Speyer. Zwei Künstler stehen im Fokus einer Ausstellung in der Galerie Kulturraum, die am vergangenen Sonntag eröffnet wurde, bis Freitag, 21. Juni, dauert und beim kunstinteressierten Publikum auf großes Interesse stoßen sollte. Gezeigt werden Arbeiten von Robert C. Rore und dem 2023 in Speyer verstorbenen Eckhardt W. Rink. Während der 1954 in Berchtesgaden geborene und in München lebende Robert C. Rore zu den Stammkünstlern der Galerie in der Maximilianstraße 99 zählt, sind Werke von Eckhardt W. Rink zum ersten Mal im Obergeschoss des Sophie-La-Roche-Hauses zu sehen.
Der von den Galeristen Maria Franz und Anton Bronich gewählte Titel „Genau betrachtet“ suggeriert, dass sich näheres Hinsehen auf jeden Fall lohnt. Trotz völlig unterschiedlicher Ausdrucksformen ergänzen sich die Werke auf eine geradezu ideale Weise. Wesentlichen Anteil daran haben erotische Komponenten. Nie anstößig überzeugen sie mit einer Ästhetik, die bei Rore vor allem in seinen stimmungsvollen Männerbildern ihren Niederschlag findet.
Beziehung von Maler und Modell im Fokus bei Ausstellung in Speyer
Um beispielsweise mit gekonnt gesetzten Pinselstrichen Optimales zu generieren, spielt die Beziehung von Maler und Modell bei ihm eine wichtige Rolle. Vom national und international bekannten „Männermaler“ sind Werke in Öl auf Leinwand, Aquarelle sowie mit Bleistift und Buntstiften gefertigte Portraitskizzen zu sehen. Dass Rore nicht nur nackte oder halbnackte Männer am Strand, im Bad oder im Ruderboot malen kann, lässt sich unschwer am Ölgemälde „Serenade“ nachvollziehen, auf dem sich – wie könnte es anders sein – ein nackter Musiker als Cellist betätigt. Eine Besonderheit stellen in der Präsentation auch die „Speyerer Stadtansichten“ dar.
In komprimierter Form hat Rore praktisch alle Sehenswürdigkeiten der Domstadt auf Leinwand festgehalten und durch Zitate berühmter Persönlichkeiten ergänzt, die wie Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Hölderlin ihre Eindrücke von Besuchen in Speyer in kurzen Notizen festhielten. Derartige Stadtansichten bilden beim seit 1982 als freischaffender Künstler tätigen Rore einen weiteren Schwerpunkt. Etwas unterrepräsentiert, aber nicht ganz ausgeschlossen sind Frauen, deren Physiognomien der Künstler wie einige männliche Gegenstücke gekonnt in Porträtskizzen auf Papier festgehalten hat.
Künstler lebte lang in Römerberg bei Speyer
Ästhetik und Anmut spielen auch in den Skulpturen von Eckhardt W. Rink eine herausragende Rolle. 1939 in Memmingen geboren und lange in Römerberg bei Speyer lebend, basieren seine aus Metalllegierungen gefertigten Figuren auf biblischen Geschichten, der griechischen Mythologie und der Gegenwart. Das Spiel mit der Schönheit der weiblichen Figur ist ihm Zeit seines Lebens mit bewundernswerter Perfektion gelungen.
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Die Liebe zum Detail schlägt sich in freizügigen bis sich frivol räkelnden Figurinen nieder. Dazu gehören auch voluminöse Körper, deren perfekte Proportionen an Gemälde von Rubens erinnern. Sie werden ebenso elegant in Szene gesetzt wie grazile Tänzerinnen und kraftvoll wirkende Gestalten aus Vergangenheit und Gegenwart.
Typische Beispiele sind „David und Goliath“, Zauberin „Circe mit Gefolge“ und „Zeus jagt Europa“. Während „Susanne im Bade“ eindeutig dem femininen Spektrum zuzuordnen ist, lässt der antike und vor Kraft strotzende Speerwerfer keinen Zweifel aufkommen, wo er geschlechtlich einzuordnen ist.
Filigrane Arbeiten von Eckhardt W. Rink in Speyer
Rinks detailverliebte Lust am Gestalten schlägt sich zudem in sehenswerten Alltagsszenen und speziellen Kleinplastiken nieder. In Erinnerung an sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe entstanden zum Thema „Modellstehen“ filigran gearbeitete Werkstücke wie das „Model vor dem Spiegel“. Rink dürfte vielen Speyerern noch als Mitarbeiter des Historischen Museums der Pfalz in Erinnerung sein, wo er von 1969 bis 2002 als Zeichner, Schriftenmaler und Grafiker hauptberuflich tätig war. Da wunderte es nicht, dass Museumsdirektor Professor Alexander Schubert bei seiner fachlich fundierten Einführung in die Ausstellung auch voll des Lobes für den früheren Mitarbeiter im Gestaltungsteam des Speyerer Kulturtempels war.
Den Bogen zur dortigen aktuellen Sonderausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ spannend, ergänzte Schubert mit Hinweis auf den königlichen Schöngeist, dass die Präsentation im Kulturraum eine wahrhaft königliche Qualität habe. Dem schloss sich Kulturdezernentin Monika Kabs in ihrem Grußwort an, die an die bayerischen Wurzeln der beiden Künstler erinnerte und ihre Schönheitsideale ebenfalls mit denen von Ludwig I. verglich. Ähnlich äußerte sich der aus München angereiste Rore, der Sinnlichkeit und Lebensfreude als verbindende Elemente der im Kulturraum gezeigten Kunstwerke ausmachte.
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