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Problemzone Heckerplatz in Schwetzingen: Was Anwohner ärgert

Anwohner des Heckerplatzes in Schwetzingen zeigen Missstände auf, die in erster Linie von der Gesellschaft gemacht sind. Deshalb wollen sie sensibilisieren. Auch die Stadt äußert sich zu angesprochenen Problemen.

Von 
Noah Eschwey
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Der Anwohner Bernhard Carl hebt die obere Schicht gemähtes Gras an, die um die jungen Bäume herumliegt. Es müffelt, denn darunter schimmelt es. © Eschwey

Schwetzingen. Kippenstummel, Glasscherben von Bierflaschen, vor Wochen gemähtes, schimmelndes Gras auf dem Sand des Spielplatzes und eine Hecke, die schon fast mehr Leerstellen als Blätter aufweist: Das Bild, das sich beim Betrachten des Heckerplatzes in Schwetzingen ergibt, ist ein desolates. Nicht, weil sich die Stadt nicht kümmert, glaubt Anwohner Bernhard Carl. Es gebe viele Gründe - angefangen bei einer undurchdachten Planung über die Instandhaltung der Anlage bis hin zur rücksichtslosen Nutzung, die zum jetzigen Zustand des beliebten Treffpunkts führten.

Es ist Montag, 17. Juni, als sich diese Zeitung, infolge des Hinweises eines Anwohners, auf den Weg gen Norden macht. Das Ziel ist klar - der Heckerplatz. Der besagte Anwohner Bernhard Carl wohnt in unmittelbarer Nähe zur Fläche mit integriertem Spielplatz. „Wir haben hier in Schwetzingen ein wunderschönes Fleckchen Erde gefunden“, findet Carl, der seit 24 Jahren mit seiner Familie in der Nachbarschaft des Heckerplatzes wohnt. Schon damals habe das Areal ähnlich ausgesehen wie heute, nur mit anderer Bepflanzung. „Vor ungefähr vier Jahren hat die Stadt dann die Anlage frisch angelegt. Und er wurde wunderschön“, erinnert sich Carl.

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Er ist allerdings bei Weitem nicht der Einzige, dem das Verweilen auf dem Platz gefällt: „Abends ist hier immer was geboten. Nur lassen manche von ihnen die Kippen, Pistazienschalen, Pizzaschachteln und vieles mehr, was sie mitbringen, einfach liegen.“ Im vergangenen Jahr habe es am Haus des Anwohners sogar Ratten gegeben. „Dass da ein Zusammenhang mit den liegen gelassenen Essensresten besteht, ist zumindest naheliegend“, findet der Familienvater. Zwar gebe die Stadtverwaltung ihr Bestes, die Situation für die Anwohner erträglich zu machen und käme jeden Morgen, um den Platz zu reinigen. „Die können ja aber auch nicht immer alles wegmachen“, sagt Bernhard Carl.

Schwetzinger Heckerplatz: Bereich mit Fehlplanungen?

Für die Anwohner ist das allerdings bei Weitem nicht das größte Problem mit dem Heckerplatz. „Diese einzelnen Büsche da waren mal eine Hecke“, erzählt der Nachbar. Er glaubt, dass die Hecke an vielen Stellen kaputtgegangen sei wegen der Sensarbeiten: „Vermutlich ist es, weil unter der Hecke das Unkraut entfernt werden soll und dann die Hecke beschädigt wird.“ Andrea Baisch, Pressesprecherin der Stadt Schwetzingen, hat eine andere Erklärung: „Die Schäden an der Hecke entstehen vor allem durch den Urin von Hunden.“

Eine Bank, die so konzipiert ist, dass unter ihr kaum gefegt werden kann. © Eschwey

Aber was ist mit dem schimmelnden Gras? „Ist ja ganz logisch. Das Gras wächst hoch, die Stadt mäht und lässt es liegen. Unten drunter ist es feucht und es schimmelt“, erklärt der Anwohner. „Hier besteht aktuell das Problem, dass witterungsbedingt das Gras sehr schnell wächst. Daher entsteht zurzeit sehr viel Schnittgut. Die Gärtnerei fährt dieses Schnittgut schon seit längerer Zeit nicht mehr weg, was bei geringerer Schnitthöhe des Grases und normaler Witterung aber auch nicht problematisch ist“, heißt es seitens der Stadt. Für den Gestank sei meist nicht entsorgter Hundekot und nicht das schimmelnde Gras verantwortlich. „Wenn hohes Gras liegen bleibt, fault es darunter“, weiß Bernhard Carl, der sich fragt: „Die meisten Rasenmäher haben einen Fangkorb für das gemähte Gras. Wäre das ein so großes Problem?“

Anwohner stören sich an der Vermüllung des Schwetzinger Heckerplatzes

Das ist nicht alles: Die Anwohner stören sich auch an der Vermüllung des Platzes. Bei Besichtigung dieser Zeitung fallen zahlreiche Kippenstummel, Scherben und Papierschnipsel auf. „Die Leute sitzen da und der Aschenbecher ist weit von der Bank entfernt. Also lassen sie den Müll einfach fallen“, skizziert der Beschwerdeführer. Wurde das bei der Planung des Geländes nicht bedacht?

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Pressesprecherin Andrea Baisch weiß: „Die Mülleimer werden wegen Wespen, Geruchsbelästigungen durch Hundekotbeutel und anderen Gründen nicht mehr direkt neben Sitzbänken aufgestellt. Das betrifft das gesamte Stadtgebiet. Mülleimer mit Ascher gibt es bislang nur in der Mannheimer Straße, ansonsten gibt es im gesamten Stadtgebiet keine weiteren Ascher.“

Zwar würden Mitarbeiter der Stadt jeden Tag aufräumen - was Bernhard Carl bestätigt -, die Kehrmaschine könne den Platz allerdings nicht anfahren: „Nein, eine Befahrung ist aufgrund des dortigen Rechteckpflasters nicht möglich. Die Kehrmaschine darf aufgrund ihrer Saugtechnik solche Oberflächen nicht befahren.“

Die Besucher schnipsen ihre Kippen unachtsam auf den Platz. © Eschwey

Auch auffallend ist, dass der mit Sand ausgelegte Spielplatz keine Abgrenzung zum eigentlichen Platz vorweist. Hierdurch wird Sand auf dem gesamten Gelände verteilt. „Bei allen Sandkästen ist ein barrierefreier Zugang zu ermöglichen, sodass auch kleine Kinder ohne Hilfe zum Spielbereich gelangen können. Daher werden die Fallschutzbereiche bodengleich ausgeführt“, begründet Baisch auf Nachfrage dieser Zeitung.

Schwetzinger Bürger: Öffentliche Plätze sind „das Wohnzimmer von jedem“

„Es geht mir nicht darum, Schelte zu betreiben. Mir geht es auch nicht um mögliche Verfehlungen der Stadt“, betont Bernhard Carl: „Ich weiß, dass wir in Schwetzingen eine Verwaltung, einen Bürgermeister und einen Oberbürgermeister haben, die wirklich alles geben.“ Viel mehr gehe es ihm darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren: „Es darf nicht sein, dass hier jeden Tag ein armer Mitarbeiter der Stadt ranmuss. Die Leute müssen anfangen, die Verwaltung zu entlasten. Angefangen damit, nicht mehr öffentliche Plätze zu vermüllen.“ So würde nahezu niemand auf die Idee kommen, das eigene Wohnzimmer verwildern zu lassen: „Aber das sind doch genau diese öffentlichen Plätze - das Wohnzimmer von jedem von uns“, zeigt der Anwohner auf.

Wenigstens eine positive Ankündigung am Ende: „Auf dem Heckerplatz ist mittelfristig eine Erweiterung des Urban-Gardening-Bereichs wie er bereits im Marstallinnenhof existiert, geplant. Das belebt den Platz und steigert die Aufenthaltsqualität für alle Nutzer“, verrät Andrea Baisch.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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