Brühl. Er geht in die dritte Runde – der unveränderte Bauantrag für die Errichtung von drei Einfamilienhäusern mit zwei Doppelgaragen anstelle der Gebäude zwischen Schwetzinger Straße und Karpfengasse, in der sich derzeit noch eine Glasboutique mit Blumengeschäft befinden. Bereits zweimal hatten die Ratsmitglieder angesichts der vorgelegten Planung die Gebäudeanordnung weit mehrheitlich als zu komplex angesehen und das gemeindliche Einvernehmen dazu nicht erteilt.
Zwar wird im Rat allgemein beim Wohnungsbau eine Nachverdichtung – also ein Bauen im vorhandenen Ortsetter, bei dem kein zusätzlicher Flächenverbrauch zu verzeichnen ist, sondern Altes durch Neues ersetzt wird – begrüßt, aber die Planung der Immobiliengesellschaft fand bislang mehrheitlich keine Gegenliebe. Zur Schwetzinger Straße hin ist von der Bauherrin, einer Immobiliengesellschaft, ein Einfamilienhaus mit rund 250 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Vollgeschossen, Dachgeschoss und Dachterrasse beantragt. Auf der Rückseite des Areals, also zur Karpfengasse hin, ist der Neubau von zwei Einfamilienreihenhäusern – ebenfalls mit zwei Vollgeschossen und Dachgeschoss sowie einer Wohnfläche von jeweils rund 185 Quadratmetern geplant.
Auf dem Grundstück sollen insgesamt sechs Stellplätze für Autos untergebracht werden – vier davon in zwei Doppelgaragen zur Schwetzinger Straße hin. Knackpunkt ist für die meisten Ratsmitglieder dem Vernehmen nach der trapezförmige Innenhof, der zwischen den beiden Häuserriegeln 5,05 beziehungsweise 7,90 Meter Freiraum lässt. Durch die vorgesehenen drei Meter tiefen Terrassen der beiden Gebäude in der Karpfengasse wird dieses Maß im Innenhof noch um weitere drei Meter reduziert. Das war in den beiden bisherigen Sitzungen für die Mehrheit im Gremium schlichtweg zu wenig.
Verwaltung sehen es anders
Die Gemeindeverwaltung beurteilt die Situation anders: Sie verweist in einer Stellungnahme darauf, dass laut Landesbauordnung nur eine geringe Überschneidung der Abstandsflächen zwischen den Gebäuden vorliegt. Die Planung sei also zulässig, weil die Beleuchtung mit Tageslicht sowie die Belüftung in ausreichendem Maße gewährleistet seien, nachbarschaftliche Belange nicht erheblich beeinträchtigt würden und keine Gründe des Brandschutzes entgegenstünden.
Der letzte Punkt könnte aber beim geplanten Aufzug noch Probleme bereiten, doch da soll laut Kommunalverwaltung eine Überprüfung und Entscheidung durch das Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises Klarheit bringen. Dieses Gutachten steht noch aus. Ansonsten ist das Baurechtsamt der Überzeugung, dass sich der geplante Gebäudekomplex „in die Eigenart der näheren Umgebung“ einpasse. Und so sieht die Behörde keinen Grund, der Planung die Genehmigung zu verweigern. So bittet die Kreisverwaltung die Ratsmitglieder „die Versagung des gemeindlichen Einvernehmens nochmals zu überdenken“ und die Entscheidung dazu bis Ende September vorzulegen.
Auch der Bauherr ist sich sicher, dass seine Planung genehmigungsfähig sei, weshalb er nicht daran denke, etwas daran zu ändern, heißt es aus dem Rathaus.
Neben der Größe und Massivität der Gebäude wurde von den Ratsmitgliedern in der vorangegangenen Aussprache zu diesem Thema auch angeführt, dass durch den Neubau Ortsidentität verloren gehe, Parkmanöver bei der Einfahrt in die geplanten Doppelgaragen zu Verkehrsproblemen in der Schwetzinger Straße führen könnten und der bisherige Garten im Innenhof fast vollkommen versiegelt werde.
Sollten die Fraktionen am Montag, 11. September, bei ihrer Mehrheitsmeinung bleiben, wäre das aber nicht mehr als eine Aktennotiz, denn aus der Kreisbehörde wurde bereits darauf hingewiesen, dass in diesem Fall der negative Beschluss vom Baurechtsamt durch einen positiven Bescheid ersetzt werde.
Bushaltestelle kein Problem
Ein Thema war bisher noch die bestehende Bushaltestelle vor dem Gebäude in der Schwetzinger Straße – aber die, so Gemeindeverwaltung und Baurechtsamt, könnte problemlos verschoben werden. Das müsse aber nicht einmal geschehen, heißt es aus Heidelberg, weil sie auch nicht „im unmittelbaren Bereich der geplanten Garagen liegt“.
Es scheint so, dass die Ratsmitglieder keine wirklichen Asse auf der Hand haben, um mit ihrer bisherigen negativen Bewertung einen Stich machen zu können – es sei denn, sie zaubern bei der öffentlichen Sitzung, die am Montag, 11. September, ab 18.30 Uhr im Rathaus stattfindet, noch einen Trumpf aus dem Ärmel.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-umstrittenes-bauvorhaben-in-bruehl-wird-diskutiert-_arid,2121826.html