Reilingen. Deutschland und Frankreich – zwei Staaten, die auf den ersten Blick in der Lebensweise ihrer Bewohner nicht unterschiedliche sein könnten. Doch nur auf den ersten Blick, denn die beiden zentralen europäischen Lander verbindet spätestens seit Charles de Gaulle und Konrad Adenauer eine tief gehende Freundschaft. Auch in Reilingen spiegelt sich diese bereits seit 1989 wider, denn damals startete die bis heute liebevoll gepflegte Freundschaft mit der französischen Partnerstadt Jargeau.
Dazu gehören eine jährliche Jumelage, ein Schüleraustausch und etliche weitere Aktionen im Sinne der kulturellen und grenzübergreifenden Verbrüderung. Also die noch frische Partnerschaft mit Jargeau 1990 in ihr zweites Jahr ging, dachte sich auch der bekennende Frankreich-Fan Peter Hancke, dass es sich lohnt, diese Freundschaft mit dem Städtchen nahe Orléans zu intensivieren.
Gemeinsame Aktionen für grenzübergreifende Verbrüderung für Reilingen und Jargeau
Als sportbegeisterter Mensch gewann der heute 70-Jährige mit Reinhard Bullawa, Reinhold Schröter und Otto Reeb drei Mitstreiter für eine Radtour von Reilingen nach Jargeau. Bis 2002 folgten weitere drei dieser Touren.
21 Jahre später folgt nun das Comeback: Am Reilinger Rathaus fuhren Peter Hancke, Ralph Pfahler und Rudi Krist zur 5. Radtour nach Jargeau los – selbstverständlich unter der Verabschiedung von Bürgermeister Stefan Weisbrod, der dem Trio eine erfolgreiche Fahrt in die Partnergemeinde wünschte.
Anfang der Radtour von Reilingen nach Jargeau bei virtueller Jumelage
Im Vorfeld der Tour beschreibt Hancke, wie es zum Revival nach über zwei Jahrzehnten kam: „Als die jährliche Jumelage während der Corona-Pandemie virtuell stattfand, erzählte ich von den vergangenen Touren. Das war eigentlich der Ursprung des Ganzen.“
Was mit der ein oder anderen Anekdote begonnen hatte, verfestigte sich dann bei der Busfahrt nach Jargeau im vergangenen Jahr. Dort gewann Hancke mit Ralph Pfahler und Rudi Krist zwei Mitfahrer. Und eigentlich wollte das Trio noch im gleichen Jahr durchstarten, doch gesundheitliche Probleme und Verletzungen machten einen Strich durch die Rechnung. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so hieß es am vergangenen Freitag – nach intensiver Planung und großer Vorfreude – Abfahrt.
Die ersten Touren
Juli 1990: Peter Hancke, Reinhard Bullawa, Reinhold Schröter, Otto Reeb
Juli 1992: Peter Hancke, Reinhard Bullawa, Philipp Gärtner, Friedrich Feth
Juli 2002: Peter und Renate Hancke, Franz und Luise Raber
August 2002: Peter Hancke, Reinhard Bullawa, Philipp Gärtner, Günter Blaesius, Charly Weibel hef
Während sich Pfahler und Krist mit klassischen Tourrädern auf den Weg nach Jargeau machten, beansprucht Peter Hancke als Senior des Trios ein E-Bike – schließlich hat der Reilinger in den vergangenen Jahrzehnten tausende Kilometer und berüchtigte Tour-de-France-Routen auf anderen vergleichbaren und mehrtägigen Radpartien mit voller Muskelkraft abgespult.
Radtour von Reilingen nach Jargeau perfekt durchgeplant
Organisatorisch sind die drei Frankreich-Fahrer perfekt vorbereitet: Beim ersten Zwischenstopp in Wörth wartet ein Kleinbus mit Verpflegung, der zum ständigen Begleiter der Tour werden soll. Vorgesehen ist, dass zwei radeln und im Wechsel der Bus gefahren werden soll. Ein Vorteil auf mehreren Ebenen: Wichtiger Proviant wie Wasser ist immer greifbar, sollte es zu einem Sturz oder Ähnlichem kommen, kann schneller reagiert werden und falls sich mal keine Übernachtungsgelegenheit bietet, haben die Radler Schlafsack und Isomatte parat und können im Bus nächtigen.
Die Streckenplanung der drei Mitglieder des Freundeskreises Reilingen-Jargeau sieht tägliche Etappen von 90 bis 110 Kilometern vor, was bei einer Dauer von sechs bis sieben Tagen eine Gesamtstrecke von mindestens 622 Kilometern ergeben soll. Dabei bleibt das Trio jedoch flexibel, feste Etappenzielorte gibt es nicht, man will sich den täglichen Begebenheiten anpassen und nicht aufgrund von gebuchten Hotels in Zugzwang geraten. Als Lösung möchten die Radler die französischen Hotels „Logis de France“ nutzen, die sich über das ganze Land verteilen und meistens auch „just in time“ Zimmer frei haben.
Die ein oder andere Steigung ist auf dem Weg nach Jargeau natürlich ebenfalls eingebaut, so ist die Streckenführung auf 3490 aufwärts und 3494 Höhenmeter abwärts ausgelegt. Und was wäre eine solche Radtour ohne die Fahrt durch schöne Landschaften?
Durch acht Départements von Reilingen nach Jargeau
Durch mehr als 100 französische Orte sowie acht Départements führt die geplante Strecke. Dabei geht es in die Regionen Elsass, Franche-Comté, Burgund und dem malerischen Loire-Tal. Dort wird sich den drei Radlern auch der Anblick des gleichnamigen Flusses bieten, der sich dann zu den zuvor gesehenen des Rheins, der Marne, der Mosel, der Maas, der Seine sowie der Yonne einreihen wird.
In voller Radmontur – Peter Hancke sogar im Frankreich-Look – war dem Trio die Freude über den lang ersehnten Start anzusehen. Bürgermeister Weisbrod betonte, dass die Gemeinde mit im Boot sei und die Fahrt mit Freude unterstütze.
Vom Reilinger Rathaus ging es dann los, es wurde nach einem kurzen Abschied direkt in die Pedale getreten, mit dem Ziel: „Am Donnerstag wollen wir in Jargeau sein“. Mit der Motivation, die das Trio an den Tag legte, sollte das nicht zu hoch gesteckt sein.
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