Schwetzingen. Dr. Rebecca Ziegler hat ihren Hut für die Oberbürgermeisterwahl in Schwetzingen am 15. September in den Ring geworfen (wir berichteten) und ihren Wahlkampf schon gestartet. Im Redaktionsgespräch mit dieser Zeitung berichtet sie über ihre ersten Erfahrungen aus den zahlreichen Unterhaltungen mit Menschen der Stadt, über ihren beruflichen Hintergrund und über die Entscheidung, sich überhaupt für dieses Amt zu bewerben.
Frau Dr. Ziegler, Sie sind seit fast drei Wochen sehr aktiv in Schwetzingen, oder?
Dr. Rebecca Ziegler: Ja, ich mache sehr viel, bin auf den Straßen unterwegs, spreche mit den Menschen, mit den Jungen wie mit den Älteren, ich will mit allen ins Gespräch kommen. Ich war auch schon bei einigen Festen, war bei der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde oder auf dem „Schwätzbänkl“. Ich will einfach die Stadt und ihre Menschen kennenlernen.
Und wie ist die Resonanz bisher?
Ziegler: Ich bin positiv überrascht. So gibt es zum Beispiel sehr, sehr viele Rückläufe auf meine Aktion „Meine beste Idee…“. Daraus werde ich jetzt einen 100-Tage-Plan entwickeln mit Punkten, die ich in den ersten100 Tagen meiner Amtszeit aktiv angehen möchte. Schwetzingen ist eine Stadt mit Charme und Flair. Klar ist aber auch: Schwetzingen kann mehr.
Was kam denn an Ideen zurück?
Ziegler: Die meiste Unzufriedenheit herrscht beim Straßenverkehr, dem öffentlichen Nahverkehr, viele kritisieren auch die mangelnde Attraktivität der Innenstadt. Dann geht es um verschiedene Bauvorhaben, die Verwaltung, um die Sauberkeit der Straßen oder um mehr Begrünung, fehlende Wasserspiele und Sitzgelegenheiten. Es sollen attraktive Unternehmen in der Stadt angesiedelt werden - und das sind nur einige der Punkte. Ich hätte nicht mit einer so regen Beteiligung gerechnet. Ich habe auch die Vereine angeschrieben, da war die Resonanz gut. Bei den städtischen Einrichtungen bin ich allerdings auf eine gläserne Wand gestoßen.
Was haben Sie als Nächstes vor?
Ziegler: In Teilen haben die Menschen ihr Vorbringen bisher nur angedeutet oder skizziert. Ich starte daher die Aktion „Klartext“. Ich wünsche mir mehr Bürgerbeteiligung und Transparenz, ich möchte einfach Klartext reden. Die Bürgerinnen und Bürger können sich bei mir melden und ihre Anliegen konkret vortragen. Dann plane ich die Aktion „Stolz auf Schwetzingen“. Bei dieser Aktion halte ich alles fest, was in Schwetzingen schön ist. Dabei geht es eher um die kleinen Dinge, zum Beispiel liebevoll gestaltete Haustüren oder einen besonderen Blumenschmuck auf dem Balkon. Eben alles, was die Stadt liebens- und lebenswert macht. Die Aktion „Stolz auf Schwetzingen“ umfasst daneben auch Menschen, die in Schwetzingen etwas Besonderes geleistet haben. Ich bin selbstverständlich über jeden Hinweis von Bürgerinnen und Bürgern dankbar.
Beschreiben Sie kurz Ihre beruflichen Stationen?
Ziegler: Ich war Richterin, dann war ich an verschiedenen Stationen in der Finanzverwaltung tätig, unter anderem auch bei der Oberfinanzdirektion in Karlsruhe, und zuletzt freiberufliche Rechtsanwältin im Steuer- und Wirtschaftsrecht. Ich verfüge also über eine langjährige Verwaltungserfahrung, auch im Bereich der Organisation und Digitalisierung.
Und wie kommt es zu Ihrer Entscheidung, in Schwetzingen als Oberbürgermeisterin zu kandidieren?
Ziegler: Ich will mein Können und Wissen für die Allgemeinheit und für meine Heimat, die Kurpfalz, einsetzen. Zudem trifft in Schwetzingen Kultur, Tourismus und Gewerbe zusammen, was große Potenziale bietet. Und ich war gerade in meiner Studienzeit sehr oft in Schwetzingen und habe mich hier immer wohlgefühlt.
Sie hätten ja auch in einer Gemeinde kandidieren können, wo es nicht so einen etablierten Mitbewerber gibt wie in Schwetzingen?
Ziegler: Ich habe mich ganz bewusst für Schwetzingen entschieden. Ich habe mich mit mehreren Bürgermeistern unterhalten. Die haben mir geraten, mit meinem juristischen Background nicht in eine kleinere Gemeinde zu gehen und fanden, dass ich nach Schwetzingen passe Und ich kandidiere ja nicht gegen jemanden, sondern für Schwetzingen.
Glauben Sie, dass Sie für so ein Amt gerüstet sind?
Ziegler: Ich weiß, wie eine Verwaltung arbeitet, kenne mich in wirtschaftlichen Fragen und Finanzfragen aus, auch das Baurecht ist mir nicht fremd. Und ich bin in der Lage, mich schnell in andere Rechtsgebiete einzuarbeiten. Das dauert nur wenige Monate. Zumal das Kommunalrecht Teil der allgemeinen juristischen Ausbildung ist. Die erfahrenen Mitarbeiter im Rathaus beherrschen zudem das Alltagsgeschäft. Denen möchte ich künftig bei der Rechtsanwendung und Auslegung neuer Gesetze Sicherheit geben. Auf der anderen Seite: Wenn man von außen reinkommt, dann hinterfragt man auch Sachen, die vielleicht eingefahren sind.
Wie ist es mit der Unterstützung der Parteien, sind Sie da tätig geworden? Sie haben ja mal für die FDP für den Kreistag kandidiert?
Ziegler: Ich war aber nie Mitglied. Ich bin parteilos und unabhängig. Ich muss nicht tun, was Parteien sagen oder Geldgeber von mir verlangen. Ich bin auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger. Aber ich stehe mit allen Parteien in Kontakt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie an Kultur interessiert seien. Welchen Stellenwert soll denn der Sport bei Ihnen als Oberbürgermeisterin einnehmen?
Ziegler: Ich bin privat kulturinteressiert. Das darf man nicht mit dem verwechseln, was ich als Oberbürgermeisterin tun will. Ich bin eine Oberbürgermeisterin für alle, da müssen alle Bereiche abgedeckt werden - auch der Sport. Ich bin da, um die Gesellschaft zu vereinen und ein Miteinander zu kreieren.
Wie ist es beim Thema Wirtschaft?
Ziegler: Ohne Gewerbesteuereinnahmen können wir keine großen Sprünge machen. Deshalb müssen wir unsere vorhandenen Unternehmen halten sowie neue finanzkräftige und innovative finden. Anders geht es nicht. Wir müssen eine unternehmerfreundliche Atmosphäre entwickeln. Wenn ich da an das Kasernengelände denke, wundere ich mich, dass seit 2012, als die US-Armee weggegangen ist, bis heute nur ein Konzept vorliegt. Das muss schneller gehen.
Sie haben Ihre Rechtsanwaltskanzlei aufgegeben, um in Schwetzingen kandidieren zu können. Haben Sie einen Plan B, falls es nicht klappt?
Ziegler: Nein, ich will ja gewinnen. Ich gehe mit Elan rein. Wenn es nicht klappt, werden sich andere Dinge auftun.
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