Termin für Lesung

Alessandro Bellardita aus Schwetzingen schreibt Krimi zwischen Fiktion und Realität

Dr. Alessandro Bellardita ist Strafrichter, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Rechtspflege in Schwetzingen, Referent und Autor einer Krimireihe. Sein Werk „Die sizilianische Akte" stellt er in Schwetzingen vor.

Von 
Noah Eschwey
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Dr. Alessandro Bellardita stellt seinen neuen Krimiroman vor. © Eschwey

Schwetzingen. Fesselnd, dramatisch und spannungsgeladen auf der einen Seite, realistisch und nah an den Tatsachen auf der anderen: ein Spagat, der für Kriminalromanautoren durchaus eine Herausforderung darstellt. Nicht aber für Dr. Alessandro Bellardita, Strafrichter am Landgericht Karlsruhe, Lehrbeauftragter an der Hochschule für Rechtspflege in Schwetzingen, Referent und nun auch Autor einer Krimireihe. Nach der Publikation von „Der Zeugenmacher“ im Jahr 2021 löst der Hauptprotagonist, ein sizilianisch stämmiger Staatsanwalt namens Francesco De Benedetti, seinen zweiten Ermittlungsfall im beschaulichen Heidelberg. Und ein weiteres Mal lädt Bellardita dazu ein, den Rhein-Neckar-Kreis anders zu erleben. Er entführt in „Die sizilianische Akte“ den Leser in eine Schattenwelt, die den meisten lebenslang verborgen bleibt.

Am Donnerstag, 26. September, um 19 Uhr, wird Bellardita sein neues Werk in der „Trattoria Sicilia“, Dreikönigstraße, vorstellen. Worum es geht und was ihn dabei inspirierte, erzählte der Jurist schon jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion.

Fortsetzung der Krimireihe: Sieben Teile geplant

Mit „Die sizilianische Akte“ setzt Bellardita auf seine Erstveröffentlichung „Der Zeugenmacher“ noch einen drauf: „Damit ist die Serie schon einmal eröffnet. Ich habe in meinem Kopf noch fünf weitere Storys, womit wir bei sieben Teilen wären“, kündigt der Autor an.

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Ob es dann auch wirklich so weit kommt, darüber macht sich der Jurist allerdings keine Gedanken: „Ich kann nicht ausschließen, dass viele Bücher folgen, aber genauso wenig, dass die Serie irgendwann endet.“ Nun, so der Buchautor, freue er sich erst einmal, der Welt den zweiten Band seines Werks zu präsentieren. Und der hat es in sich - immerhin schrieb der Jurist über vier Jahre an der Fortsetzung: „Natürlich mit Pausen, ich denke netto waren es ungefähr sechs Monate.“

Spannungsverhältnis zwischen Presse und Justiz

Um was geht es: Witwer, Vater einer Tochter in der Spätpubertät und dann auch noch der Beruf als Staatsanwalt - Hauptprotagonist Francesco De Benedetti beschwert sich sicher nicht über Langeweile. Erst recht nicht, als er ein Amtshilfeersuchen aus Sizilien erhält. „Die Kollegen aus Italien wollen, dass die Hauptfigur den Mafiaboss Vito Macaluso befragt, der sitzt nämlich im Gefängnis in Mannheim“, erzählt Bellardita vom Inhalt seines Buches. Eine reine Formsache, die abläuft, wie es zu erwarten ist: Der Mafioso schweigt.

Als der Staatsanwalt dann aber wenige Zeit später in einer italienischen Zeitung davon liest, dass der Mafioso „ausgepackt“ habe, überschlagen sich die Ereignisse. Denn als Folge dieser falschen Berichterstattung wird der Neffe des Verurteilten ermordet. Der Journalist, der den falschen Bericht schrieb, meinte auf De Benedettis Nachfrage, dass „dies die Art der Presse sei, gegen die Mafia vorzugehen“. Der Beginn einer Kettenreaktion, die nahezu unmöglich unterbrochen werden kann.

„Nachdem mich im ersten Teil die Grundfrage beschäftigte, wie Wahrheit vor Gericht entsteht, möchte ich in diesem Teil auch das Spannungsverhältnis zwischen Presse und Justiz thematisieren“, sagt Bellardita. Das ist aber nicht die einzige Mission, die der italienischstämmige Rechtswissenschaftler verfolgt: „Ich möchte auch gegen die Glorifizierung von der italienischen Mafia in Deutschland vorgehen.“

Die Macht der italienischen Mafia in Deutschland

So habe die italienische Mafia in Deutschland deutlich mehr Macht, als den meisten bewusst sei, erklärt der Experte: „Wegen der Kinofilme, wie ,Der Pate‘ suchen wir in Cafés und Restaurants nach den Mafiosi. Die sitzen aber eigentlich schon lange in den Banken und Chefetagen.“ Möglich sei das geworden, weil die Mafia in Deutschland systematisch verharmlost werde: „Oft glauben die Menschen, das sei eine ehrenwerte Gesellschaft, die einem Kodex folgt und elegant wirkt. Eigentlich sind es aber Verbrecher, unter denen die Opfer brutal leiden.“

Besonders bei wirtschaftlichen Straftaten klaue die Mafia der deutschen Bevölkerung und dem Staat viel Geld: „Das ist eine der größten Gefahren für den Rechtsstaat. Man kann gut davon ausgehen, dass die Mafia zwischen 30 und 40 Milliarden Euro in Deutschland jährlich wäscht.“

Wieso der Islamische Staat eine große Rolle spielt

Für ihn als Sizilianer sei der Blick auf die Mafia ein anderer: „Für Unbeteiligte aus meiner Heimat Italien ist die Mafia so etwas wie eine italienische Terrorgruppe. Da ist die deutsche Wahrnehmung ein starker Schlag ins Gesicht.“ Und Bellardita geht sogar einen Schritt weiter: Ob Clan-Kriminalität oder in den Chefetagen, der Experte ist sich sicher, „die Mafia steckt früher oder später hinter fast allen organisierten kriminellen Strukturen in Deutschland“.

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Und bei der künstlerischen Aufarbeitung der sizilianischen Mafia im Buch nutzt Bellardita eine Mediendiskussion aus seiner Heimat: „Irgendwann entdeckt der Staatsanwalt Verbindung zwischen der Mafia und dem Islamischen Staat (IS).“ Was sich wie eine Fiktion anhört, hat den Ursprung in der Realität: „Die Frage, ob die Mafia Verbindungen zum IS pflegt, löste in Italien eine große Mediendiskussion aus. Sehr bekannten Journalisten ist nämlich aufgefallen, dass es in ganz Europa Anschläge gab, nur nicht in Italien.“ Das sei zwar eine gewagte These, die nie bestätigt oder falsifiziert werden konnte - Bellardita: „In einem Roman kann man sowas super verarbeiten.“

Rechtswissenschaftlich korrekte Thriller: Ein Balanceakt

Dass er nicht zu weit ins Fantastische abdriftet, dafür ist der Jurist selbst die beste Kontrollinstanz: „Mein Ziel ist es, Krimis zu schreiben, die auch Rechtswissenschaftler lesen können, ohne die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen.“ So halte sich das Buch und im Speziellen der Hauptprotagonist streng an die deutsche Strafprozessordnung, verspricht der hauptberufliche Richter.

Aufklärung über die Mafia, rechtswissenschaftlich korrekte Thriller zu schreiben - all das und mehr sei Bellardita wichtig. Trotzdem ist das nicht sein übergeordnetes Ziel: „Ich habe sicherlich einen großen Plan, den ich erfüllen möchte, den kann ich aber nicht beschreiben. Würde ich mein Ziel genau kennen, dann wüsste ich, weswegen ich auf der Welt bin.“ Er wisse nur, dass er in seinen Büchern und Vorträgen seine Leidenschaft gefunden habe: „Hauptberuflich bin ich Richter, außerdem lehre ich. Und in meiner Freizeit, da verfolge ich das, was mir wirklich Spaß macht“, so Bellardita über seine „Schreibliebe“.

Lesung am Donnerstag, 26. September, 19 Uhr, in der „Trattoria Sicilia“, Dreikönigstraße.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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