Schwetzingen. Die Bürgerinitiative (BI) gegen Tiefengeothermie agiert auch im neuen Jahr weiter: Die Präsenz auf Veranstaltungen sowie mit eigenen Informationsständen, Aktionen und Versammlungen werden sogar verstärkt. Das Thema Tiefengeothermie habe an Aktualität nichts verloren, meint BI-Sprecher Volker Engelfried.
Die „sachliche Aufklärungsarbeit inklusive der Vorschläge zu alternativen Energiequellen“ werde mittlerweile von großen Teilen der Bevölkerung gewürdigt. Einige Politiker schenkten dem Thema Bedeutung und suchten Kontakt zur Bevölkerung. Es habe zudem schon viele gute und konstruktive Gespräche der politisch Verantwortlichen mit BI-Vertretern gegeben. Auf kommunaler, Landes- und auch Bundesebene.
Geothermie in der Region um Schwetzingen: Gebäudeversicherung kooperativ
Einige Schäden an seinem Haus an der Ecke Arionweg zur Rabaliattistraße im Wohngebiet Kleines Feld, die durch die seismischen Untersuchungen der Firma Geohardt im Januar vergangenen Jahres entstanden sind, seien mittlerweile reguliert, etwa die Doppelgarage, drei Kellerräume und das Bad. Weitere Sanierungsarbeiten, insbesondere in den Außenbereichen, werden auf Expertenrat frühestens im Laufe des Jahres stattfinden. Beispielsweise die Gartenmauer, der Pavillon, die Kellertreppe und der Balkon.
Die Sparkassen-Versicherung als seine Gebäudeversicherung habe sich sehr kooperativ gezeigt und die notwendigen Kosten, die durch „äußere Einwirkung von unbenannten Gefahren“ nach aktuellem Infostand entstanden sind, inzwischen beglichen, erklärt der 57-Jährige erleichtert und dankbar. Aus eigenen Mitteln hätte er die Schäden niemals beheben können.
Kein gutes Haar an Geohardt: Einladung ausgeschlagen
An Geohardt lässt er dagegen kein gutes Haar. Die Geschäftsführung des Unternehmens habe ständig, allein an einem Tag fünfmal, angerufen „und um meine Gunst gebuhlt“. Die korrekte Schadensregulierung am Eigentum der zahlreichen „unschuldigen Opfer“ scheine für Geohardt nach wie vor nicht von Interesse zu sein. Die Einladung auf das Gelände des Geothermiekraftwerks Bruchsal habe er daher abgelehnt. „Der offene Austausch über unser Projekt ist uns weiterhin wichtig“, hatte Geohardt ihm daraufhin geschrieben.
Ebenso erfolgten die gleichen Einladungen mehrfach per Mail an die Adresse der Homepage „BI gegen Tiefengeothermie Schwetzingen“. Besorgte Bürger hätten sich bei der BI gemeldet und Schadensbilder mitgeschickt. Ein Mannheimer habe berichtet, dass er „um ein Gutachten wohl nicht herumkommt, weil jegliche Haftung abgelehnt wird“. Es sei „absolut inakzeptabel“, dass die Schwetzinger BI in anderen Gemeinden von deren „verantwortlichen und selbsternannten Experten“ ohne fundiertes Wissen ignoriert werde, so Engelfried.
Er betont, dass die gesamte BI Geothermie auf wenige hundert Meter Tiefe absolut befürworte. Der Unterschied und die Risiken zur Tiefengeothermie in bis zu 4000 Metern Tiefe sei in diesem Personenkreis leider noch immer nicht allen bekannt. Beim Besuch in Oftersheim mit dem Klimaschutzmanager Martin Hirning wurde „mit Desinteresse und falschen Informationen auf sachliche und begründete Fragen der BI Vertretung geglänzt“.
Das Thema Tiefengeothermie und die berechtigten Fragen zu den Risiken seien nach missglückten und erfolglosen Versuchen auf Antworten „vom Klimaschutzmanager abgewürgt worden“. Gesprächsangebote zum konstruktiven Austausch sollten angenommen werden, denn bei den Informationen der BI sei das Interesse der Bürger immer sehr groß gewesen, nicht nur in Schwetzingen, sondern auch auf der Veranstaltung auf Oftersheimer Gemarkung.
Ärger um Geothermie in der Region um Schwetzingen: Berechtigte Ansprüche?
Der 57-Jährige gewährt unserer Zeitung wie immer volle Akteneinsicht. Schriftverkehr und E-Mail-Nachrichten liegen uns vor. Etwa das Angebot einer Firma über „die vielen entstandenen Schäden am Haus und an der Garage, die durch die nur wenige Meter erfolgte 3D-Seismik-Kampagne entstanden sind“. Aufgeführt ist auch die Rechnung für Baustelleneinrichtung, Rissinstandsetzung, Betonsanierung und Dachabdichtung.
„Den Betreibern und Lobbyisten der Tiefengeothermie läuft die Zeit weg und nun muss ganz schnell Geld mit dem weißen Gold verdient werden – ohne Rücksicht auf Verluste“, schimpft Engelfried, der seit November auch zweiter Vorsitzender des Bundesverbandes „Bürgerinitiative gegen Tiefe Geothermie“ ist.
Die Tiefengeothermie sollte alleine zum Wohle der Schwetzinger zur Fernwärme genutzt werden, gleichzeitig soll aber der Hirschacker und das Wohngebiet „Kleines Feld“ aktuell aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.
Geothermiekraftwerk Landau außer Betrieb: Das sind die Gründe
Im Schriftverkehr mit der EnBW habe er beim Vorstandsvorsitzenden die Antwort bekommen, „die Geohardt GmbH ist kein von der EnBW beherrschtes Unternehmen, sondern ein Joint Venture zwischen EnBW und MVV. Ob Ihre Ansprüche berechtigt sind, können wir nicht beurteilen“.
Engelfried verweist auf das Geothermiekraftwerk Landau, das schon seit bald einem Jahr außer Betrieb sei, „wegen Verschleißes der Anlagentechnik“ sowie auf eine Untersuchung des Rechnungshofs über die energetische Modernisierung von großen Liegenschaften der Polizei. Der Rechnungshof stellte fest, bei der Hochschule der Polizei in Bruchsal soll die Konzeption aus Geothermie und einem Blockheizkraftwerk teurer sein als das konventionelle Anlagenkonzept mit zwei Blockheizkraftwerken.
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In einem „wissenschaftlich anerkannten tektonischen Erdbebengebiet“ seien „menschengemachte Erdbeben durch Bohrungen sowie die Förderung und das Verpressen von Tiefenwasser in bis zu 4000 Metern auch im späteren laufenden Betrieb der Anlagen nicht ausgeschlossen“, befürchtet Engelfried. Selbst über neun Monate nach dem Herunterfahren der Anlage in Landau seien noch induzierte Erdbeben aufgetreten.
Bürgerinitiative gegen Geothermie in der Region: Treffen an diesem Donnerstag
Auf Versprechen von Geohardt könne man sich nicht verlassen, das hätten die bisherigen Erfahrungen der Schadensregulierung und Messungen in nachweislich zwei Fällen mit unerlaubter Stärke bei der Voruntersuchung gezeigt.
Die Ziele der BI blieben unverändert fortbestehen, betont Engelfried: Man fordere weiterhin die sofortige Einstellung aller Tiefengeothermie- und Lithiumabbauprojekte und die vollständige Schadensregulierung nach dem Verursacherprinzip. Die politisch Verantwortlichen sollten den berechtigten Sorgen und Ängsten der Bürger endlich Gehör schenken.
Die BI hat dazu verschiedene Aktionen geplant, die in den regelmäßig stattfindenden Treffen beschlossen werden. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Der nächste Stammtisch findet an diesem Donnerstag, 18. Januar, um 19 Uhr in der Gaststätte „Blaues Loch“ in Schwetzingen statt.
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