Freibad

60 Jahre Brühler Freibad: Eine Geschichte der Modernität und Erneuerung

Das Brühler Freibad feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Ursprünglich gab es Widerstand gegen den Bau dieser öffentlichen Einrichtung, doch es entwickelte sich zu einem zentralen Ort für Erholung und Sport.

Von 
Ralf Strauch
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Als Glücksbringer sprangen Erich Schimmele, Bauarbeiter der Firma Langlotz, und Günter Wallerab, Bauarbeiter bei der Firma Ganz, zur Eröffnung 1963 in Frack und Zylinder ins kühle Nass. © gemeinde

Brühl. „Es ist die größte und auch teuerste öffentliche Einrichtung der Gemeinde: das Freibad. Es wurde 1963 eröffnet und ist in diesem Jahr also 60 Jahre alt“, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus. Der Gemeinderat erteilte einst der Planung zunächst allerdings eine klare Absage.

Wozu sollte man ein – nach ersten Schätzungen des jungen Ingenieurs Karnatz aus Trier von 1958 – insgesamt 350 000 Mark teures Freibad bauen, wenn die Brühler schon seit Generationen in der „Schachtel“, einer künstlichen Bucht am Altrhein, das Schwimmen gelernt hatten?

Als Glücksbringer sprangen Erich Schimmele, Bauarbeiter der Firma Langlotz, und Günter Wallerab, Bauarbeiter bei der Firma Ganz, zur Eröffnung 1963 in Frack und Zylinder ins kühle Nass. © gemeinde

Und so wurde vor 65 Jahren der Wunsch vieler Brühler, eine solche Anlage zu bauen, zunächst nicht verwirklicht. Dabei hatte ein junger Architekt geschwärmt, im „ganz neuen Mammut-Bäderbauverfahren“ ein großes Schwimmbecken am Schrankenbuckel errichten zu können.

Doch der Gemeinderat ließ sich von ihm nicht überzeugen, sondern favorisierte 1959 noch eher den kostengünstigeren Plan von Georg Schweikert senior, im Kiesbaggerloch im Rohrhofer Rheinfeld ein Naturschwimmbad zu errichten. Der damalige Bürgermeister Alfred Körber erkannte allerdings in dem modernen Freibad im Herzen der Gemeinde die Chance, sich ein weiteres bauliches Denkmal zu errichten. So wurde einiges an Gelände zwischen Brühl und Rohrhof von der Kommune aufgekauft – einen Beschluss für das Freibad gab es damals offiziell noch nicht.

Im zweiten Anlauf beschlossen

„Ich gehe davon aus, dass das Freibad für die damaligen Entscheider ein weiterer Teil der ,Neuen Mitte’ in Brühl neben der auch in dieser Zeit entstehenden Schillerschule und verschiedenen Sportanlagen wie Stadion und Sporthalle sein sollte“, so der heutige Bürgermeister Dr. Ralf Göck. „Es gab auch ein städtebauliches Gutachten für die ,Neue Mitte’.“

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So kam die Planung fürs Freibad 1960 erneut auf die Tagesordnung. Im zweiten Anlauf fand das Freibad dann den Segen der Gemeinderäte. Nach einer Informationsfahrt in Freibäder im Kinzigtal wurde dann tatsächlich der Beschluss für den Bau eines modernen Schwimmbades gefasst, 1961 wurde der Bau beantragt und genehmigt.

Das Brühler freibad © gvb

Im Herbst begannen die Arbeiten auf dem 32 000 Quadratmeter großen Areal mit dann schon höher berechneten Kosten von einer Million Mark – am Ende waren die Kosten auf 1,5 Millionen angewachsen. Und das, obwohl sogar amerikanische Streitkräfte beim Aushub der Becken halfen.

Als Erich Schimmele, Bauarbeiter der ausführenden Firma Langlotz, und Günter Wallerab, Bauarbeiter bei der Firma Ganz, bei der feierlichen Eröffnung 1963 vor prominentem Publikum in Frack und Zylinder den Premierensprung ins kühle Nass wagten, wurde das Brühler Freibad als modernste Anlage der Region gefeiert.

Ab 1962, also schon vor der Eröffnung, leitete Herbert Montag zunächst nur mit einem Helfer das Freibad. Er sollte lange prägend bleiben, denn erst nach 34 Jahren Dienstzeit übergab er die beiden Bäder wegen seiner Pensionierung 1996 an seinen Sohn Bruno, „der ebenso wassersportbegeistert ist wie sein Vater“, erinnert sich Göck. Mit der Pensionierung Bruno Montags 2017 endete die Ära der Bädercheffamilie – mit Patrick Berndt trat ein in Mannheim ausgebildeter, versierter Schwimmmeister seine Nachfolge an.

Am 29. Juni 1963 wurde das Brühler Freibad unter Beteiligung von viel Prominenz – darunter Landrat Dr. Valentin Gaa, Abgeordneter Emil Limbeck sowie Bürger-meister Waibel aus Schwetzingen – und unter großer Beteiligung der Bevölkerung offiziell eröffnet. © Gemeindearchiv

Und um die in den ersten Jahren hoch gepriesene Modernität auch für die Zukunft zu behalten, flossen in der Folgezeit immer wieder erhebliche Beträge in die Sanierungen des Freibades. Nach 20 Jahren Betrieb waren Mitte der 1980er Jahre die gefliesten Becken in die Jahre gekommen und wurden durch die pflegeleichten Edelstahlbecken ausgetauscht.

Modernität bleibt erhalten

Vor allem die Schwimmbadtechnik von der Wärmezufuhr aus der Schillerschule, über die Filter- und Desinfektionsanlage bis hin zu den Sanitär- und Umkleideräumen wurden 1985/86 umfassend erneuert. Dieses Projekt kostete den Brühler Gemeindehaushalt zu dieser Zeit immerhin über drei Millionen Mark. Damals wurde auch die erste Riesenwasserrutsche eingebaut – die 67 Meter lange Attraktion wurde inzwischen auch schon wieder erneuert.

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In den Folgejahren wurden kleinere Investitionen vorgenommen wie etwa die Auswechslung der drei Durchschreitebecken ebenfalls in Edelstahl, eine erweiterte Kioskterrasse, eine solarunterstützte Warmwasserbereitung oder die Sanierung der Sanitärräume und die zusätzlichen Toiletten bei dem ebenfalls erneuerten Kinderplanschbecken, erinnert sich der Rathauschef.

„Seit das Schulzentrum 1991 an die Fernwärme angeschlossen wurde, brauchen die Brühler auch kein schlechtes Umwelt-Gewissen zu haben, wenn sie an nicht ganz so warmen Tagen das Wasser mit viel Energie aufheizen“, betont Göck. Dennoch solle Energie gespart werden, deswegen wurde in den vergangenen Jahren die gesamte elektrische Anlage und Steuerung erneuert. Neue stromsparende Pumpen sollen in der nächsten Winterpause eingebaut werden.

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„In der Corona-Zeit nahm die schon länger anstehende Digitalisierung des Zutrittsbereichs Fahrt auf und es wurde auch ein zweiter, rein digital betriebener Eingang vom Hallenbad-Parkplatz her geschaffen“, erklärt Göck nicht ohne Stolz und verweist auf die zigtausend Besucher aus der gesamten Region, die in jeder Saison das Freibad nutzen.

Redaktion

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