Rheinüberquerung bei Speyer

Pleiten, Pech und Pannen rund um den Bau der Salierbrücke

Wie aus einem hehren Plan ein Desaster des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurde. Wir zeigen auf, was bei der Sanierung der Salierbrücke bei Speyer alles nicht so rund lief.

Von 
Jürgen Gruler
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Der Blick auf die regional wichtige Alte Rheinbrücke (Salierbrücke) Speyer, die seit dem 21. Januar 2019 wegen Bauarbeiten zur Brückensanierung gesperrt war. Inzwischen ist die Brücke fertig, der Verkehr rollt wieder. © Klaus Venus

Speyer. Sie ist immerhin schon 60 Jahre alt, war aber offenbar so gut gebaut, dass sie seit 1956 allen Belastungen standhielt. Nun fallen an der Salierbrücke doch ein paar Instandsetzungsarbeiten an. Von der Notwendigkeit der geplanten baulichen Maßnahmen, vor allem an der 275 Meter langen Rheinvorlandbrücke auf badischer Seite, verschaffte sich nun Regierungspräsidentin Nicolette Kressl einen Eindruck. Die 2015 nach der Überprüfung der Vorlandbrücke im Zuge der B 39 abgeschlossene statische Nachrechnung der Brücke hat nach Auskunft des Leitenden Baudirektors Walter Katzik Tragfähigkeitsdefizite erbeben. Die Machbarkeitsstudie ergab laut Abteilungsleiter Jürgen Skake eindeutig, dass eine Ertüchtigung gegenüber einem Ersatzneubau die wirtschaftlich sinnvollere Lösung ist. Nach der ersten Planung für Instandsetzungs-, Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen rechnete die Baubehörde den Kostenrahmen auf 4,1 Millionen Euro hoch. Darin eingeschlossen ist auch eine Erneuerung des Fahrbahnbelags. Sicher ist, dass halbseitige Sperrungen mit Ampelschaltung erforderlich sind und es während der Sanierung zu Verkehrsbehinderungen kommen wird. Ohnehin werde während der etwa einjährigen Bauzeit die Salierbrücke für den Schwerlastverkehr wegen zu starker Schwingungen gesperrt“, erklärte Katzik.

So hatte am 16. November 2011 alles angefangen. Mein Kollege Werner Schilling hatte von den Plänen des Regierungspräsidiums Karlsruhe berichtet. Eine Regierungspräsidentin, fünf Jahre und 16 Millionen Euro später kann man nur eins sagen. Die Brückensanierung hat sich zu einem Desaster für die Landesbehörde aus Karlsruhe entwickelt. Und heute schon ist klar: In 30 Jahren muss die Salierbrücke abgerissen werden, weil keine zweite Sanierung mehr möglich ist. Da lässt sich klar sagen: Es wäre besser gewesen, eine neue breitere Brücke zu bauen und anschließend die alte abzureißen. Das will so zwar kein Offizieller bestätigen. Dass aber der Stadt Speyer quasi untersagt wurde, am Tag vor der Wiedereröffnung eine Feier mit den Bürgern auf der Brücke zu machen, zeigt, dass man ein schlechtes Gewissen hat. Es war eine Baustelle der Pleiten, Pech und Pannen.

Im Januar 2018 hörte sich das dann schon dramatischer an: „Die Salierbrücke bei Speyer muss für die seit Langem geplante Sanierung fast zwei Jahre lang für den öffentlichen Kraftfahrzeugverkehr gesperrt werden. Nur Fuß- und Radverkehr sollen ab Januar 2019 für rund 20 Monate möglich sein. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Brücke erhebliche Defizite in Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit aufweist und daher dringend Maßnahmen zur Erhöhung der Standsicherheit ergriffen werden müssen. Neben den offensichtlichen Schadstellen auf der Brückenoberfläche seien an der Vorlandbrücke aus Beton deutliche Schwachpunkte im Tragwerk entdeckt worden. Daher müsse die Brücke nicht nur saniert, sondern bis auf den tragenden Beton rückgebaut und verstärkt werden.“

Nur eine konzertierte Aktion der Gemeinden beidseits des Rheins und des Rhein-Neckar-Kreises konnte dann noch gewährleisten, dass wenigstens ein Pendlerparkplatz am Lusshof sowie ein Pendelbus über die Brücke eingerichtet wurden und auch Krankenwagen und Einsatzfahrzeuge passieren durften. Bezahlt wurde das übrigens von Kommunen und dem Kreis, das Regierungspräsidium hielt sich da komplett raus.

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Kaum hatten dann am 21. Januar 2019 die Arbeiten begonnen, klagten die Passanten, Radler und interessierten Anlieger darüber, dass kaum ein Bauarbeiter zu sehen sei und die Arbeiten entsprechend langsam vorangingen. Erst wurde damit argumentiert, dass die Arbeiter unter der Brücke im Bauch tätig seien, als dann aber wochenlang gar nichts mehr passierte, rückte das Regierungspräsidium mit der Wahrheit heraus. Es sei klar geworden, dass die Planungsunterlagen überhaupt nicht mit der Realität übereinstimmten und dass man es entgegen der Probebohrungen nun mit dem nach strengen Entsorgungsplänen zu beseitigendem giftigen PCB zu tun habe.

Im Dezember 2019 rückte man dann mit der Hiobsbotschaft heraus, dass sich die Sanierung bis ins Frühjahr 2022 hinziehe. Nur massive Proteste bewirkten eine gewisse Beschleunigung und das Versprechen, dass man noch 2021 fertig werde. Inzwischen liegt man bei über 20 Millionen Euro Kosten und am 24. November wird die Brücke eröffnet. Zwischendurch wurden noch Baustellen auf der Autobahn eingerichtet, obwohl das Gegenteil versprochen war, die schadhaft asphaltierte Südseite musste ein zweites Mal gemacht werden und vor wenigen Tagen gab Baudirektor Walter Katzik sogar noch zu, dass etwa 2050 die Brücke abgerissen werden müsse.

Eigentlich ist das doch unglaublich – oder?

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Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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