Reilingen. Ganz ohne Bauanträge kam die jüngste öffentliche Zusammenkunft des Technischen Ausschusses im Bürgersaal des Rathauses aus. Der Schwerpunkt der rund zweistündigen Ratsdebatte lag stattdessen auf dem aktuell im Fokus stehenden Thema Verkehr.
Vor Aufruf der Sachthemen nutzte ein Sitzungsbesucher sein Rederecht, um sich gegen die Ausweisung einer Einbahnstraßenregelung in der Wilhelmstraße auszusprechen. Damit ließen sich die Probleme dort nicht lösen. In der Ortsstraße werde heute schon die auf 30 Stundenkilometer begrenzte Fahrgeschwindigkeit regelmäßig missachtet. Die ohnehin schmalen Gehwege würden durch nachträglich angebrachte Hausisolierungen, Dachrinne und Briefkasten weiter verengt.
Gerade einmal einen Monat ist es her, dass sich interessierte Straßenanlieger und besorgte Eltern gemeinsam mit Vertretern aus Gemeinderat, Verwaltung und Ver-kehrsplaner mit der Sicherheit auf den Schulwegen befasst haben. Erste Konsequenzen wurden bereits in der Wilhelmstraße gezogen, vom entschlossenen Sanktionieren des verkehrswidrigen Parkens bis hin zu einem für eine Engstelle angeordneten absoluten Halteverbot.
Parken wird wird in Reilinger Wilhelmstraße eingeschränkt
In einem weiteren Schritt hat sich der Technische Ausschuss jetzt einstimmig dafür ausgesprochen, das Parken in der Wilhelmstraße zwischen Hockenheimer- und Ziegelstraße auf „gekennzeichnete Flächen“ zu begrenzen. Vorbereitend dazu wurde das Karlsruher Ingenieurbüro für Verkehrswesen Koehler & Leutwein mit der Erstellung eines entsprechenden Parkflächenkonzeptes beauftragt. Ein solches soll auch für die Friedrichstraße erstellt werden, wo ebenfalls die angespannte Verkehrssituation zu begutachten sein wird. Parallel dazu sollen die Anwohner für die Verkehrsproblematik sensibilisiert und an wei-tergehenden Entscheidungsprozessen beteiligt werden.
In dem besagten Abschnitt der Wilhelmstraße wird regelmäßig der Gehweg verbotswidrig zum Parken von Kraftfahrzeugen in Anspruch genommen, weshalb Kinder, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit einem Handicap auf die Straße ausweichen müssen. Es sind zwar 1,80 Meter breite Parkstreifen wechselseitig angelegt, die aber mit einem nur unwesentlich dunkleren Pflaster seither nur schlecht erkennbar sind. „Bevor wir hier eine Einbahnstraßenregelung in Betracht ziehen, sollte zunächst das Parkverhalten in den dann deutlich markierten Parkständen abgewartet werden“, schlug Bürgermeister Stefan Weisbrod vor. Das gelte auch für die angedachte Einrichtung einer Lichtsignalanlage in der Hockenheimer Straße.
Die Verwaltung erhielt darüber hinaus den Auftrag, bei der Unteren Verkehrsbehörde die Anlage eines Fußgängerüberweges in der Speyerer Straße zu beantragen. Denn diese gut frequentierte Ortsstraße werde bislang von den Kindern als Teil des empfohlenen Schulweges „ungesichert“ überquert, um von der Schubert- in die Richard-Wagner-Straße zu gelangen.
Thema Einbahnstraßen ist in Reilingen weiterhin strittig
Eine große Herausforderung bleibt das Parken im unmittelbaren Schulumfeld, auch „Kiss-and-Go-Area“ genannt. Den Eltern legte Bürgermeister Stefan Weisbrod einmal mehr nahe, unbedingt die großzügigen Parkflächen bei den Fritz-Mannherz-Hallen zu nutzen. Eine noch bei der Verkehrsbehörde zu beantragende Einbahnstraßenrege-lung könne dies erleichtern. Weisbrod schlug vor, die Parkplatzzufahrt auf die östliche Fahrbahn mit direktem Zugang zur Schule zu begrenzen und den Verkehr über zwei Fahrspuren in Richtung Wilhelmstraße abzuleiten.
Die Kosten für die Prüfaufträge der Verkehrsplaner zur Absicherung der Schulwege bezifferte Weisbrod auf bis zu 7000 Euro. Außerdem kündigte er an, weitere Maßnahmen gemeinsam mit der Unteren Verkehrsbehörde im Rahmen einer anstehenden Verkehrstagfahrt erörtern zu wollen.
Belebender Meinungsaustausch in Reilingen
Im Verlauf der ausgiebig geführten Diskussion hatte Heinrich Dorn (SPD) abgeraten, für die Wilhelmstraße eine Einbahnstraßenregelung einzuführen. Sabine Petzold (FW) schlug vor, die hohen Borde der Baumstandorte abzusenken und damit die Gehwegnutzung zu erleichtern. Sie könne sich auch vorstellen, in der Speyerer Straße zwei Fußgängerquerungen einzurichten. Dagegen hielt es Petzold für wenig hilfreich, auf dem Parkplatz der Fritz-Mannherz-Hallen eine Einbahnstraße einzurichten, die bei jeder Großveranstaltung, Kerwe oder den Trainingsfahrten der AMC-Jugend wieder aufzuheben sei.
Peter Geng (FW) empfahl, all die Vorschläge auf ihre Realitätsnähe zu überprüfen, was sich nicht allein auf die Wilhelmstraße beschränken, sondern beispielsweise auch auf die Haupt- und Friedrichstraße, ja den ganzen Ort erstrecken müsse.
Für die Ressentiments gegen eine Einbahnstraße hatte Dr. Reschke (FDP) kein Verständnis, diene sie doch nach den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung der Verkehrsberuhigung. Für die Parkflächen der Fritz-Mannherz-Hallen könne er sich optional eine zeitlich befristete „Pseudo-Einbahnstraße“ vorstellen. Afkan Atasoy (SPD) regte an, die Freiflächen vor Schule und Hallen als erweiterten Parkbereich umzuwidmen. Die ohnehin angespannte Situation beim Parkplatzangebot werde durch Großveranstaltungen noch weiter verschlechtert, bestätigte ihm Bürgermeister Weisbrod.
Agnés Thuault-Pfahler (CDU) erinnerte an ihren Hinweis, die engen Parkplätze vor der Schule parallel zur Straße anzulegen. Das verringere das knappe Angebot und verursache hohe Kosten, beschied ihr Bürgermeister Stefan Weisbrod. Anette Schweiger (CDU) setzte sich dafür ein, eine weitere Fußgängerquerung in der Speyerer Straße Höhe Beethovenstraße anzulegen. Jochen Rotter (Grüne) legte nahe, Schritt für Schritt vorzugehen und zunächst das weitere Parkverhalten abzuwarten.
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