Brühl. Die Mitglieder des neuen Jugendgemeinderats sind im Rathaus von Bürgermeister Dr. Ralf Göck im Amt verpflichtet worden. Ihre Wahl war als zehnter derartiger Urnengang für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Ort geplant gewesen. Doch weil es für die zwölf Plätze im Gremium gerade einmal acht Bewerber gegeben hat, verzichtete man im Rathaus auf eine Stimmabgabe. „Es wäre eine Farce gewesen, da ja bei der zu geringen Zahl an Bewerbern ohnehin jeder ins Amt gewählt worden wäre“, erklärt Göck im Gespräch mit unserer Zeitung.
Also wurde beschlossen, alle acht Kandidaten ohne Wahl direkt ins Amt zu heben – allerdings nur kommissarisch für ein Jahr. Im Mai 2024 sollen die Jugendgemeinderatswahlen erneut ausgeschrieben werden. Bis dahin hofft Göck, dass die nun verpflichteten Jugendvertreter die Werbetrommel so aktiv rühren, dass – wie in den Jahrzehnten zuvor – wieder eine echte Wahl zwischen mehr als zwölf Bewerbern bestehe.
Bisherige Amtsinhaber des Jugendgemeinderats Brühl verabschiedet
Im Sitzungssaal des Rathauses wurden derweil die bisherigen Amtsinhaber verabschiedet – beziehungsweise lediglich die beiden Vertreter Georgios Bursianis und Aron Schneider, die als einzige zur Verabschiedung in der letzten Sitzung der vergangenen Wahlperiode gekommen waren. Sie hatten sich zuletzt vor drei Jahren dem Votum der jungen Brühler gestellt.
Eigentlich geht eine Amtsperiode nur über zwei Jahre, doch wegen der Pandemie waren die Amtsinhaber kurzerhand für ein weiteres Jahr verpflichtet worden. 2022 hatten sich noch 15 Kandidaten auf die zwölf Plätze beworben. Von ihnen wollen lediglich drei ihr Engagement im neuen Jugendgemeinderat fortführen, nämlich Arthur Böhme, Carolina Herm und Stanley Noel.
Ihnen allen dankte der Rathauschef für die in den vergangenen Jahren geleistete Arbeit – denjenigen, die weitermachen, wünschte er viel Erfolg für die nun beginnende Amtsperiode. Dass dieses Engagement für die Altersgenossen nicht nur für die Allgemeinheit wichtig sei, sondern auch einen individuellen Benefit biete, zeigte Göck im Gespräch mit dem bisherigen Vorsitzenden des Jugendgemeinderates Bursianis auf.
Nicht nur, dass die Arbeit im Team Spaß gemacht habe, sie hätte auch jedem Mitglied des Rates viel gebracht. Man haben gelernt, über einen längeren Zeitraum ein Ziel zu verfolgen, meinte Bursianis. „Die Jugendlichen werden so an demokratische Prozesse herangebracht, lernen, wie Entscheidungen vorbereitet, herbeigeführt und umgesetzt werden“, ergänzte Göck, „davon profitiert jeder Beteiligte für seinen weiteren Lebensweg“.
Fünf neue Jugendräte in Brühl
Neben den Jugendräten in zweiter Amtsperiode gibt es fünf neue, die in dieser Woche im Rathaus die Verpflichtungsurkunde unterschrieben. Florine Büchner, Florian Michael Deutsch, Dominik Reul, Sevita Mansori und Eva Maria Wehling nehmen das erste Mal auf den Jugendratssesseln Platz. Das Durchschnittsalter der nun verpflichteten Jugendvertreter liegt bei knapp 18 Jahren, sechs von ihnen sind noch Schüler der Bildungseinrichtungen aus der gesamten Region, zwei absolvieren aktuell eine Ausbildung.
Jetzt sei es an ihnen, die kommenden zwölf Monate zu nutzen, um bei Veranstaltungen wie der Straßenkerwe und dem Rohrhofer Sommerfest, an denen die Jugendräte seit Jahren teilnehmen, Altersgenossen für die Aufgabe zu interessieren und zu gewinnen, so Göck.
Zwei Begleiter für neue Brühler Jurgendräte
In einer Klausurtagung sollen in nächster Zeit die Eckpunkte der nächsten zwölf Monate festgeklopft werden. Auch sollen häufiger Treffen im Jugendzentrum im Rennerswald stattfinden, damit so eine möglichst niederschwellige Kontaktaufnahme stattfinden könne.
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Zur Hand werden den Jugendräten dabei zwei Begleiter gehen. Da ist zum einen die Ansprechpartnerin im Brühler Rathaus, Anna-Lena Schneider aus dem Hauptamt, zum anderen Emanuel Kuderna vom Jugendhilfeverein Postillion.
Vielleicht hängt das geringe Interesse am Jugendgemeinderat bei der Zielgruppe auch mit der Wahlrechtsreform zusammen. Erstmals haben in Baden-Württemberg im Mai 2014 rund 200 000 16- und 17-Jährige bei den Kommunalwahlen wählen dürfen.
Inzwischen wurde in Baden-Württemberg auch das passive Wahlalter für Gemeinderäte von 18 auf 16 Jahre abgesenkt. Baden-Württemberg ist somit das erste Bundesland, das dieser Altersgruppe bei Kommunalwahlen das passive Wahlrecht zugesteht. Da fragen sich nicht wenige, warum es dann noch einen Jugendgemeinderat geben soll.
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