Brühl. Kämmereichef Andreas Willemsen und sein Team haben die kommunalen Kassenbücher für das vergangene Jahr abgeschlossen. Das Ergebnis legten sie am Montagabend dem Gemeinderat in dessen öffentlicher Sitzung vor. Und einmal mehr schließt die tatsächliche Ergebnisrechnung deutlich besser, als zuvor im Etatentwurf eingeplant gewesen ist. Ging man ursprünglich von einem Minus von 1,21 Millionen Euro aus, so steht tatsächlich ein Plus von 1,36 Millionen Euro als ordentliches Ergebnis unter den Zahlenkolonnen.
Und damit nicht genug konnten noch außerordentliche Erträge aus dem Verkauf des Areals am Schrankenbuckel als Sonderergebnis generiert werden. Damit summiert sich das Gesamtergebnis auf stolze 15 Millionen Euro. Doch muss dieses laut Willemsen in der Sitzungsvorlage „beste Ergebnis aller Zeiten“ relativ gesehen werden. Denn die damit geschaffenen Rücklagen von 14,4 Millionen Euro sind schon jetzt als Ausgleich zukünftiger Haushalte eingeplant, die laut Kämmerer zu erwarten seien.
Brühler Bürgermeister Göck freut sich über Situation im Haushalt
Der Grund für seine Perspektive: Im Vergleich zum Vorjahresergebnis stiegen die Erträge um 2,9 Prozent, die Aufwendungen allerdings um 10,8 Prozent an. „Schreitet diese Entwicklung fort, können die Erträge bald nicht mehr mit den Aufwendungen Schritt halten – insofern sind in künftigen Jahren Fehlbeträge zu erwarten, die die Rücklagen aufzehren werden“, so die Argumentation des Brühler Finanzchefs in seinem schriftlichen Bericht.
Und auch Bürgermeister Dr. Ralf Göck freute sich in seiner Stellungnahme über ein Haushaltsjahr, das „als wohl bestes in die Geschichte der Gemeinde Brühl eingehen wird“. Insgesamt habe es einen hohen Gewinn gegeben, und trotz außerordentlich hoher Investitionen gab es noch mehr Liquidität und weniger Schulden als im Jahr zuvor erwartet.
Liquidität der Gemeinde Brühl gestiegen, Schulden abgebaut
Das ursprünglich für 2022 geplante Ergebnis sei um 2,5 Millionen gedreht worden. Das sei in erster Linie hohen Gewerbesteuerzahlungen und großzügigen Zuweisungen von Bund und Land zu verdanken gewesen. „Wichtig ist, das wir nicht mehr von unserer Substanz gelebt haben, sondern der Rücklage etwas zuführen konnten, und zwar sowohl der buchhalterischen als auch der Barrücklage – wir haben auch nicht auf Kosten der kommenden Generationen gelebt, wie manche meinen, weil wir auch die Abschreibungen erwirtschaftet haben“, unterstrich Göck.
Neben den genannten Mehreinnahmen seien auch Einsparungen im Personaletat erreicht worden. „Ein erstes Alarmzeichen ist allerdings, dass die laufenden Aufwendungen gestiegen sind, das Ergebnis entspricht etwa dem Ansatz – dies zeigt auch die Inflation, also Kostensteigerungen ohne Mehrleistung.“ Die investiven Ausgaben seien im vergangenen Jahr demnach mit 7,7 Millionen Euro im Mehrjahresvergleich wieder sehr hoch gewesen, „sie lagen immerhin aber drei Millionen Euro unter dem ursprünglichen Ansatz.
Die Liquidität stieg aufgrund der hohen Einzahlungen von 2,7 auf 7,2 Millionen, das Gesamtvermögen, also mit den Geldanlagen, wuchs um 9,5 auf 15,2 Millionen Euro an. Die Schulden verringerten sich im vergangenen Jahr um knapp 900 000 Euro von 6,2 auf 5,3 Millionen Euro, zitierte der Verwaltungschef aus der Jahresrechnung. Der Grund war, dass nur getilgt und kein neuer Kredit aufgenommen worden sei.
Haushalt in Brühl: Acht Prozent Umsatzrendite in 2022
Beim Zahlungsmittelüberschuss, also dem, was die Gemeinde „erwirtschaftet“ hat, wurde den schlechten Zahlen in den Vorjahren mit 3,1 Millionen Euro ein gutes Ergebnis erreicht, was bei einer Gesamtleistung von 40 Millionen knapp acht Prozent Umsatzrendite entspreche. Doch Göck betonte: „Das lässt sich sehen, wird aus heutiger Sicht in den nächsten Jahren nicht mehr zu erreichen sein.“
Das gelte auch für das um 9,5 Millionen Euro gewachsene Finanzvermögen, denn dieses werde durch die Investitionen der Jahre 2023 und 2024 komplett aufgezehrt.
Bürgermeister Göck über aktuelle Finanzen in Brühl
Und schon war der Rathauschef in seiner Stellungnahme beim Bericht der aktuellen Finanzlage. Im laufenden Jahr sehe es trotz wiederum guter Gewerbesteuereinnahmen und guter Einnahmen aus Landeszuweisungen schlechter aus, weil die laufenden Ausgaben deutlich ansteigen würden. Zugleich sei die Liquidität aus dem Großprojekt Grüne Mitte und Sportpark-Süd abgeschmolzen.
„Wie im vergangenen Jahr angekündigt, ist allerdings schon wieder die seit Jahren festzustellende Schere aus deutlich schneller steigenden laufenden Ausgaben und langsam steigenden Einnahmen festzustellen“, urteilte Göck. Und so folgte auf „eine Stunde der Freude“, wie Göck die Stellungnahmen zur Finanzsituation des vergangenen Jahres nannte, der Moment der Ernüchterung, als es um das laufende Jahr ging und ein noch weiter in die Zukunft reichender Blick gewagt wurde (wir berichten noch ausführlich).
Haushalt soll in Brühl mit Kommission konsolidiert werden
Um da rechtzeitig einzugreifen, findet sich seit einigen Jahren im Herbst eine Kommission, zusammengesetzt aus Bürgermeister, Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister-Stellvertretern mit der Kämmerei zusammen, um Möglichkeiten der Haushaltskonsolidierung zu finden. Das habe er sich bewährt und soll fortgeführt werden .
Der Gemeinderat beschloss die Jahresrechnung für 2022 am Ende der Aussprache mit dem Dank an die Verwaltung einstimmig. Über die Stellungnahmen der Fraktionen werden wir noch berichten.
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