Plankstadt/Eppelheim. „Im Umfeld der Humboldtschule besteht starker Hol- und Bringverkehr, der einen negativen Einfluss auf die Sicherheit und den Komfort der Schulkinder hat“, lautet eines der Ergebnisse des Fußverkehrschecks in Plankstadt (wir berichteten). Deutschlandweit bringen einer Forsa-Umfrage zufolge 23 Prozent der Eltern ihr Kind mit dem Auto zur Grundschule. Der ADAC kommt bei einer Umfrage im Vorjahr auf 17 bis 22 Prozent. Sie befürchten, dass der Schulweg für die Kinder zu unsicher ist. Tatsächlich gefährden Eltern ihre Kinder mit ihrem Verhalten selbst. Sie verwandeln den Bereich vor Schulen in eine Gefahrenzone. Rangierende Fahrzeuge sorgen für unübersichtliche Situationen. Die sechs- bis elfjährigen Grundschüler wissen damit noch nicht umzugehen.
Plankstadt steht mit der Problematik nicht alleine da – die sogenannten Elterntaxis sind ein landesweites Problem. Doch wie sieht die Situation rund um die Grundschulen in Plankstadt im Detail aus? Wir haben nachgefragt.
Was die Rektorinnen von Humboldt- und Friedrichschule in Plankstadt sagen
„Nach übereinstimmender Auskunft beider Schulleitungen sind Elterntaxis aktuell kein gravierendes Problem“, sagt Sabine Zeuner, Pressesprecherin der Gemeinde Plankstadt. Bemerkenswert: Auf Anfrage dieser Zeitung wollten sich weder Annett Mellentin, Schulleiterin der Humboldtschule – die im Fußverkehrscheck eine Problemstelle darstellt – noch die Rektorin der Friedrichschule, Sandra Worrow, zur Thematik äußern. Es sei zu brisant und an vielen Schulen ein heikles Thema.
Aus dem Rathaus hingegen heißt es: „Der überwiegende Teil der Kinder kommt zu Fuß oder in den älteren Jahrgangsstufen mit dem Roller sowie dem Fahrrad in die Schule.“ Weiter würden Humboldt- und Friedrichschule etwa von jeweils 40 bis 70 Fahrzeugen pro Tag angesteuert werden – bei rund 200 Kindern pro Schule. Damit werden zwischen 20 und 35 Prozent der Plankstadter Grundschüler täglich per Elterntaxi vor das Klassenzimmer chauffiert. Das übersteigt den bundesweiten Durchschnitt teilweise deutlich.
"Die Problematik ist vorhanden", meint eine Elternbeirätin aus Plankstadt
Entsprechend konträr zu den Informationen aus dem Rathaus fällt die Einschätzung der stellvertretenden Elternbeiratsvorsitzenden der Friedrichschule aus. „Die Problematik ist schon vorhanden“, sagt Anna Pasch über Elterntaxis. Die Autos würden regelmäßig unmittelbar vor der Schule parken. „Da wird es dann schon voll.“
Auch die inzwischen seit zwei Jahren wegen Umbauarbeiten gesperrte Schwetzinger Straße im Ortskern würde laut Pasch zu zunehmendem Verkehr an der Friedrichschule führen. Dass „von den Eltern zu häufig in Sperrbereichen direkt vor den Eingängen oder in Bereichen mit Halteverboten geparkt“ wird, bestätigt auch die Gemeinde. Dies werde „regelmäßig vom Gemeindevollzugsdienst zu den Bring- und Abholzeiten kontrolliert und geahndet“, erklärt Pressesprecherin Zeuner.
Welche positiven Effekt der Schulweg zu Fuß hat
Elternbeirätin Pasch wünscht sich, dass die Kinder bereits eine Gabelung früher abgesetzt werden, „damit es sich vor der Schule nicht ballt“. Ein Ansatz des Gutachters des Fußverkehrscheck ist eine Elternhaltestelle am Vogelpark, der in fußläufiger Entfernung zur Humboldtschule liegt. Laut einer ADAC-Umfrage stoßen solche Haltestellen bei Eltern auf große Zustimmung, denn insgesamt sind 59 Prozent der Eltern der Meinung, dass durch Elterntaxis gefährliche Verkehrssituationen entstehen.
Die Lösung ist, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen. Damit lernen Kinder nicht nur viel mehr über Sicherheit und Verhalten im Straßenverkehr als auf dem Rücksitz, Verkehrsexperten und Pädagogen heben auch die positiven Effekte auf Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit sowie die Sozialkompetenz der Schüler hervor, wenn der Weg in Gruppen bewältigt wird.
Laufgruppen sind in Plankstadt gescheitert
Den Angaben aus dem Plankstadter Rathaus zufolge würden sich solche Weggemeinschaften, bei denen mehrere Kinder mit einem Elternteil den Fußweg bestreiten, oftmals in den ersten Klassen bilden. Eine Wahrnehmung, die die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende nicht teilt.
Pasch erklärt, dass es an der Friedrichschule zwar mehrfach Versuche gegeben habe, Weggemeinschaften zu initiieren, diese kamen aber nicht zustande. „Die Resonanz war nicht groß genug“, sagt sie. Ihrer Meinung nach sollte bereits beim jährlichen Begrüßungsfest der Erstklässler mit Hilfe der Polizei auf die Eltern zugegangen werden. An der Theodor-Heuss-Grundschule in Eppelheim ist das gängige Praxis, erzählt Rektorin Judith Herden. „Wir informieren die Eltern bei Schuleintritt, dass die Kinder bitte zu Fuß zur Schule kommen sollen.“
In Eppelheim existiert kein Problem mit Elterntaxis an Grundschule
Bei der Veranstaltung würde die Polizei empfehlen, im ersten Monat eine Laufgruppe gemeinsam mit einem Elternteil zu organisieren, damit die Kinder den Schulweg anschließend alleine bestreiten können, ergänzt der Elternbeiratsvorsitzende Julian Groll. Das nehmen sich die Eltern zu Herzen. Die Rektorin berichtet von wenig Problemen mit Elterntaxis an ihrer Schule. Bestätigt wird das vom Elternbeiratsvorsitzenden: „Wenn da morgens zwei bis drei Autos halten, ist das schon viel“, sagt Groll.
Der Schulweg der Eppelheimer Grundschüler zeigt seine Effekte auch im Klassenzimmer. Denn ausreichend Bewegung fördert die Konzentrationsfähigkeit. Die Kinder sitzen nach der morgendlichen Aktivität nicht nur wacher, sondern auch leistungs- und aufnahmefähiger im Unterricht. Das bemerkt auch die Rektorin: „Wenn man bewegt zur Schule kommt, funktioniert das Lernen besser“, meint Herden, die auch dem Aspekt der Kommunikation unter den Heranwachsenden große Bedeutung zuweist.
Schulwegeplan hilft Eltern und Kindern
Neben den Laufgruppen kommen in Eppelheim viele Grundschüler auf Rädern in die Schulstraße – nur eben nicht auf vier, sondern auf zwei, mit dem Roller. Hierfür organisiert die Theodor-Heuss-Schule jedes Jahr einen Aktionstag zum sicheren Fahren mit dem Tretroller.
Um gemeinsam mit den Eltern die optimale Route auszuarbeiten, bietet die Stadt Eppelheim Schul- und Radwegepläne an. Diese zeigen die für Grundschulkinder sichersten Routen aus allen Gebieten der Stadt und informieren über Ampeln, Zebrastreifen und Überquerungshilfen.
Auch die Gemeinde Plankstadt stellt einen solchen Plan zur Verfügung. Zusätzlich zu Verhaltensregeln und Gefahrenpunkten weist er für die Friedrichschule sogar Park- und Haltemöglichkeiten für Fahrzeuge aus – „falls es vereinzelt triftige Gründe gibt, ihr Kind ausnahmsweise mit dem Auto zu bringen“, wie es in dem Dokument heißt. Die Gründe scheinen in Plankstadt nicht nur vereinzelt aufzutreten.
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