Plankstadt. Als eine von zwölf Kommunen in Baden-Württemberg durfte die Gemeinde Plankstadt am Fußverkehrscheck teilnehmen. Das Projekt – welches aus Bürgerbeteiligungen und Begehungen in Plankstadt bestand – wurde rund ein halbes Jahr lang vom Fachbüro Planersocietät begleitet.
Die Problemstellen im Überblick
Knotenpunkt Schubertstraße/ Max-Reger-Straße: Die Kreuzung ist zu groß, die Fußgänger müssen große Distanzen zurücklegen, um die Straßenseiten zu wechseln. Der Lösungsvorschlag: „Die langen Querungsdistanzen an überdimensionierten Knotenpunkten können durch den Einsatz von vorgezogenen Seitenräumen verbessert werden“, so die Planer. Dabei wird der Gehweg durch Pfosten oder Markierungen am Boden vorgezogen. Für Fahrer werde außerdem die Verkehrsführung an der Kreuzung deutlicher.
Knotenpunkt Wilhelmstraße/Leopoldstraße: Durch parkende Autos ist an dieser Stelle die Sicht für Fußgänger eingeschränkt. Eine Lösung könnte sein, Zickzack-Markierungen anzubringen und das Halteverbot im Kreuzungsbereich zu kontrollieren. Laut der Straßenverkehrsordnung sind Bereiche vor und hinter Kreuzungen und Einmünudngen bis zu fünf Meter von den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten freizuhalten, so die Planersocietät.
Gehwegnase an der Jahnstraße auf Höhe des Vereinsheims: Die zweite Begehung zeigte, dass auf Höhe des Vereinsheims viele Fußgänger die Jahnstraße überqueren. „Gleichzeitig besteht an der Stelle auch viel Hol- und Bringverkehr“, heißt es im Bericht. Zudem parken oft Autos ein und aus. Die Lösung könnte nun sein, eine Gehwegnase auf Höhe des Vereinsheim einzurichten. Diese wird durch Baken und Markierungen gesetzt und stellt eine Verlängerung des Bürgersteigs dar, schränkt aber den fließenden Verkehr auf der Straße nicht wesentlich ein. Es kann allerdings eine „geschwindigkeitsdämpfende Wirkung erreicht werden“.
Lichtsignalanlage an der Jahnstraße: Auf Höhe der Straße Im Altrott steht eine Ampelanlage. Wie das Planungsbüro nun herausgefunden hat, wird die Ampel nicht häufig benutzt. Die Grünphase ist zu kurz, der Bereich nicht gut beleuchtet, der Warteplatz an der Straße zu eng und die Barrierefreiheit nicht gegeben. „Diese Mängel beeinträchtigen die Nutzung der Querungsanlage“, lautet das Fazit. Die Lösung könnte ein Zebrastreifen und ein abgesenkter Bordstein sein, damit die Fußgänger den Übergangsweg auch nutzen.
Querungssituation an der Schwetzinger Straße/ Eisenbahnstraße: An dieser Stelle steht zwar eine Ampel, „allerdings gibt es lange Querungsdistanzen und nur kurze Freigabezeiten, was die Sicherheit und den Komfort der Fußgänger beeinträchtigt“, so der Bericht. Insbesondere schutzbedürftige Personengruppen wie Kinder und ältere Personen seien hier betroffen. Der Vorschlag für diese Kreuzung würde eine größere Veränderung für die Verkehrsführung bedeuten: Die Planer empfehlen, die Kreuzung in einen Kreisverkehr umzubauen, mit Zebrastreifen an den Einfahrten. „Dadurch wird das Queren komfortabler gestaltet und der Platz besser genutzt.“
Umgestaltung der Friedrichstraße: Durch den Hol- und Bringverkehr vor der Grundschule seien die Gehwege von Autos zugeparkt. Hier sieht das Planungsbüro zwei Lösungsansätze: Kurzfristig könne man bauliche Elemente wie Poller auf der Straße anbringen, um die Fläche frei zu halten. Langfristig wäre aber die Umgestaltung der Friedrichstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich oder eine Einbahnstraße sinnvoll. „Dadurch wird die Verkehrssituation vor der Schule beruhigt und die Sicherheit der zu Fuß gehenden Kinder wird verbessert“, so die Begründung.
Elternhaltestelle am Vogelpark: „Im Umfeld der Humboldtschule besteht starker Hol- und Bringverkehr, der einen negativen Einfluss auf die Sicherheit und den Komfort der Schulkinder hat“, so das Ergebnis des Berichtes. Eine Lösung könnte sein, eine sogenannte Elternhaltestelle etwa auf dem Parkplatz am Vogelpark und Elternparkplätze in der Straße Im Altrott in der Nähe der Kinderkrippe einzurichten. „Diese Zonen dienen dazu, den Verkehrsfluss zu organisieren und die Sicherheit der Schüler zu verbessern“, so der Vorschlag. Elterparkplätze seien speziell für Kindergärten angedacht, da dort das Bringen der Kinder mehr Zeit in Anspruch nehmen könne.
Spielplatz Antoniusweg: Der östliche Zugang des Spielplatzes werde oft zugeparkt. „Das erschwert das Betreten und schränkt die Sichtfelder auf Kinder, die den Spielplatz verlassen, ein“, so das Büro. Als einzige Lösung sehen die Planer hier das Installieren von baulichen Elementen wie beispielsweise Poller. „Kinder sind klein und können so leicht hinter parkenden Fahrzeugen übersehen werden.“ sax
Und nun? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Gemeinderat in der Sitzung im April. Hier stellte Verkehrsplaner Jan Hauenstein den Abschlussbericht der Verkehrsprüfung vor, die vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Bevor von den Schwachstellen innerhalb der Gemeinde die Rede ist, hebt der Planer erst mal die positiven Aspekte für Fußgänger in Plankstadt hervor. „In Plankstadt lässt sich alles gut zu Fuß erreichen“, sagt er.
Positiv sei außerdem die Sanierung der Ortsmitte, die für Fußgänger nun deutlich attraktiver gestaltet wurde. Dass hier nun Tempo 20 gilt, trage zur Sicherheit und Aufenthaltsqualität rund um das Rathaus und den Geschäften nahe der Schwetzinger Straße bei. Außerdem gebe es grundsätzlich viele Querungen in der Gemeinde, die den Wechsel der Straßenseiten vereinfachen.
Im Abschlussbericht sind vier große Probleme vermerkt
Einige Querungen mit Nachrüstungspotenzial wurde allerdings im Maßnahmenkatalog des Abschlussberichtes vermerkt – darunter unter anderem die Ampelanlage in der Jahnstraße. Wie die Teilnehmer in der zweiten Begehung bemerkten, nutzt kaum jemand die Ampelanlage, aus den verschiedensten Gründen. Die Grünphase dauere zu lang, es gebe kaum Platz für die Wartenden – und so sei es einfacher, die Kreuzung an einer anderen Stelle zu überqueren. Das ist nur eines der vielen Probleme in Plankstadt, die beim Fußverkehrscheck festgestellt wurden.
Im Abschlussbericht gibt es vier wesentliche Kritikpunkte: Erstens gebe es im Gemeindegebiet Gehwegparker, wodurch nur sehr enge Durchgangsmöglichkeiten auf dem Bürgersteig bestehen. Die Konsequenz: Fußgänger müssen auf die Straße ausweichen – eine Gefahr für die Personen und andere Verkehrsteilnehmer. Zweitens weisen die Straßen in Plankstadt erhebliche Mängel in Sachen Barrierefreiheit auf.
Dies „schränkt die Mobilität von mobilitäts- und seheingeschränkten Personen insbesondere beim Queren stark ein“, lautet das Urteil im Bericht. Drittens sei die Beleuchtung durch Laternen in der Gemeinde nicht ausreichend. „Teils eingeschränkte oder fehlende Beleuchtung führt zu unattraktiven und teils gefährlichen Fußwegen in Plankstadt“, schreibt das Planungsbüro.
Und schließlich viertens, befinden sich viele der Fußwege in einem schlechten baulichen Zustand. Das erschwere das Begehen, vor allem für Personen mit Mobilitätseinschränkungen, aber auch für Personen, die mit Kinderwagen, Rollator und Rollstuhl unterwegs seien.
Wie gegen die Probleme vorgegangen werden kann
Das Fachbüro hat nun Vorschläge zur Besserung der Schwachstellen für die Gemeinde erarbeitet. „Das liegt in der Hand der Gemeinde und des Gemeinderats, wie man das angehen kann“, sagt Jan Hauenstein. Und wie kann es nun weitergehen? Der Anfang sei gemacht, sagt Bürgermeister Nils Drescher in der Sitzung des Gemeinderats. Man werde nun sukzessive an die Problemstellen und Vorschläge drangehen und schauen, welche Maßnahmen sich schnell umsetzen lassen und welche der Zustimmung des Gemeinderats bedürfen.
Für das Gehwegparken schlägt das Planungsbüro vor, dass die Gemeinde Plankstadt unterschiedliche Ansätze verfolgen soll, um dies zu verhindern. „Dazu zählt situationsbedingt das Markieren von Gehweg-Parkflächen, das Einrichten uns Ausschildern von einseitigen Parkverboten, das Einrichten von Einbahnstraßen und das Abtrennen des Gehwegs durch Baken oder andere bauliche Elemente“, schreiben die Planer im Abschlussbericht. Weiterhin seien eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit, Information und Kontrollen sinnvoll, um die Relevanz der Freihaltung mit den Bürgern zu kommunizieren.
Keine ausreichende Beleuchtung in Plankstadt
Zum Thema Laternen und Straßenbeleuchtung empfehlen die Planer, sämtliche Lampen im öffentlichen Straßenraum zu überprüfen und auszubessern. „In Plankstadt sind Fußwege teils gar nicht beziehungsweise nur eingeschränkt beleuchtet. Ohne Beleuchtung entstehen Angsträume und die Sicherheit im Fußverkehr wird negativ beeinflusst“, so der Bericht. Die Straßenbeleuchtung an sich ist nicht zum ersten Mal Thema im Gremium. Erst in der Dezember-Sitzung wurde bekannt gegeben, dass ein Förderantrag für energiesparende Beleuchtung stattgegeben wurde.
Wie die Gemeindeverwaltung in der damaligen Beschlussvorlage schreibt, wurde die Straßenbeleuchtung bereits im Jahr 2021 zu einem großen Teil in stromsparende und insektenfreundliche LED-Beleuchtung getauscht. Insgesamt 443 Leuchten blieben übrig – die in diesem Jahr erneuert wurden. „Mit dem Tausch dieser verbliebenen Lampen wäre die Straßenbeleuchtung in Plankstadt energetisch modernisiert“, schreibt die Gemeindeverwaltung.
Einen weiteren Kritikpunkt betrifft die Grünpflege in der Kommune. „Gehwegbegleitender Bewuchs ist an einigen Stellen in Plankstadt während der Begehung nicht genügend gepflegt und schränkte das nutzbare Lichtraumprofil für die Zufußgehenden ein“, heißt es im Bericht. Dies beeinflusse den Gehkomfort für Fußgänger negativ und gefährde vor allem seheingeschränkte Personen durch Verletzungsgefahr an dem schlecht wahrnehmbaren Grün. Deshalb schlägt die Planersocietät vor, die Bäume und Sträucher kontinuierlich zu kontrollieren und zu pflegen. Dabei seien auch situationsbedingte Absprachen mit den Eigentümern einzelner Grundstücke notwendig.
Gremium bekundet Zustimmung und Dank an die Planer
Der Fußgängercheck kommt zunächst einmal gut bei den einzelnen Fraktionen im Gemeinderat an: „Plankstadt ist eine Gehgemeinde“, sagt Plali-Sprecher Dr. Stephan Verclas und dankte der Grünen Liste Plankstadt (GLP), die auf eine Teilnahme am Fußverkehrscheck aufmerksam gemacht haben. Dennoch sollen andere Fortbewegungsmittel wie beispielsweise das Fahrrad nicht außer Acht gelassen werden. „Plankstadt ist auch eine Fahrradgemeinde.“
Dass die Sicherheit für die Fußgänger wichtig ist, befindet auch die CDU-Fraktion im Gemeinderat. Allerdings sei dahingehend noch Luft nach oben – insbesondere an den Schulen in Plankstadt, zu den Zeiten, wenn Kinder gebracht und abgeholt werden. Der Fußverkehrscheck sei ein wichtiger Bestandteil dessen, auch in der Gemeinde ein Bewusstsein für Fußgänger zu schaffen.
„Wir haben eine niedrige Unfallstatistik, das soll auch so bleiben“, sagt Thomas Burger von der GLP. Allerdings müsste der Schulweg für Kinder noch sicherer gemacht werden. „Fahren jüngere Kinder mit dem Fahrrad zur Schule, geht es immer rauf und runter vom Gehweg, weil dort Autos parken.“ Deshalb plädiert er für ein Verkehrs- und Parkraumkonzept für Plankstadt.
Dr. Dr. Ulrich Mende von der SPD begrüßt die Ergebnisse, merkt allerdings auch an, dass aktuell ausreichend Baumaßnahmen in der Gemeinde vorherrschen. Betroffen sind aus seiner Sicht viele Personengruppen. „Nicht nur mit dem Rollator ist es schwierig, es geht auch schon mit dem Kinderwagen los“, berichtet er. Auf die Gemeinde und das Gremium werde in den nächsten Jahren entscheidend viel Arbeit zukommen.
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