Statistik

Freiwillige Feuerwehr Brühl zieht Einsatzbilanz von 2023

Die Freiwillige Feuerwehr in Brühl hatte im Jahr 2023 insgesamt 172 Einsätze und damit im Durchschnitt alle zwei Tage. Besonders auffällig war die Zunahme an Fehlalarmierungen. Feuerwehrkommandant Marco Krupp zieht Bilanz und blickt voraus.

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Ralf Strauch
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Trupps der Freiwilligen Feuerwehr sind im Juni 2023 unter Atemschutz beim Brand einer Wohnungen im Erdgeschoss des großen Hochhauskomplexes in der Bussardstraße in Rohrhof im Einsatz. © Feuerwehr Brühl

Brühl. Der erste Alarm erreichte 2023 die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr, da war das Jahr noch keine elf Stunden alt. Dann ging es zwölf Monate mehr oder weniger Schlag auf Schlag - das weist die Jahresstatistik der Kameraden aus. Bis am letzten Tag gegen 18 Uhr die letzte Alarmierung für 2023 losging, hatten sich die Einsatzzahlen auf 172 aufaddiert. Damit rückten die Helfer in ihren roten Fahrzeugen rechnerisch jeden zweiten Tag aus. Und das im ehrenamtlichen Dienst am Nächsten - eine stolze Leistung.

Die Gesamtwehr hat - von der Jugend über den Spielmannszug bis zur Altersmannschaft - 122 Mitglieder. In der Einsatzabteilung sind im vergangenen Jahr acht Kameraden ausgeschieden, fünf kamen neu hinzu und eine Übernahme aus der Jugendwehr erfolgte. Unter dem Strich sind das 58 aktive Einsatzkräfte.

Einsatzzahlen der Brühler Feuerwehr steigen an

„Die 172 Einsätze entsprechen einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um zwölf Einsätze oder 7,5 Prozent“, bilanziert Kommandant Marco Krupp. Das interessante dabei ist, dass es - trotz der drei Hochwasserlagen im Jahr 2023 - bei den technischen Hilfeleistungen ein Minus von neun Einsätzen und nur ein geringfügiges Plus, nämlich fünf mehr, bei den Brandeinsätzen gegeben hat. Eigentlich hätte es da keine große Veränderung zum Vorjahr gegeben - wäre da nicht die enorme Zunahme an Fehlalarmierungen gewesen. Waren 2022 noch zehnmal blinde Alarme gewesen beziehungsweise Brandmelder fälschlicherweise oder böswillig ausgelöst worden, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf insgesamt 26 an - das sind immerhin 15,1 Prozent der Gesamteinsätze und ein absoluter Wert, der so noch nie erreicht worden ist. Die Anzahl der blinden Alarme - die Meldenden gingen von einem echten Notfall aus - hat sich von vier Einsätzen in 2022, auf elf im vergangenen Jahr stark erhöht. Doch bereitet das den Wehrleuten weniger Sorgen, denn „nur wenn wir frühzeitig alarmiert werden, können wir größeren Schaden abwenden“. Da rücke man bei einem Verdachtsfall lieber einmal zu viel als einmal zu wenig aus. Anders sehe es bei den böswilligen Alarmen, also vorsätzliche Fehlalarmierungen aus.

Feuerwehr Brühl hat 2023 insgesamt 29 Brände gelöscht

Wie teilen sich die Einsätze nach den jeweiligen Arten auf? Die Zahl der Brände stieg von 24 in 2022 auf 29 im vergangenen Jahr an - Brände sind damit fast ein Viertel der Einsätze. Davon bildeten die Kleinbrände den Schwerpunkt, doch es gab auch zwei Großbrände zu der die Wehr ausrückte. Bei den technischen Hilfeleistungen veränderten sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr zumeist nur unwesentlich. Dabei machten sie 2023 einen Anteil von 68 Prozent (Vorjahr 78,8) an den Gesamteinsätzen aus.

Die Beseitigung von Öl- und Kraftstoffspuren (5), Tierrettungen (2), Hilfe bei Verkehrsunfällen (2) und Türöffnungen (29) liegen sehr nah bei den Zahlen von 2022. Beim Hochwasserschutz schnellte der Wert aber von Null auf 14. „Im Mai befanden wir uns nur im Hochwasservoralarm, aber Mitte November und auch Mitte Dezember mussten einige Hochwassereinsätze abgearbeitet werden“, erinnert sich Krupp. Bei den Sicherheitswachdiensten bei größeren Veranstaltungen nahm die Zahl von zehn auf 16 zu.

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Ein deutlicher Rückgang ist bei den sonstigen Hilfeleistungen zu verzeichnen - von 80 auf 49. Dazu gehören allerdings auch die vielen Einsätze des Brühler Notfallseelsorgerteams in der gesamten Region - in der Statistik der Brühler Feuerwehr machen sie an den Gesamteinsätzen einen Anteil von 8,7 Prozent aus. Bei den 172 Einsätzen mussten 23 Personen gerettet und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erstversorgt werden. „Leider hatten wir im vergangenen Jahr fünf tote Personen zu bergen“, bedauert der Feuerwehrkommandant.

Zusammenarbeit der Brühler Feuerwehr mit weiteren Einsatzkäften funktionert

Die Zusammenarbeit mit Rettungsdienst und Notärzten, dem Ortsverein im Deutschen Roten Kreuz, der Polizei, dem Ordnungsamt, anderen Rettungsdiensten und Feuerwehren funktioniere vorbildlich, sagt Krupp. Auch die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Ketsch laufe reibungslos, ebenso die gemeinsamen Übungen und Einsätze zwischen der wehreigenen Kommunikationsgruppe und den Kameraden aus der Kommunikationsgruppe der Feuerwehr Eppelheim.

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Das erste Einsatzfahrzeug rückte durchschnittlich 3,5 Minuten nach der Alarmierung über Funkmeldeempfänger vom Gerätehaus am Schrankenbuckel zur Einsatzstelle aus - „und dass, obwohl teilweise keine Notsituation bestand wie bei der Beseitigung von Ölspuren und sich die Einsatzkräfte beim Ausrücken und der Anfahrt Zeit lassen konnten“, ist der Feuerwehrchef sichtlich stolz. Die Feuerwehr traf damit im gesamten Ortsgebiet spätestens neun Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort ein.

Aber es sind ja nicht nur die Einsätze, zu denen die Wehrleute ausrücken müssen. Zu diesen direkten Einsatzstunden kommen noch all die Stunden hinzu, die von den Feuerwehrleuten für Ausbildung, Besuche von Lehrgängen, Instandhaltung, Reinigung oder Pflege von Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen sowie Verwaltungsarbeiten geleistet werden. Deren Summe wird in der offiziellen Jahresbilanz nicht mehr einzeln aufgelistet - doch sie belaufen sich laut Krupp auch 2023 wieder auf mehrere Tausend Stunden.

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Schaut man sich die Verteilung der Einsätze auf die einzelnen Monate des Jahres 2023 an, dann sieht man schnell, dass in der ersten Jahreshälfte nicht so häufig ausgerückt werden musste wie in der zweiten. Pendelten die Werte von Januar bis Juni zwischen neun und zwölf Einsätzen, geht es im Juli plötzlich hoch auf 17, um sich dort einzupendeln und in den Hochwassermonaten November und Dezember auf 21 beziehungsweise 20 anzuschwellen.

Mittwoch ist der ruhigste Tag bei der Freiwillien Feuerwehr Brühl

Die Statistik zeigt, dass umgerechnet auf die Wochentage samstags mit 35 der 172 Einsätze im vergangenen Jahr am meisten los war. Der ruhigste Wochentag für die Feuerwehrleute ist der Mittwoch, da ging der Melder nur 15 Mal los. Die übrigen Wochentage liegen 2023 bei einem statistischen Wert von rund 24 Einsätzen.

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Und auch bezüglich der Uhrzeit, wann die Helfer der Wehr benötigt wurden, gibt ein interessantes Bild. Mehr als ein Zehntel der Alarme, nämlich 19 Stück, rief die Wehrleute in der Stunde zwischen 17 und 18 Uhr zum Einsatz. Überhaupt liegt der Schwerpunkt zwischen 7 und 19 Uhr.

Nicht einmal wurden die Wehrleute in der Stunde zwischen 2 und 3 Uhr aus dem Schlaf gerissen. Doch an nächtlichen Einsätzen mangelt es ansonsten nicht. Zwischen 22 und 7 Uhr ging der Alarm 2023 immerhin 26 Mal los.

Steigerung der Feuerwehreinsätze möglich: Folgen des Klimawandels

Wie sieht nun die langfristige Perspektive aus? „Belegt durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre rechnen wir aber im langfristigen Schnitt mit einer jährlichen Steigerung der Einsätze“, meint Krupp. Diese Prognose werde unterlegt durch die zunehmende Bebauungsdichte, durch die weitere Ansiedlung von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie einen ständigen Ausbau der Infrastruktur und der damit zusammenhängenden Verkehrsdichte.

„Ebenso rechnen wir mit dem Anstieg von vermehrten Unwettereinsätzen bedingt durch den Klimawandel, insbesondere Flächenlagen nach Sturm- oder Starkregenereignissen sowie Vegetationsbränden in Dürreperioden“, lautet der Ausblick von Marco Krupp.

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Doch „trotz der vielen Einsätze und Anforderungen können sich die Bürger der Gemeinde Brühl auf eine motivierte, bestens ausgebildete Mannschaft verlassen, die zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit ist, ihre Freizeit für den in Not geratenen Bürger oder Tiere sowie zum Schutz der Umwelt zu opfern“.

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