Brühl. Der Kindergartenbedarfsplan ist eine der Grundlagen für die Finanzierung der Kindertageseinrichtungen für alle Jungen und Mädchen, die noch nicht zur Schule gehen. Er setzt die Eckpunkte für das Betreuungsangebot in der Kommune, die vom Gemeinderat beschlossen werden - das geschieht in Brühl am Montag, 17. Juni, ab 18.30 Uhr in der letzten Sitzung mit der bisherigen Zusammensetzung und nicht in der am Wochenende frisch gewählten.
Durch die Änderung des Bundesrechts besteht seit über zehn Jahren für die Kommunen die Verpflichtung, den Familien im Ort für alle Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres ausreichend Plätze in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege zur Verfügung zu stellen. „Um diesen Rechtsanspruch zu erfüllen, ist besonders der Ausbau der Kleinkind- und Ganztagesbetreuung fortzuführen“, heißt es in der Ankündigung der Ratssitzung aus der Verwaltung.
Steigender Bedarf an Kindergartenplätzen in Brühl
„Die Gemeinde hat stets auf den steigenden Bedarf reagiert“, bilanziert Bürgermeister Dr. Ralf Göck in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung. So sei bereits ab 2015 die Anzahl der Kindergartenplätze bis jetzt um mehr als ein Drittel gesteigert worden - von 439 auf 675 Plätze. Damit verbunden sei auch die Steigerung der Kosten mit einem ähnlichen Verhältnis gewesen.
„Wie die aktuellen Anmeldezahlen und vor allem die vielen Zuzüge nach Brühl zeigen, bleibt die Unterbringung aller Kinder allerdings weiterhin schwierig“, wird von Göck festgestellt. Und so rät er, auch weiterhin keine neuen auswärtigen Kinder in den Brühler Betreuungseinrichtungen aufzunehmen. Aktuell befinden sich nur noch drei auswärtige Kinder in den örtlichen Kindergärten - allerdings belegten sie fast ausschließlich Plätze mit verkürzter Öffnungszeit. Auf der anderen Seite der Bilanz besuchen aktuell 14 Brühler einen auswärtigen Kindergarten.
Zukunftsprognose: Betreuungsplätze werden nicht ausreichen
Der Blick voraus ist wenig zuversichtlich, denn mittlerweile 545 für Über-Dreijährige und die 130 ausschließlich für Unter-Dreijährige zur Verfügung stehenden Betreuungsplätze „werden auf Dauer nicht ausreichen“, heißt es von den zuständigen Stellen im Rathaus. Auch, wenn noch zusätzlich 53 Plätze in der privaten Kindertagespflege zur Verfügung stehen, wird das Angebot für die Eltern knapp.
Schon im März waren 509 Plätze mit Kindern über drei Jahren belegt. Durch die altersgemischten Gruppen werden derzeit 13 Plätze im Ü3-Bereich von jüngeren Kindern belegt - im Vorjahr waren es sogar 17.
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Das Problem ist, dass diese 13 Kinder statistisch die doppelte Anzahl an Plätzen in Anspruch nehmen. Und das wiederum heißt, dass rechnerisch insgesamt 535 Plätze belegt gewesen sind. Von den 20 damit noch freien Plätzen entfallen zwölf auf Kinder, die älter als drei Jahre sind und acht auf den U3-Bereich.
Wartelisten und fehlende Zusagen für Kindergartenplätze
Laut einem Abgleich der Zahlen für den Betreuungszeitraum bis zum kommenden Dezember mit allen Kindergärten im Ort ist es so, dass derzeit 39 Kinder auf der Warteliste stehen, denen noch keine Zusage für einen Kindergartenplatz im Jahr 2023/2024 gegeben werden konnte.
Selbst wenn die derzeit noch freien Betreuungsplätze im Kindergarten „Kleine Strolche“ - dort herrschte bisher ein akuter Personalmangel, weshalb weniger Kinder als möglich betreut wurden - ab September mit neuem Personal wieder belegt werden können, fehlen am Ende wegen der vielen Zuzüge noch immer Betreuungsplätze.
Die Jahrgangsstärken der Kinder unter drei Jahren zeigen laut Kindergartenstatistik bereits jetzt, dass Jahr für Jahr individuell agiert werden muss. Für das laufende Betreuungsjahr wurde die bereits bestehende U3-Gruppe im Sonnenscheinkindergarten in eine Gruppe mit Altersmischung umgewandelt.
Zuzüge und Geburten erhöhen den Platzbedarf
„Zudem muss weiterhin mit Zuzügen, Geburten, dem Aufkauf von Bestandsimmobilien sowie beim Familiennachzug von Flüchtlingen mit zusätzlichen Kindern gerechnet werden“, wird im Rathaus vorgerechnet. Bislang sei es der Verwaltung zwar gelungen, drohende Klagen der Eltern durch Improvisationen und Verschiebungen in den jeweiligen Gruppen abzuwenden, doch müsse in Zukunft mit entsprechenden Klagen gerechnet werden.
Und die Kinderzahlen steigen weiter. So führen die zuständigen Rathausmitarbeiter an, dass in den kommenden Jahren mit Kindern aus dem neuen Wohngebiet „Grüne Mitte“ gerechnet werden müsse. Deswegen sei auch künftig eine zeit- und realitätsnahe Prognose der Nachfragequote wichtig, um weder Überkapazitäten zu schaffen, noch ein erhebliches Platzdefizit zu haben. „Die generelle Problematik wird sich so lange hinziehen, bis der Hortneubau an der Schillerschule steht und der Pavillon zum reinen Kindergarten umgebaut wurde“, wird festgestellt. „Weitere Neubauten sind aus heutiger Sicht aktuell aber nicht notwendig.“
Wiedereröffnung und Erweiterung von Betreuungsgruppen
Zur Lösung der aktuellen Platzproblematik wird zunächst die Wiedereröffnung der Krippengruppe im Kindergarten „Kleine Strolche“ angeführt. Aus Sicht der Verwaltung soll zudem eine weitere Gruppe in der derzeit noch vermieteten Hausmeisterwohnung neben der Sonnenscheinkrippe geschaffen werden. Des Weiteren müsse im Ü3-Bereich gehandelt werden. Da sei es sinnvoll, über eine dritte Waldkindergartengruppe nachzudenken.
Aktuell habe die Verwaltung sehr viele Anfragen von Eltern, die mit ihren Kindern zeitnah nach Brühl ziehen werden. Dies erschwert zusätzlich die gesamte Bedarfsplanung.
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