Schwetzingen. Lars Oehring ist der neue hauptamtliche Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schwetzingen. Der 41-jährige Brandamtmann tritt zum 1. Oktober die Nachfolge des langjährigen Feuerwehrkommandanten Walter Leschinski an, der im Februar in den Ruhestand geht (wir berichteten).
Der gebürtige Wiesbadener wohnte schon einmal für sechs Jahre in Schwetzingen, als er ab 2003 seine Ersatzdienstzeit anstelle des Wehrdienstes bei der Feuerwehr Schwetzingen ableistete. Oehring, seit 1992 bei der Feuerwehr, ist in der Jugendfeuerwehr Wiesbaden-Sonnenberg groß geworden und mit 17 Jahren in die Einsatzabteilung übergetreten. In Wiesbaden hat er auch einen Großteil der Lehrgänge absolviert, die man als ehrenamtlicher Feuerwehrmann benötigt.
Der verheiratete Vater zweier Kinder ist ein „Kind der Feuerwehr“, mit einer klassischen Feuerwehrkarriere, „wie sie kleine Jungs träumen“, von der Jugend- über die Freiwillige Feuerwehr bis zur Berufsfeuerwehr. Die Ausbildung zum Brandmeister führte ihn 2006 nach Mannheim, während er noch in Schwetzingen wohnte.
„Mannheim hat in der Metropolregion eine besondere Wirkung, mit allen Facetten, die eine solche Großstadt mit sich bringt. Aus Sicht der Feuerwehr ein spannender Standort. Die Stadt hat eine der wenigen Berufsfeuerwehren in Deutschland, die sämtliche Sonderfunktionen wie Tauchen, Höhenrettung, Kran und Feuerlöschboot täglich vorhalten muss.“ Für ihn hat Mannheim „immer Druck im Kessel“.
Lars Oehring ist neuer Kommandant der Schwetzinger Feuerwehr – Nähe zur Kurpfalz wichtig
Bisher leitete er den Stabsbereich Freiwillige Feuerwehr, der die Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt darstellt. Als Ansprechpartner für sämtliche Anliegen, die aus dem Ehrenamt an die Feuerwehr herangetragen werden. „Versicherungsfragen, Unfalldokumentation, Rechtsfragen, aber auch einfach mal ein Ohr für die fast 400 ehrenamtlich Tätigen haben, ein bisschen Kummerkasten und Kümmerer sein“, berichtet er von einer „tollen Tätigkeit, ganz nah am Menschen“.
Mit seiner Familie wohnt der 41-Jährige an der südhessischen Grenze zur Kurpfalz in Ober-Laudenbach. Die Nähe zu Baden und der Kurpfalz ist ihm wichtig. „In Wiesbaden bin ich groß geworden, in Schwetzingen habe ich gelernt, in Mannheim wende ich es an. Jetzt komme ich zurück an den Ort, wo ich gelernt habe“, beschreibt er seine bisherige Karriere.
Bewerbung in Schwetzingen war für Lars Oehring Herzenssache
Die Spargelstadt und die Bewerbung sei für ihn Herzenssache gewesen. Oehring bringt nicht nur Wissen mit, sondern auch viel Erfahrung. „Mir ist es wichtig, dass mein Gegenüber weiß, wo er bei mir dran ist. Ich bin Zuhörer, Diplomat aber auch Entscheider. Im Einsatz zeichnet die Feuerwehr die schnelle und pragmatische Herangehensweise aus – innerhalb von Sekunden vollziehen wir Handlungen, die über Leben und Tod entscheiden können“, sagt er über sich. Wenn es die Situation zulasse, treffe er gemeinsam mit den Führungskräften eine Entscheidung. Wenn es schnell gehen müsse, „muss ich jedoch auch die Stärke und die Kraft besitzen, Entscheidungen durchzusetzen, auch mit dem dicken Fell danach, Kritik auszuhalten“. „Strategische Teamarbeit mit dem Ziel, den Einsatz zum Erfolg zu führen“, lautet sein Credo.
Die große Verantwortung für über 20 000 Einwohner ist ihm bewusst: „Schwetzingen zählt mit seinen Kultur- und Freizeitangeboten sicherlich zu den herausragenderen Orten der Metropolregion. Das Lichterfest, die Festspiele, die Open-Air-Konzerte im Schlossgarten und die vielen Veranstaltungen rund um den Schlossplatz und in der Innenstadt gilt es, professionell zu betreuen. Ich werde mich an den Stellen, an denen die Feuerwehr mit eingebunden wird, zum Wohle und zum Schutz aller einbringen. Eine sichere Stadt gibt ein nicht unerhebliches Gefühl von Lebensqualität. Hierzu kann ich mit einer leistungsstarken und gut ausgestatteten Feuerwehr beitragen.“
Zur Person
Lars Oehring wurde 1982 in Wiesbaden geboren, wo er Schule und Ausbildung absolvierte. Er wohnt im hessischen Ober-Laudenbach und ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
Ab 2003 leistete er Ersatzdienstzeit anstelle des Wehrdienstes bei der Freiwilligen Feuerwehr Schwetzingen.
Ab 2007 war er in Ausbildung zum Brandmeister in Mannheim. Bisher leitete er in Mannheim den Stabsbereich Freiwillige Feuerwehr, Schnittstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt.
In seinem Amt als Feuerwehrkommandant möchte er mit einer leistungsstarken und gut ausgestatteten Feuerwehr zu einem guten Lebensgefühl in der Stadt beitragen. Ein Ziel ist, mittelfristig eine Kinderfeuerwehr in Schwetzingen zu etablieren. vw
Er freue sich, „wenn die Einwohner ihre Feuerwehr wahrnehmen und unsere Arbeit wertschätzen“. Leider gebe es immer wieder Übergriffe auf Einsatzkräfte, teilweise spüre man Respektlosigkeit. Er werde nicht dulden, wenn die Wehr bei ihren Einsätzen behindert werden sollte. „Mit uns kann man reden, aber man muss auch Verständnis aufbringen, wenn es bei uns mal ‚kernig‘ zugeht.“
Lars Oehring ist neuer Feuerwehrkommandant in Schwetzingen – wichtige Investitionen
Auf die Frage nach seinen künftigen Aufgaben verweist der 41-Jährige auf den „Blick in die Glaskugel“. „Das hängt nicht unwesentlich von der künftigen Entwicklung der Finanzen der Gemeinde ab. Feuerwehr ist eine kostspielige Pflichtaufgabe der Gemeinde, die davon abhängig ist, wie gut ich als Kommandant die Verwaltung, die Politik und den Gemeinderat davon überzeugen kann, dass die Investitionen in die Sicherheit gute Investitionen sind“, erklärt der neue Feuerwehrchef. Im Bereich des Krisenmanagements hätten alle Städte und Gemeinden spätestens mit der Corona-Pandemie Defizite erkannt, die nun sukzessive angegangen, bewertetet und bearbeitet würden
„Viele Menschen sind schlichtweg überfordert, wenn eine besondere Lage droht. Ein Unwetter oder Starkregenereignis darf nicht zur Massenpanik führen. Bei einem Blackout muss jeder Einwohner wissen, was er zu tun hat. Hier muss die Feuerwehr im Krisenmanagement Einsatzpläne und Strategiepapiere erstellen, die es ermöglichen, dass die Gemeinde handlungsfähig bleibt“, skizziert er.
Bei der hiesigen Wehr möchte er nicht alles umkrempeln, was bis dahin vom Kommando geschaffen wurde, sondern „in dieser Qualität fortsetzen und weiter ausbauen“. Das Thema Aus- und Fortbildung ist für ihn Herzenssache. Er möchte sich für die Modularisierung von Lehrgängen auf Kreisebene einsetzen, dass beispielsweise Grundlehrgänge über Teilmodule arbeitgeberfreundlicher absolviert werden können. Er möchte die Familien stärker in den Kreis der Ehrenamtlichen einbinden. „Hier möchte ich den Familien mehr Einblick in die Feuerwehr gewähren, damit sie verstehen, warum es manchmal etwas länger dauert. Es ist mir auch ein großes Anliegen, eine wahrnehmbare Kameradschaft für alle zu pflegen“, versichert Oehring.
Feuerwehrmann einer der angesehensten Berufe
Für den erfahrenen Brandamtmann ist die Feuerwehr „kein normales Ehrenamt, denn bei einem Alarm kann es sein, dass ich nach dem Einsatz nicht mehr der bin, der ich davor war“. Feuerwehr sei eine Organisation innerhalb der Gemeinde, auf die Verlass ist – 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Dieses Vertrauen sei der Grund, warum die Feuerwehr immer wieder auf Platz eins der angesehensten Berufe in Deutschland landet.
„An der Feuerwehr fasziniert mich immer wieder, wie aus Unmöglichem Mögliches gemacht wird. Dazu kommen die roten Fahrzeuge mit gewaltiger Technik. Jedes neue Fahrzeug hat eine gewisse magische Wirkung, auch nach über 30 Jahren der Zugehörigkeit.“ Der Familienvater hat das Ziel, mittelfristig eine Kinderfeuerwehr in Schwetzingen zu etablieren. In der Altersklasse von sechs bis zehn Jahren. Kinder, die gerade mit der Grundschule beginnen und somit im Ort verankert sind.
Ab zehn Jahre wird dann in die Jugendfeuerwehr übergeleitet, wo gute und hochwertige Jugendarbeit geleistet werden muss, damit die „kritischen“ Altersklassen von 13 bis 15 Jahren nicht die Lust und das Interesse an der Feuerwehr durch andere Aktivitäten verlieren. Seine Idee beinhaltet, „die Feuerwehr noch viel früher in die Freizeitangebote der Kinder zu bringen und dafür ein Angebot zu schaffen, was sowohl die Feuerwehr und die Brandschutzerziehung als auch die frühkindliche Bildung berücksichtigt. Kinderfeuerwehren werden größtenteils durch pädagogische Fachkräfte begleitet und betreut, was auch in den Feuerwehren neue Impulse setzt“.
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