustiert worden. Da hilft also kein Standardprozedere weiter, sondern man muss die einzelnen Macken und Begebenheiten genau kennen“, sagt Harald Emmerich.
Zusammen mit Dietmar Defièbre, der mit seinem Heidelberger Ingenieurbüro die Abwicklung der alten und den anlaufenden Betrieb der neuen Halle verantwortet, führt der Hausmeister seinen Besuch in den Keller: Dort befindet sich die Herzkammer der Gebäudetechnik.
Alte Heiztechnik in Mehrzweckhalle: Abriss in Plankstadt macht energetisch Sinn
Über schmale Treppen geht es vorbei am Eingang der Kegelbahn, die zusammen mit dem Restaurantbereich erhalten bleibt. „Dort hat die Gemeinde schon einiges saniert und investiert. Trotzdem werden wir hier noch sanieren und vor allem den energetischen Standard erhöhen müssen“, erklärt Dietmar Defièbre. Die Außenfassade könne dabei optisch an die neue Kultur- und Sporthalle angepasst werden. „Und auch der Zugang zum Kegelbereich wird künftig natürlich anders aussehen“, verspricht der Ingenieur.
Im Untergeschoss angekommen wird dann deutlich, warum eine Sanierung der restlichen Hallenbereiche wenig Sinn gemacht hätte. Die Heiztechnik ist ein knappes halbes Jahrhundert alt, auch wenn inzwischen bereits die Anschlüsse für die Fernwärme verlegt sind. „Aber die Anlagen und die Leitungen haben ihre Zeit größtenteils hinter sich. Sie sind nicht nur marode, sondern machen einen sparsamen Betrieb kaum möglich – auch wenn wir es bis heute schön warm bekommen“, sagt Harald Emmerich.
Künftig sollen der erhaltene Teil der Mehrzweckhalle sowie das geplante Haus der Vereine zumindest teilweise von der auf Nachhaltigkeit ausgelegten Haustechnik der neuen Kultur- und Sporthalle mitversorgt werden. Photovoltaik-Module, mit Solarthermie betriebene Wärmepumpen, ein Erdsolespeicher und zusätzlich Fernwärme sorgen dort für Unabhängigkeit vom Gas.
Andere Zeiten, andere Maßstäbe – auch für Planer der Mehrzweckhalle
„In den 1970er-Jahren hat man sich solche Gedanken kaum machen müssen, entsprechend waren die Prioritäten andere“, sagt Emmerich. Überhaupt hätten die Planer damals sehr massiv und teils wuchtig gebaut, manchmal auch recht dunkel und eng. „Unter weiten Teilen der Halle verläuft ein Kriechgang mit technischen Geräten und Leitungen. Dort hineinzukrabbeln, ist wirklich keine Freude.“
Auch in der Halle selbst gibt es einige optimierungswürdige Bereiche. Die große Zuschauertribüne kann zwar platzsparend zusammengefahren werden, was bei Bedarf das Spielfeld vergrößert. Um sie aber zu bewegen, sind bis zu drei Mann nötig, die eine ganze Weile beschäftigt sind. „In der neuen Halle gibt es feste Zuschauerränge, die auch noch barrierefrei sind. Allein das erspart uns künftig schon viel Arbeit“, betont Emmerich.
Auch ansonsten überwiegt bei ihm die Vorfreude auf seine neue Arbeitsstätte. „Als ich in die Mehrzweckhalle gewechselt bin, war ja schon klar, dass ihre Jahre gezählt sind und die Zukunft dem Neubau gehört“, erklärt er. Die Bedienung der modernen Technik werde dort aber wohl neue Herausforderungen mit sich bringen. „Natürlich arbeiten wir dann an vielen Stellen digital und mit Bildschirmen, das gibt es hier in der alten Halle so gut wie gar nicht.“
Nach Abriss der Mehrzweckhalle in Plankstadt: Vorfreude auf neue Technik
Auch Dietmar Defièbre schwärmt von den sich ergebenden neuen Möglichkeiten: Per Ferndiagnose könne jederzeit auf die Technik zugegriffen werden und bei Bedarf sogar eine Wartung erfolgen. „Die Hausmeister bekommen künftig viele Infos direkt auf ihr Smartphone und müssen nicht jedes Mal extra anfahren. Und natürlich wird es mit der neuen Technik auch weniger Ausfälle geben als mit den in die Jahre gekommenen Systemen der Mehrzweckhalle“, versichert Defièbre.
Der Abriss werde allerdings noch einmal ein Kraftakt, da Teile erhalten bleiben und entsprechend um sie herum gearbeitet werden müsse. So bleibt die Bühne der Mehrzweckhalle stehen: Unter ihr beginnt bereits die Kegelbahn. Der restliche hohe Bau in seiner markanten Betonoptik und mit dem gelben Anstrich werde aber weichen, genau wie der nicht mehr benötigte separate Kamin.
Stattdessen soll dort das Haus der Vereine entstehen und mit mehreren kleineren Räumen Platz für Versammlungen und Sitzungen, aber auch Sportarten wie Gymnastik, Yoga, Tanz- und Gardetraining oder Gesundheitssport bieten.
Abriss in Plankstadt: "Teil der Mehrzweckhalle bleibt als Erinnerung erhalten"
„Bislang findet das in den separaten Mehrzweckräumen der alten Halle statt, die aber ziemlich dunkel und stickig sind. Da werden die Sportler eine große Verbesserung spüren, wenn das Haus der Vereine später tatsächlich kommt“, freut sich Hausmeister Harald Emmerich. Die finale Entscheidung dazu muss dann allerdings noch demnächst der Gemeinderat fällen. Durch die bessere räumliche Aufteilung könnten dann künftig mehr Vereine gleichzeitig trainieren oder parallele Veranstaltungen abhalten. Diese Entzerrung wäre auch ein Vorteil für Harald Emmerich und seine vier Kollegen, die sich als Hausmeister der Kommune gegenseitig im Krankheitsfall oder im Urlaub vertreten.
„Am Ende muss jeder von uns in der Lage sein, die verschiedenen Gebäude betreuen zu können. Da hilft es enorm, wenn wir bald eine moderne Halle mit neuer Technik haben“, sagt Harald Emmerich. „Und ein Teil der Mehrzweckhalle bleibt uns ja als Erinnerung erhalten.“
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