Das Jahr im Rückblick

Jahresrückblick 2021 in Altlußheim: Naturschutzkonzept auf den Weg gebracht

Die wichtigsten Themen: Organisation von Impfen sowie Testen kostet Kraft, Hoch- und Niedrigwasser beschäftigen die Gemeinde und der Ort soll grüner werden.

Von 
Andreas Wühler
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Am ersten Badetag im Juni war die Sommer-Welt noch in Ordnung, doch dann kam der Regen. Weshalb die vergangene Saison weniger unter dem Virus litt – den zu handeln hat die Gemeinde mittlerweile Erfahrung als vielmehr unter dem schlechten Wetter. © Lenhardt

Altlußheim. Ein Blick zurück auf das Jahr 2021 ohne Corona – ein Ding der Unmöglichkeit. Auch der Gemeinde am Rheinbogen drückte das Virus seinen Stempel auf. „Es greift in alle Bereiche ein“, stellt Bürgermeister Uwe Grempels im Gespräch mit unserer Zeitung fest und verweist auf die Wahlen im vergangenen Jahr – für den Land- und den Bundestag – die von der Verwaltung einen erheblichen Mehraufwand einforderten.

Von Anfang an habe man sich bei den Themen Testen und Impfen stark engagiert, betont Grempels, für den es in erster Linie um den Gesundheitsschutz ging und geht. Zumal anfänglich ja noch die Hoffnung bestanden habe, mit der Impfung einen Weg aus der Pandemie gefunden zu haben. Nun stehe bereits die dritte, wahrscheinlich auch bald die vierte Impfung im Raum.

Tops und Flops des Jahres

Tops

  • Im Rathaus wird gute Arbeit geleistet. Und das mit einer schlanken Verwaltung, wie die Gemeindeprüfanstalt feststellt, die zugleich Bedarf für einen Ausbau des Stellenplans sieht.
  • Noch in diesem Jahr will die Gemeinde zwei neue Fahrzeuge für den Bauhof anschaffen. Auf Drängen des Gemeinderats wird die Option von E-Fahrzeugen geprüft.
  • Eingerichtet wurde ein Runder Tisch der Behörden und Naturschützer, um zu verhindern, dass der Kriegbach erneut trockenfällt und es wieder zu einem Fischsterben kommt.

Flops

  • Noch immer ist keine Entscheidung gefallen, wie es mit dem Gotteshaus der katholischen Kirche weitergehen soll. Im Raum stehen Pläne für einen Abriss und einen Neubau – zusammen mit der katholischen Kirchengemeinde Neulußheim – in Höhe des Kindergartens Sonnenblume.
  • Erneut konnten keine größeren Veranstaltungen stattfinden, fielen Straßenfest und Weihnachtsmarkt aus. Und auch der diesjährige Rosenmontagszug ist schon ein Opfer des Coronavirus geworden.
  • Die Homepage der Gemeinde ist nicht mehr zeitgemäß, stammt aus den Anfängen der Digitalisierung. Positiv stimmt, dass sie noch in diesem Jahr ein zeitgemäßes Handling erhalten soll.

1300 Impfungen bei insgesamt 13 Terminen wurden in der Gemeinde durchgeführt, teils vom mobilen Team des Rhein-Neckar-Kreises, zu einem guten Drittel aber auch von der Betriebsärztin der Gemeinde. „Ein enormer Aufwand“, so Grempels, der jedoch allen Beteiligten das Gefühl vermittelt habe, „aktiv etwas gegen die Pandemie zu tun“.

Die Energie, die in das Thema investiert wurde, sparte sich die Gemeinde bei den Luftfiltern – schon 2020 war deren Anschaffung vom Rat beschlossen worden. Wobei der Bürgermeister dem Gemeinderat nicht nur hierbei für die Unterstützung dankbar ist, sondern auch für die den Kindergärten zur Verfügung gestellten Schnelltests, wozu die Gemeinde nicht verpflichtet ist, und für die den Vereinen gegenüber gezeigte Unterstützung.

Rhein rät zur Achtsamkeit

Doch für die Gemeinde mit einem herrlichen Blick auf den Rhein gab es im vergangenen Jahr noch ein anderes Thema – das Hochwasser, von dem Altlußheim gleich zweimal Besuch erhielt. Während sich das Winterhochwasser im Januar noch im Rahmen des üblichen bewegte – eine Woche lang überwachte die Feuerwehr samt Jugendwehr mit Kontrollgängen die Lage und schirmte die betroffenen Gebiet ab, kam das Wasser dann im Juli und August so richtig.

„Mit solch einem Sommer hatte niemand gerechnet“, berichtet der Bürgermeister von einigen Tagen, an denen er die Luft angehalten hatte. Nicht wegen dem Rheinhochwasser insgesamt, die Dämme des Landes sind auf solche Ereignisse ausgelegt, sondern wegen dem Sommerdamm und der Frage, ob er dem Druck standhalten werde.

Für die Radsportlerin Lena Eberle (vorne) war es das bisher erfolgreichste Jahr. Nicht nur dass sie vier Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen hat, die 18-Jährige unterschrieb nun einen Vertrag beim deutschen Frauenprofiteam Ceratizit WNT Pro Cycling. © rsc

Im Gegensatz zum Hochwasserdamm des Landes, der vor den Fluten im Winter schützen soll, wenn durch plötzliche Wärmeeinbrüche der Schnee in den Hochlagen schmilzt und gewaltige Wassermassen den Rhein hinabschießen, dient der Sommerdamm dem Schutz des Niederfeldes und der dort angepflanzten Frucht. Weshalb er das Niederfeld vor Überschwemmungen schützen soll – mehr nicht. Denn der eigentliche Ortsetter liegt außerhalb des Hochwassergebiets, bedarf keines Schutzes vor diesem. Was sich auch daran erkennen lässt, dass kein Hochwasserdamm die Gemeinde zum Rhein hin abschirmt.

Auf jeden Fall, der Sommerdamm hat gehalten und wurde im Herbst, bei einer Begehung zusammen mit den zuständigen Behörden als in gutem Zustand bezeichnet. Empfohlen wurde lediglich, ihn zweimal im Jahr komplett zu mähen, sodass die Grasnarbe und damit sein Zustand sichtbar wird,

Auch wenn Grempels Sorge um den Sommerdamm hatte, noch mehr galt diese den Menschen. Denn als der Regen aufhörte, die Sonne herauskam, zog es die Menschen ins Freie und, trotz Sperrung, auf den Damm und den Betonweg. Weshalb sich die Gemeinde sogar genötigt sah, ein Security-Team zu engagieren, dies zu verhindern. Denn noch stand das Wasser an der Oberkante des Sommerdamms. Wer dann auf dem Betonweg spazieren geht, ohne freien Blick auf den Damm, der wird im Ernstfall, wenn der Damm bricht, von den Wassermassen überrascht. Mit Handzetteln, erinnert sich der Bürgermeister, habe man auf die Gefahren aufmerksam gemacht.

Bald müsste er wieder auf seinem Nest sitzen, der Storch im Vogelpark, der jedes Jahr früher aus dem Süden zurückkehrt. Anscheinend profitiert er vom Klimawandel, der ihn nicht mehr zur Reise nach Afrika nötigt. Vielleicht macht er es bald wie seine Verwandten in Rheinhausen, die ganzjährig vor Ort sind. © Wolfgang Schwindtner

Dennoch, die Lage vor Ort war kein Vergleich zum Ahrtal, das von den Wassermassen nahezu zerstört wurde. Auch die Altlußheimer Wehr war da, um zu helfen. Und als kurz darauf die Frage an Grempels herangetragen wurde, ob man die Feldküche der Wehr zur Versorgung ins Ahrtal bringen könne, wurde diese flugs auf einen Lkw verladen und vom Bürgermeister persönlich, die Kräfte der Wehr waren verhindert, ins Ahrtal gefahren. Und im Spätjahr auch wieder abgeholt. Die Eindrücke und Erlebnisse, die er dabei machte, berühren in noch heute. Positiv überrascht wurde er von der Welle der Solidarität, die durch die Katastrophe freigelegt wurde.

Kriegbach fällt trocken

Doch es war nicht nur das Zuviel an Wasser, was Sorgen bereitete, es war auch das Gegenteil – im August fiel der Kriegbach trocken. Die Aufteilung des wenigen Wassers zwischen Kraich- und Kriegbach verbunden mit der Trockenheit sorgten für ein trockenes Bachbett und ein Fischsterben. Grempels spricht rückblickend von einer schlechten Kommunikation des Regierungspräsidiums, lobt aber das Ergebnis des von Naturschützern ins Rollen gebrachten Prozesses. „Wir müssen unsere Kenntnisse bündeln“, begrüßt er den Runden Tisch aller betroffenen, der im Bürgerhaus der Gemeinde aufgeschlagen wurde. Sein Dank gilt den Anglern des SFC Rheinsalm, die sich mit großem Einsatz um die Tiere gekümmert hätten.

Ob Hoch- oder Niedrigwasser, die Feuerwehr war immer im Einsatz, erinnert Grempels an den aufgestellten Bedarfsplan für die Wehr, bei dem es um die erforderliche Ausrüstung geht. Momentan laufen die Ausschreibungen für einen neuen Gerätewagen – rund 150 000 Euro sind veranschlagt, wobei der Bürgermeister noch auf Zuschüsse hofft. Außer der Reihe billigte der Gemeinderat im vergangenen Jahr eine neue Tragkraftspritze, Kostenpunkt 15 000 Euro, da die vorhandenen reparaturbedürftig sind.

Im September trat sie ihre Stelle in der Gemeinde an: die neue Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Eva Weisser. Die gebürtige Mannheimerin folgte auf Pfarrer Michael Zaiss, ebenfalls aus Mannheim stammend, der nach zehn Jahren in der Gemeinde Ende April in den Ruhestand verabschiedet wurde. © kirche

Stichwort Sicherheit: Derzeit arbeitet die Verwaltung an einer Erneuerung der Sirenen, denen nach der Katastrophe im Ahrtal mehr Bedeutung zukommt. Geklärt werden die Fragen, wie viele nötig sind und was geeignete Standorte sein könnten. Auch auf Ebene der Verwaltungsgemeinschaft wird überlegt, wie der Katastrophenschutz zu gestalten ist, lobt Grempels und sieht darin ein Zeichen für die guten Zusammenarbeit innerhalb der Horan-Kommunen.

Ein Aufregerthema im vergangenen Jahr war mit Sicherheit die Sanierung der B 39, von der Lusshofkreuzung bis hin zum Anschluss an die ehemalige B 36 bei Hockenheim. Zumal gleichzeitig die neue Ampel am Anschluss Neulußheim-Mitte an der Landstraße für Staus sorgte. Nun musste der gesamte Verkehr aus Altlußheim über Neulußheim und durch das Nadelöhr – teilweise ging gar nichts mehr. Grempels spricht in diesem Zusammenhang von einer sehr schlechten Kommunikation, freut sich jedoch gleichzeitig, dass das RP seine Pläne überdacht hat, die Ampelanlage am Anschluss Neulußheim-Mitte durch die lange im Raum stehende Rampenlösung ersetzen will.

Ein Teil der Rampenlösung besitzt auch Altlußheimer Gemarkung – der Geländestreifen zwischen Bahntrasse und Straße, auf dem ein Solarpark entstehen soll – doch geht es für den Bürgermeister hierbei um eine Güterabwägung, der er zustimmen könne. Zumal dem Solarpark nur eine geringe Fläche verloren gehe.

Verregnete Badesaison

Wenn die Badesaison am Blausee im vergangenen Jahr im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser fiel, so lag es nicht am Coronavirus, sondern am Wetter. Nichtsdestotrotz, die Freizeitanlage wird auch in diesem Jahr öffnen – Corona hin oder her. „Wir haben ja genug Erfahrung“, scherzt Grempels und hofft, heuer nur mit Wetterproblemen konfrontiert zu werden.

Stichwort Blausee – die Brücke über den Kriegbach, die zu ihm führt, muss in diesem Jahr ebenso erneuert werden wie die Allmendbrücke. Ende Januar soll der Gemeinde das Ergebnis der Ausschreibungen vorliegen. Für die Bauphase hofft Grempels von den Corona-bedingten Lieferengpässen verschont zu bleiben, die schon zu Verzögerungen bei der Sanierung des Daches der Rheinfrankenhalle führten.

Gut aufgestellt ist die Gemeinde beim Thema Kinderbetreuung nach der Fertigstellung des neuen katholischen Kindergartens. In dem alten, sanierten Gebäude sind mittlerweile zwei Krippengruppen eingezogen, die Gemeinde hat die Option auf einen zehnjährigen Mietvertrag. Gestiegen ist auch der Bedarf bei der Schulkinderbetreuung, für die Raum im alten Schwimmbad unter der Turnhalle geschaffen wurde.

Rund eine halbe Million Euro zusätzlich musste die Gemeinde für die beiden Maßnahmen aufbringen, dennoch blieben Mittel, um hinter ein altes Thema in der Gemeinde einen Schlusspunkt zu setzen – ein Schulsozialarbeiter wird kommen.

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Ganz wichtig für Grempels ist, dass der Prozess des Klimaschutzkonzeptes fortgeführt wurde, auch wenn dies ohne echte Bürgerbeteiligung schwierig war. Das kommunale Energiemanagement wurde ebenso auf den Weg gebracht wie die Einstellung eines Klimaschutzmanagers. Ferner wird die Gemeinde E-Ladestationen erhalten, darunter zwei für ein E-Carsharing-Modell. Und durch die auf der Rheinfrankenhalle und dem neuen Kindergarten installierten Photovoltaikanlagen lassen sich jährlich bis zu 56 Tonnen Kohlendioxid einsparen.

Wichtige Weichenstellungen, unter deren Vorzeichen auch die künftige Innenentwicklung zu sehen ist. Mit all ihren Schwierigkeiten, vom Parkdruck bis hin zur Verkehrsführung und der Frage der Nachverdichtung. Eines steht jedenfalls schon fest – die Gemeinde soll grüner werden, der Bauhof wurde deswegen um einen Mitarbeiter aufgestockt.

Doch am meisten freut sich Grempels mit Blick aus Jahr auf die Begegnung mit Menschen, die bald wieder möglich sein soll, wie er hofft. Denn die Gemeinschaft lebe von Begegnungen und hier habe die Pandemie schon ein großes Defizit erzeugt.

Redaktion Zuständig für die Verwaltungsgemeinschaf

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