Stadtbibliothek

Bücherfrühling in Schwetzingen: Experten geben Lesetipps

Beim Bücherfrühling in der Stadtbibliothek Schwetzingen stellten Literaturkenner wie Barbara Hennl-Goll, Dagmar Krebaum, Christina Schobert und Jürgen Haber eine Auswahl an Neuerscheinungen vor.

Von 
Maria Herlo
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Der Bücherfrühling in der Stadtbibliothek ist bestens besucht. © Lenhardt

Schwetzingen. Wer beim Bücherfrühling in der Stadtbibliothek Schwetzingen dabei war, hielt mit seiner Begeisterung über diese so amüsante wie kompetente Wanderung durch die neueste Literatur nicht hinterm Berg. Wer nicht kommen konnte, hat etwas verpasst! Denn auch in diesem Jahr ebneten Barbara Hennl-Goll, Dagmar Krebaum, Christina Schobert und Jürgen Haber den Lesebegeisterten den Weg durch den aktuellen Büchermarkt und stellten Neuerscheinungen vor, die aus ihrer Sicht besonders lesenswert sind. Barbara Hennl-Goll bedauerte zwar, dass sie den angekündigten Autor Wolfgang Widder nicht begrüßen konnte, da er kurzfristig abgesagt hatte, dem Niveau der Veranstaltung tat dies jedoch keinen Abbruch.

Den Abend eröffnete die Inhaberin der Bücherinsel mit dem entdeckungswerten Roman „Paula oder Die sieben Farben der Einsamkeit“ von Stephan Abarbanell, jahrelanger Kulturchef von rbb, der sich bestens mit der deutsch-israelischen Geschichte auskennt. Warum man den Roman lesen soll? „Es ist die fesselnde Geschichte der Ehefrau Ben-Gurions, des Staatsgründers Israels, an dessen Entstehung sie nicht geglaubt hat“, begründete sie, „hinsichtlich der zurzeit schrecklichen Lage ist der Roman zudem hochaktuell.“

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Auf Hennl-Golls Empfehlungsliste befand sich auch „Fenster in der Nacht“ des vielfach ausgezeichneten amerikanischen Autors Neal Shusterman, eine ergreifende Graphic-Novel-Geschichte über Hoffnung im Holocaust, die ein Zeichen gegen Hass und Gewalt setzt. „Dieses Buch sollte jeder Jugendliche in die Hand nehmen“, riet Hennl-Goll.

Aktuelle Literatur-Tipps in Schwetzingen: Spannende Neuerscheinungen entdecken

Von ihrem Lieblingsautor, dem Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, hat sie „Wir sehen uns im August“ mitgebracht, einen Roman, der eben, zehn Jahre nach seinem Tod, gegen seinen Willen erschienen ist, wie Hennl-Goll informierte. Dieser große iberoamerikanische Autor fand ihn nicht gut, doch seine beiden Söhne haben nun einen „Akt des Verrats“ begangen und es herausgebracht. „Wie gut“, meinte Hennl-Goll, „denn so ist uns, genau wie bei Kafka, dessen Werke sein Freund Max Brod gegen Kafkas Verfügung veröffentlicht hat, diese „bilderreiche und atmosphärisch dichte Geschichte über die Liebe“ erhalten geblieben.

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Zu einer kurzweiligen Entdeckungsreise machte Dagmar Krebaum ihre gewählten Titel. Wirklich große Literatur altert niemals, stellte sie in Bezug zur Neuauflage des schon 1930 erschienenen Romans „Hotel Amerika“ von Maria Leitner fest und fesselte die Zuhörer durch den Kontext, in dem sie es in die Reclam-Klassikerinnen-Reihe stellte. Die Autorin, die in einer jüdischen Familie in Budapest aufwuchs und später im Exil lebte, beschreibt darin den harten Alltag der Angestellten in einem Luxushotel im Kontrast zum „amerikanischen Traum“.

Genau wie Günter Wallraff habe Leitner inkognito als Kellnerin oder Putzfrau gearbeitet, um authentisch über die Lebensbedingungen sozialer Randschichten berichten zu können. Erschüttert habe Krebaum sowohl das Buch als auch das Leben dieser mutigen Autorin, die 1942 verarmt und entkräftet in Marseille starb. Wärmstens ans Herz legte Krebaum den Zuhörern das neueste Buch ihres Lieblingsautors Bodo Kirchhoff, „Seit er sein Leben mit einem Tier teilt“, das Liebe, Alter und Verlust thematisiert. Ganz hingerissen ist sie auch deshalb, weil es sprachlich nichts Vergleichbares bietet.

Bücherfrühling in Schwetzingen: Jürgen Haber bringt Musik mit

Mit ansteckender Begeisterung warb Christina Schobert für den Krimi „Das Haus am Gordon Place“, in dem die Autorin Karina Urbach ihr Wissen als Historikerin für deutsch-britische Beziehungen zu einem packenden Spionageroman verwob. Als ein kluges, tröstliches Buch stellte sie „Leuchtfeuer“ der amerikanischen Autorin Dani Shapiro vor. Es ist die beeindruckende Geschichte einer Familie, die ein schreckliches Geheimnis hütet.

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Irische Krimis ohne passende Musik auf der „Emma“ ist für Jürgen Haber, der für Wolfgang Widder eingesprungen ist, unvorstellbar. So sorgte er mit „Dirty Old Town“ für richtige Stimmung, bevor er in den Roman „Der Tag beginnt mit Mord“ von Molly Fanaghan einführte, wo die eigenwillige Kommissarin Fiona O’Connor in der rauen Landschaft Irlands ermittelt. Aus „Ein Schuss Whiskey“ des Bestsellerautors Carsten Sebastian Henn las Haber eine aussagekräftige Passage vor, die Lust machte, mehr über Dublin, die Stadt des Whiskeys und der Literatur, zu erfahren.

Die Besucher waren sich einig: Es war ein anregender Abend, der echte Entscheidungshilfen für die Osterfeiertage bot. Die Bücher standen auch zum Schmökern bereit, bei Wein und Brezeln gab es die Möglichkeit zum Gespräch.

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