Konzert

Schrill-buntes Pop-Wunderland: Das war Mika bei Musik im Park im Schwetzinger Schlossgarten

Das Auftaktkonzert bei Musik im Park setzt mit dem sympathischen libanesisch-britischen Sänger Mika ein lebensbejahendes Ausrufezeichen. Mit energiegeladenen Hits interagiert auf charmante Weise mit seinem Publikum.

Von 
Ralf Strauch
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Mika lächelt glückselig von der Bühne. Hier hat er die Blumen seiner Fans im Arm und startet gleich zu einem fulminanten Konzert. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Da hatte sich Mika dann wohl doch etwas zu viel vorgenommen, als er beim Auftakt der Schwetzinger Musik-im-Park-Konzertreihe zusammen mit seinem begeisterten Publikum den Regen wegtanzen wollte. Setzte er den drohenden Wolken und zuckenden Blitzen zunächst noch seinen Song „Relax, take it easy. For there is nothing that we can do“, man solle also entspannen und es leicht nehmen, weil man sowieso nichts machen könne, so versuchte er am Ende des tollen Konzertes mit „Happy Ending“ dem einsetzenden Niederschlag ausgelassen tanzend zu begegnen. Vergebens. Beim Performen von „Yo Yo“ ganz zum Schluss des Konzertes zeigten die Wolken ihre ganze Wucht und innerhalb weniger Augenblicke war das Publikum nass bis auf die Haut – da hielten es nur die ganz Hartgesottenen noch bis zum Schluss des Songs vor der Bühne aus.

Das allerdings war das einzige Missgeschick, das dem libanesisch-britischen Sänger bei dieser sommerlichen Popparty im Schlossgarten passierte. Der sympathische Künstler begeisterte sein – laut Angaben des Veranstalters – 1500 Köpfe zählendes Publikum mit einer fröhlichen Neon-Glitzerwelt, die es in sich hatte. Ganz im Stil der 1970er und 1980er Jahre präsentierte er seine 15 Songs mit einer ansteckenden Energie. Auch wenn Mikas Frage zeigte, dass viele Besucher zum ersten Mal ein Konzert von ihm besuchten, verließen am Ende sicherlich ausschließlich Fans das Festivalgelände hinter dem südlichen Zirkelbau, wenngleich auch fluchtartig. Die 19-jährige Valentina brachte es auf den Punkt: „Bisher war ich kein Mika-Fan, aber ab sofort!“

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Mit Hits wie „Relax, Take It Easy“ und „Grace Kelly“ von seinem Debüt-Album „Life in Cartoon Motion“ feierte der libanesisch-britische Sänger schon früh riesige Erfolge. Seither zählt er zu den schillerndsten Gestalten des europäischen Pop-Universums. Mikas künstlerischer Ansatz, seine markante Fünf-Oktaven-Stimme, kreative Vielfalt und seine zeitlosen Hits rissen auch in Schwetzingen das Publikum sofort mit. Nicht nur die Hardcorefans direkt vor der Bühne mit ihren Blumenoutfits klatschten, tanzten und sangen vom ersten Song „Ice cream“ an mit – die Welle der Begeisterung wogte bis in die letzte Reihe des Festivalgeländes, wo die Zuhörer ausreichend Platz zum Tanzen fanden. Das war besonders beim einzigen auf Französisch gesungenen Lied „Elle me dit“, einer Hommage ans Tanzen, wichtig, wenn Mika alle aufforderte, sich „wie verrückt“ zu bewegen.

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Lebensfreude ausgelöst durch Mikas einzigartigen Stil

Sein einzigartiger Stil, der anspruchsvollen Pop mit Humor und Glamour vereint, löste auch an diesem Sommerabend echte Lebensfreude beim Publikum aus – da konnte keiner stillstehen. Aber es war mehr: Mika flirtete mit dem Publikum, das teils weite Anfahrten für das Konzert in Kauf genommen hatte. Viele Franzosen waren dabei. So auch die 65-jährige Monique, die „natürlich extra für Mika“ nach Schwetzingen gekommen war und alles ganz fantastisch fand.

Kirsten und Kira Krämer haben sich total auf Mika gefreut – und sie wurden nicht enttäuscht von ihrem Lieblingssänger. © Dorothea Lenhardt

Augenzwinkernd, manchmal fast schon anbiedernd, doch letztlich immer sehr authentisch hielt Mika mit seinem Publikum Kontakt – mal in Englisch, dann wieder mit deutschen Einsprengseln. Er hatte keine Berührungsängste, sprang mal über die Absperrung mitten unter seine Fans oder holte zum Biertasting („Ja, sehr gutes Bier in Schwetzingen.“) eine Zuschauerin zu sich auf die Bühne.

In seiner temporeichen Show versprühte Mika jungenhaften Charme und wahrhaftig wirkende Fröhlichkeit – halt echtes „Lollipop“-Feeling. Das Publikum dankte es ihm, warf ihm zu Beginn einen Strauß Hortensien auf die Bühne, die Mika sofort in seine Show aufnahm. Und für „Happy Ending“ hatte eine Fangruppe für sehr viele Zuschauer Blüten aus buntem Transparentpapier vorbereitet, die vor die Taschenlampe der hochgereckten Handys gehalten, dem kaleidoskopischen Fest aus grellen Farben, Tönen und Stimmungen noch mehr Buntheit verliehen. Sein Hit „Grace Kelly“ wurde gar zum Regenbogen-Delirium.

Mika (re.) lässt Blüten auf seinen Gitarristen regnen. © Dorothea Lenhardt

Mika liebt erkennbar verspielte und grelle Showeffekte, allerdings haben die nicht die Aufgabe, von musikalischer Spärlichkeit abzulenken. Wuchtig einschlagende, die Magengrube massierende Basstöne, die zeitweise schneidende Falsett-Singstimme, dann wieder opulente Melodien oder leisere Töne am Klavier – Mika beherrscht die Kunst der popmusikalischen Vielfalt und Offenbarung. Beides setzte er in Schwetzingen wunderbar um. Dabei wurde er von einer hervorragenden Begleitband unterstützt – und vom Publikumschor, der einer Tradition folgend bei „Underwater“ von Mika dirigiert wurde.

Übers Wasser zurück zum Regen. Da wusste Besucherin Katja (53) aus einem Ort südlich von Stuttgart im Gespräch mit dieser Zeitung eine schöne Geschichte zu erzählen. Sie hatte mit ihren Kindern, als diese noch im Grundschulalter waren, im Auto immer den Mika-Song „Rain“ gehört. Als ihre inzwischen 20-jährige Tochter vom Konzert in Schwetzingen erfuhr, „mussten wir einfach kommen – da gab es auch bei zwei Stunden Anfahrt keine Diskussion“. Bereut hat es die Familie nicht, verriet sie, auch wenn dieser Lieblingssong diesmal nicht gespielt wurde.

Dario und Marco Klein aus Hockenheim sorgen als Used für den Auftakt des Konzerts. Mit auf der Bühne im Schlossgarten ist auch Schlagzeuger Raphael Rasmus. © Dorothea Lenhardt

Hockenheimer Klein-Zwillinge Used machen Lust auf Mika

Beim Konzert hatten übrigens zunächst Marco und Dario Klein aus Hockenheim den Support für Mika übernommen. Sie boten eine halbe Stunde lang eine Mischung aus ihren drei bislang veröffentlichten Alben und einen brandneuen Song. Allerdings hatten sie es trotz ihrer musikalisch sehr guten Darbietung nicht leicht, auf dem zunächst noch eher spärlich besetzten Festivalgelände eine zündende Beziehung zum Publikum aufzubauen. Doch die häufig zu hörende Frage, wer denn die Jungs auf der Bühne seien, zeigte, dass sie dann doch für wirkliche Aufmerksamkeit im Vorfeld von Mika sorgten – Chapeau für Used.

Redaktion

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