Hauptversammlung

Eklat bei Sitzung der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft

Diese Mitgliederversammlung wird den Beteiligten noch länger in Erinnerung bleiben: Die Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) stellte sich neu auf - auch in Sachen Churfürst.

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Volker Widdrat
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Die SCG stellt sich komplett neu auf: Der geschäftsführende Vorstand der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft ist nach den Wahlen bei der Hauptversammlung in der Narrenstube neu besetzt mit der Schriftführerin Stefanie Flaccavento (v. l.), dem stellvertretenden Vorsitzenden Peter Pfau, Klaus-Peter Münch als neuem Vorstand und dem neugewählten Präsidenten Norman Gref. © Widdrat

Schwetzingen. Die Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) hat sich personell neu ausgerichtet. Bei der Hauptversammlung im Bassermann-Vereinshaus standen neben Berichten auch Neuwahlen auf der Tagesordnung. Zum Schluss des Mitgliedertreffens in der Narrenstube kam es dann zum Eklat.

Petros Maloussidis hielt seine letzte Rede als SCG-Vorsitzender. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hätten den Verein gezwungen, „sich auf neue Wege des Zusammenkommens und Feierns zu konzentrieren“. Trotzdem habe man es geschafft, eine erfolgreiche Kampagne zu führen: „Ein eindrucksvolles Zeugnis unserer Stärke und Fähigkeit, uns an neue Herausforderungen anzupassen.“ Er dankte Mitgliedern, Sponsoren, Aktiven, Trainerinnen und Betreuerinnen für das Engagement. Besondere Leistungen hätten auch wieder die Garden und Soloaktiven erbracht. „Jeder von uns ist ein kleines Rädchen im großen Getriebe der SCG, das nur im Zusammenspiel funktionieren kann“, sagte Maloussidis. Er dankte Stefan Rinklef, der als „Churfürst in der Pandemie“ keinen guten Start gehabt, den Verein aber „mit seinen Möglichkeiten unterstützt“ habe.

Lob für Schwetzinger Jugendtanzpaar Melina und Alessio

Gardeministerin Annemie Ramm berichtete vom eingeschränkten Trainingsbetrieb während Corona. Die Abteilung habe sich aber nicht unterkriegen lassen. Ein besonderes Lob gab es für das Jugendtanzpaar Melina und Alessio, das sich bei seinem ersten BDK-Turnier die Qualifikation zur süddeutschen Meisterschaft ertanzt hatte. Das Juniorentanzpaar Lugina und Can-Luca hatten im März erfolgreich an den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart teilgenommen.

Der Vorstand

  • Bei den Wahlen waren 48 stimmberechtigte Mitglieder anwesend. Der Ehrenvorsitzende Klaus-Peter Münch wurde mit 45 Jastimmen zum Vorsitzenden gewählt. Peter Pfau wurde mit 35 Jastimmen zum zweiten Vorsitzenden berufen.
  • Zum engeren Vorstand gehören Schriftführerin Stefanie Flaccavento und Schatzmeisterin Christa Hoffmann, die per Handzeichen gewählt wurden.
  • Dazu zählt auch der neue Präsident Norman Gref.
  • Neu im Elferrat sind Urszula Wozniak, Christa Hoffmann, Marina Eitner, Tanja Gref, Norman Gref, Sebastian Gref, Janine Gref und Uwe Betzwieser. Als Vertreterin der Gardeabteilung wurde Christa Hoffmann gewählt, als Vertreterin der Frauengruppe Urszula Wozniak. Kassenprüfer bleiben Julia Konrad und Celine Dürr. vw

Urszula Wozniak berichtete für die Frauengruppe. Schatzmeisterin Christa Hoffmann meldete den Kassenbestand. Die Prüferinnen Julia Konrad und Celine Dürr bestätigten die einwandfreie Kassenführung, der Gesamtvorstand konnte entlastet werden. Turnusmäßige Wahlen gab es anschließend. Maloussidis kandidierte nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden. Die Versammlung wählte in geheimer Abstimmung den Ehrenvorsitzenden Klaus-Peter Münch mit 45 von 48 möglichen Stimmen zum neuen Vorstand. Peter Pfau wurde mit 35 Stimmen zum zweiten Vorsitzenden ernannt. Zum geschäftsführenden Vorstand gehören Schriftführerin Stefanie Flaccavento und Schatzmeisterin Christa Hoffmann, die beide per Handzeichen gewählt wurden. Norman Gref ist neuer Präsident der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft. Der Nachfolger von Peter Lemke, der nach der vergangenen Kampagne seinen Rücktritt erklärt hatte, war früher Präsident und Vorsitzender der Heidelberger Schlossnarren und ist nach eigener Aussage seit über 35 Jahren „begeisterter Fasnachter“. Er freue sich auf sein neues Amt, dankte Gref für den Vertrauensbeweis. Lemke wurde als assoziiertes Mitglied ohne Stimmrecht in den engeren Vorstand aufgenommen.

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Klaus-Peter Münch schlug Urszula Wozniak, Christa Hoffmann, Marina Eitner, Tanja Gref, Norman Gref, Sebastian Gref, Janine Gref und Uwe Betzwieser als neue Elferräte vor. Das wurde von der Versammlung akzeptiert. Die neue Regelung, dass der Gardeminister künftig ebenfalls im engeren Vorstand mitwirken soll, machte eine Satzungsänderung nötig, die mit Zweidrittelmehrheit angenommen wurde.

Maloussidis würdigte die vergangenen Ehrungen verdienter Mitglieder mit den Auszeichnungen Goldenes Vlies, Großer Verdienstorden, Goldener Löwe und BDK-Verdienstorden in Silber und Gold. Der scheidende Vorsitzende dankte allen, „die zum Erfolg des Vereins beigetragen haben, verbunden mit dem Wunsch, dass wir auch weiterhin unsere Fasnachtskampagne abhalten können“.

Welche Rolle spielt Franz Barth bei Entmachtung des Schwetzinger Churfürsten?

Die Versammlung steuerte jedoch einem unschönen Ende entgegen. Einige Anwesende wollten wissen, wie der Vorstand zu der Meinung gekommen sei, Stefan Rinklef sein Amt als Churfürst zu nehmen. Rinklef war beim Ordensfest vor vier Jahren als Nachfolger von Dr. Dr. Wolfgang Klein inthronisiert worden. SCG-Urgestein Brigitte Schardt, die mit den Vorgängern von Rinklef die längste Erfahrung mit Churfürsten haben dürfte, echauffierte sich über das Vorgehen des Vorstandes und sprach ihm das Urteilsvermögen ab. Der neue Churfürst habe während der Pandemie gar nicht die Möglichkeit gehabt, den Verein entsprechend zu repräsentieren: „Das ist ein willkürliches Urteil, das ich so nicht akzeptieren kann.“ Eine andere Person wäre dem Vorstand wohl lieber. Die Entscheidung sei außerdem nicht öffentlich gemacht worden, kritisierte Schardt.

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Der Churfürst der SCG sei noch nie gewählt worden, entgegnete Klaus-Peter Münch. Er selbst habe erst durch Dritte erfahren, dass Stefan Rinklef zum Regenten bestimmt worden sei. „Das Aussehen und das Verhalten bei Präsentationen war nicht korrekt“, versuchte Maloussidis zu erklären. Beispielsweise habe Rinklef öfters die Perücke falsch aufgehabt und sei manchmal nicht festlich gekleidet aufgetreten. Christa Räpple ärgerte sich über diese Aussage. Sie habe den früheren Churfürsten schon die Perücken gerichtet.

Dass mit Franz Barth, dem Präsidenten und Vorsitzenden des Mannheimer Clubs der Knöchelträger, im Hintergrund ein neuer Churfürst bereitstehen soll, verwies Maloussidis ins Reich der „Spekulation“. Brigitte Schardt forderte einen respektvollen Umgang untereinander. Der Verein liege ihr sehr am Herzen, meinte die Tochter des legendären Oskar Schardt, der in seiner Rolle als General-Oberhaushofmeister in Diensten dreier Churfürsten gestanden hat.

Schwetzinger Churfürst Stefan Rinklef wehrt sich

Der geschasste Regent wehrte sich: „Ich war der Meinung, ich mache vieles gut. Bis heute habe ich nicht kapiert, was eigentlich gelaufen ist“. Er sei stolz gewesen, dieses Amt ausfüllen zu dürfen. Jetzt sei er „einfach abgesägt worden“, schimpfte Rinklef. Es sollen sogar Bilder von ihm mit verrutschter Perücke in Umlauf gebracht worden sein. „Um gegen mich Stimmung zu machen“, hielt er seinen Kritikern entgegen. „Ich war stolz, Churfürst sein zu dürfen“, mit diesen Worten verabschiedete Rinklef sich an diesem Abend von der SCG und trat nach 44 Jahren aus.

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Klaus-Peter Münch hatte das letzte Wort. Er wünsche sich einen kameradschaftlichen und vor allem respektvollen Umgang miteinander, appellierte der neue Vorsitzende an die Runde. „Freude bereiten geht nur, wenn wir selbst Freude und Spaß an unserer Arbeit haben.“ Dazu gehöre auch ein intensiverer Kontakt zu Mitgliedern und anderen Karnevalsvereinen, insbesondere zum Kurpfälzer Narrenring und den „Patenkindern“ Hockenheimer Carnevals-Gesellschaft und Eppelheimer Carneval Club. Münch forderte die Verteilung von wichtigen Aufgaben auf mehrere Schultern „zur eigenverantwortlichen, nicht selbstherrlichen, Wahrnehmung: Denn ein Schiff kann nur dann sichere Fahrt aufnehmen, wenn die Mannschaft zusammenhält und auf der Brücke der Kapitän steht, der deutlich sagt, wo es langgeht“.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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