Brühl. „Der Sommerdamm zwischen Brühl und Rohrhof hat an drei Stellen dem Rheinhochwasser wieder nicht standgehalten“, erklärt der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Brühl, Cort Bröcker, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zum einen hat sich das Wasser bereits am Sonntagnachmittag erneut bei der Schließe nahe dem Brühler Friedhof seinen Weg durch den Deich gesucht, zum anderen seien zwei Stellen weiter in Richtung Leimbach und Brühl – bei der Teufelsbrücke – über- und unterspült worden. Seitdem dringt das Rheinwasser wieder auf die Schwetzinger Wiesen.
Mit 7,65 Metern am Pegel Speyer hatte die Rheinflut im Laufe des Montags ihren Scheitelpunkt erreicht, derzeit werden wieder fallende Werte gemessen. Zwar soll laut Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg am Mittwoch, 5. Juni, noch einmal durch den Rückstau wegen des Neckarabflusses ein kurzzeitiges Aufstauen des Rheins rund um die Hochwassermarke zwei, also bei 7,30 Metern an der Speyerer Messstelle, auftreten, doch der Trend in den nächsten Tagen seien fallende Pegelstände, bis nächsten Sonntag wird von der Hochwasservorhersagezentrale bereits ein temporärer Tiefpunkt unterhalb der Sechs-Meter-Marke angekündigt.
In einer Woche könnte eine erneute Welle folgen
Doch in einer Woche geht es wahrscheinlich wieder nach oben – aber selbst bei ungünstigsten Witterungsverhältnissen werden in der Spitze die sieben Meter wohl nicht gerissen, heißt es seitens der Behörde. Es scheinen sogar 50 Zentimeter niedriger eher wahrscheinlich.
„Dennoch sind auch beim aktuellen Vordringen des Wassers in die Wiesen weder die Häuser im Ort noch die Einwohner gefährdet“, erklärt der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Matthias Sommer nach einer Krisensitzung im Rathaus am späten Montagmorgen. Beim jüngsten Dezemberhochwasser habe sich das ja auch schon gezeigt – und da war der Pegel noch über 70 Zentimeter höher als beim aktuellen Peak am Montag.
Gleichwohl ist die Wache im Feuerwehrgerätehaus inzwischen dauerhaft besetzt, um bei weiteren Problemen mit den Fluten sofort reagieren zu können. „Wir kontrollieren in engen Abständen die Überschwemmungen“, berichtet Feuerwehrsprecher Bröcke. Bei der ersten Kontrolle mit der Drohne hat man festgestellt, an welchen Stellen der Sommerdamm bereits durchlässig ist und wo sich die Schwetzinger Wiesen sich langsam mit Wasser füllen. Die Bereiche um die Anglerseen sind bereits überflutet und das Wasser steht im Rohrhof bereits am Hauptdamm. Bürgermeister Dr. Ralf Göck machte sich bei einer ersten Kontrollfahrt am Montag bei sinkenden Pegelständen ein Bild von der Situation.
Warum Hochwassertourismus in Brühl schlecht ist
Bereits Sonntagnachmittag waren die Straßen und Wege in die Auen für den Verkehr – auch für Fußgänger und Radfahrer – geschlossen worden. Die Gemeindeverwaltung und Freiwillige Feuerwehr informierten die Bevölkerung gegen 16 Uhr, „dass sämtliche Straßen, Wege und Dämme den Rhein betreffend ab sofort komplett gesperrt sind“.
Gleichzeitig wurde appelliert, das Gebiet nicht mehr zu betreten, „es besteht Lebensgefahr, auch wenn man das Wasser im Moment vielleicht noch nicht sieht“, heißt es aus dem Rathaus.
Und es gibt noch einen weiteren Grund, auch Randbereiche nicht zu betreten. Das sind die Wildtiere, die vor den Fluten auf der Flussseite des Sommerdamms in die Wiesen geflohen sind und jetzt schon wieder vom Wasser bedrängt werden. „Wir müssen den Wildtieren mit ihren Jungen eine Rückzugsmöglichkeit geben“, betont Sommer. Auch bei den Dämmen wurden inzwischen die Tore geöffnet, damit die Deiche den Tieren als Rettungsinseln dienen können. Deshalb wurde zudem die Brühler Straße auf Tempo 30 Reduziert, damit es möglichst nicht zu Unfällen mit fliehenden Tieren kommt.
Außerdem bittet er mit Nachdruck: „Suchen Sie sich bitte andere Routen für das Ausführen Ihrer Hunde aus und nicht die Wege im oder direkt beim Überschwemmungsgebiet.“ Ansonsten bestehe die Gefahr, dass man die Wildtiere wieder zurück ins Wasser treibt. Überhaupt solle man auf den Hochwassertourismus verzichten – ansonsten behindere man nur Einsatzkräfte.
Diskussion über mögliche Flutung der Kollerinsel
Übrigens war Ende der vergangenen Woche zeitweise von den rheinland-pfälzischen Behörden erwogen worden, die Brühler Kollerinsel als Taschenpolder zu fluten, um dem Rhein noch mehr Druck zu nehmen. Allerdings waren die vertraglich vereinbarten Vorgaben nicht erreicht worden, die sehen nämlich beim Worms einen Wasserdurchfluss von mindestens 5000 Kubikmetern pro Sekunde vor – dieser Wert wurde aber dann nicht gemessen.
Die Kollerfähre hat seit Sonntagmittag den Betrieb wegen des Hochwassers bis auf Weiteres eingestellt. Wann sie wieder zwischen den beiden Brühler Ufern pendelt, ist am Montagabend noch nicht klar zu terminieren gewesen.
Und damit auf die Hochwasserwelle mit den Überflutungen der Auen jetzt keine Stechmückenschwemme auf die Anwohner zukommt, legt sich die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) ordentlich ins Zeug. „Wir können zwar noch nicht alle Flächen erreichen“, verrat Pressesprecherin Xenia Augsten auf Nachfrage, „aber im Innenbereich, wenn jetzt das Druckwasser an die Oberfläche kommt, und beim Dammfußbereich – dorthin werden die Larven wohl gespült werden – sind wir bereits im Einsatz“.
Man müsse allerdings bei der Bekämpfung entlang des Rheins eine Priorisierung vornehmen und flexibel reagieren, unterstreicht sie noch, „das wird jetzt alles recht schwierig“. Aber angesichts der Folgen des Hochwassers in anderen Landesteilen und in Bayern, scheint das ein recht untergeordnetes Problem zu sein.
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