Geburtstag

Gerhardt Frank aus Plankstadt wird 100 Jahre alt

Geboren ist Gerhardt Frank am 24. Februar 1924 in Chursdorf bei Schleiz/Thüringen. Der Jubilar kann auf ein Jahrhundert langes Leben zurückblicken und verrät, wie er sich fit hält.

Von 
Gemeindearchivar Ulrich Kobelke
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Gerhardt Frank aus Plankstadt wird am 24. Februar 100. Jahre alt. © privat

Plankstadt. Auch ehemalige Leistungssportler büßen im Alter von 100 Jahren etwas von ihren Bewegungsmöglichkeiten ein, dafür aber ist Gerhardt Frank geistig noch hellwach und es ist eine Freude, sich mit ihm über sein zurückliegendes Jahrhundert zu unterhalten. Heute kann der Plankstädter seinen 100. Geburtstag feiern – und das mit einer geistigen Wachheit und ungewöhnlichen Frische, die manchem Jüngeren nicht vergönnt sind.

Geboren ist Gerhardt Frank am 24. Februar 1924 in Chursdorf bei Schleiz/Thüringen. Sein Vater übte das Weber-Handwerk aus, später dann war er im Kunstharzgewerbe in der Bakelit-Herstellung tätig. Seine Mutter war eine selbständige Damenschneidermeisterin.

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In dem kleinen Ort gab es zu dieser Zeit noch keinen elektrischen Strom, bei Dunkelheit erhellten noch Petroleumlampen die Häuser und das Wasser musste noch vom Brunnen geholt werden. Die bekannte Fürstenfamilie Reuß hatte in Schleiz ein Schloss, an deren Hof war Franks Urgroßvater als Kurfürstlicher Kutscher angestellt.

Sportliche Leistungen und kritische Haltung im Dritten Reich

Im Alter von fünf Jahren zog er mit der Familie in die nahegelegene Kleinstadt Auma, wo er zur Schule ging. Danach besuchte er die Kaufmännische Handelsschule in Gera und begann eine Lehre als Industriekaufmann.

Er hatte einen guten und fortschrittlichen Chef, der die Fähigkeiten des den jungen Gerhardt erkannte und ihn nach Kräften förderte; so konnte Gerhardt schon mit 17 Jahren den LKW-Führerschein erwerben.

Sportlich wie Gerhardt Frank war, betrieb er Leistungssport und hier war es das Geräteturnen, das ihn fesselte. Immer dem Jungvolk als Sportwart zugehörig, war er nie Mitglied in der Hitler-Jugend. Seine ganze Familie stand dem Nazi–Regime äußerst skeptisch gegenüber und nie war in der Wohnung ein Hakenkreuz zu sehen.

Kriegserfahrungen und die Zeit in amerikanischer Gefangenschaft

Mit 17 Jahren erwarb Gerhardt Frank das Silberne Leistungssportabzeichen, was ihm auf seinem weiteren Ausbildungsweg äußerst nützlich war. Zu dieser Prüfungsart gehörten neben den sehr ambitionierten sportlichen Leistungen ein umfangreicher Wissenserwerb in allen möglichen Bereichen, so auch Himmelskunde und Kartenkenntnisse – alles Dinge, die ihm später von großem Nutzen waren. Nach Arbeitsdienst in Russland und Polen kam 1943 unweigerlich der Kriegsdienst in der Wehrmacht, wo Gerhardt Frank eine Offiziersausbildung beginnen konnte.

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In Italien in den Abruzzen bei der Schlacht um Monte Cassino geriet er in amerikanische Gefangenschaft und nach einem Zwischenaufenthalt in Oran/Algerien kam er für zweieinhalb Jahre nach Virginia in den USA in das gut geführte Gefangenenlager „Camp Picket“ mit 1000 Kriegsgefangenen und allerlei Annehmlichkeiten, vor allem im respektvollen Umgang zwischen Bewachern und Kriegsgefangenen. Seine umfangreichen Kenntnisse fielen auch den Amerikanern auf und so schaffte er auch dort den Aufstieg in das Control-Office der Lagerleitung, was ihm nebenbei auch gute Englischkenntnisse einbrachte. Als nach der deutschen Kapitulation die Amerikaner die Gefangenen an die Briten übergaben, endete diese Zeit jäh und Gerhardt Frank lernte in britischer Internierung auch die schlechten Seiten der Kriegsgefangenschaft für die nächsten eineinhalb Jahre kennen.

Neuanfang und das Berufsleben in Plankstadt

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft kehrte er zunächst zu seiner Familie nach Thüringen zurück und er versuchte aber bald, im Westen Fuß zu fassen, was erst beim zweiten Anlauf klappte.

Ein Cousin Franks hatte bei den Schwetzinger Panzern gedient und nach Kriegsende nach Plankstadt geheiratet. Durch ihn kam Gerhardt Frank nach Plankstadt und lebte zunächst in einfachsten Verhältnissen in der Hildastraße. Bevor er später sein eigenes Haus am Ungersgarten baute, wohnte er mit seiner Familie an der Ecke Goethestraße/Beethovenstraße im Haus von Fahrradhändler Kurt Gaa, das danach die Bäckerei Wagenbach beherbergte.

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Gerhardt Frank fand dann zunächst für 10 Jahre eine Stelle im Außendienst bei einer Versicherung, bevor er später bei der Firma Teldix in Wieblingen als technischer Einkäufer tätig war. Während der Zeit in der Heidelberger Firma entdeckte er seine Leidenschaft für Campingurlaube.

Reiselust und aktives Leben im Ruhestand

Nach Renteneintritt bereiste er mit seiner Frau die meisten europäischen Länder. Als passionierter Abfahrtsskifahrer war seine Begeisterung für das Wintercamping besonders stark. Gerhardt Frank besuchte eine Vielzahl an Gletschern und Skigebieten im gesamten Alpenraum. Im hohen Alter von 93 Jahre erfolgte 2017 seine letzte Campingreise. Gerhardt Frank ist ein sehr selbstbestimmter Mann, der auch im hohen Alter noch längst das „Heft nicht aus der Hand gegeben hat“ und seine Entscheidungen immer noch selbst trifft.

Er wohnt noch immer im Obergeschoss seines Hauses und wird überwiegend von seiner Enkelin umsorgt, über die er als stolzer Opa sehr lobend spricht.

Philosophie und Meinungen eines Jahrhundertlebens

Fragt man Gerhardt Frank nach seinen Einstellungen zum Leben, so sieht er alle Begebenheiten im Leben als Schicksal an, allerdings ist er der festen Überzeugung, dass man dem Schicksal oft auch durch eigenes Handeln etwas auf die Sprünge helfen muss.

Und über schicksalhafte Entscheidungen im Leben kann Gerhardt Frank aus seinem langen Leben viel berichten. Zur heutigen weltpolitischen Lage mit all ihren Krisen hat er seine eigene wohldurchdachte Meinung, die er sich durch tägliche umfangreiche Zeitungslektüre erwirbt. Seine dezidierten Meinungen zum Klimawandel, zur Energiekrise und zu den Krisenherden der Welt geben davon ein beredtes Zeugnis. Auch seine Sichtweise auf Geschehnisse der Bibel sind hochinteressant und regen zum Nachdenken an.

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Es ist Gerhardt Frank zu wünschen, dass er trotz der altersbedingten körperlichen Einschränkungen seinen Lebensabend noch weiter genießen und bei geistiger Frische am Weltgeschehen teilnehmen kann.

Dazu gilt ihm der herzliche Glückwunsch aller Gratulanten, angefangen von Ministerpräsident Winfrid Kretschmann bis zu Bürgermeisterstellvertreter Gerhard Waldecker, der Glückwünsche im Namen von Bürgermeister Drescher und der Gemeinde überbrachte.

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