Eppelheim. Für große Überraschungen hat die Kommunalwahl in Eppelheim auf den ersten Blick nicht gesorgt. Die Stimmenverteilung innerhalb des Gremiums bleibt – plus minus eines Sitzes – ähnlich wie in der vorangegangenen Legislaturperiode. Allerdings ist eine neue Partei und damit eine weitere Fraktion in den Gemeinderat eingezogen – und zwar erstmals Die Linke. Vertreten wird die Partei durch Jan Blüm, der seit drei Jahren in Eppelheim lebt und etwas für seine Stadt bewegen möchte.
Seinen Wahlerfolg mit 1021 Stimmen findet er „absolut genial“. Die Linke sei mit einer Liste von zehn Personen angetreten und habe auf Anhieb 5,12 Prozent der Stimmen gewonnen, freut sich der Wahl-Eppelheimer. „Ich versuche seit drei Jahren, linke Strukturen in Eppelheim aufzubauen. Und wir dachten uns, wenn wir es nicht mindestens bei der Wahl versuchen, wird niemals was daraus.“
Nun freut er sich auf die Arbeit im Gremium und den Kontakt mit den Bürgern. „Wir bieten bald einen Stammtisch an und überlegen, einen Ortsverband zu gründen“, sagt er. Aktuell ist die Eppelheimer Linke Teil des Kreisverbands Heidelberg.
Eppelheimer Bürger haben Vertrauen entgegengebracht
Ebenfalls über zahlreiche Stimmen, nämlich genau 1061, freut sich Dr. Peter Schib, der für die FDP im Stadtrat sitzt. Zwei Tage sind nun seit der Verkündung der Ergebnisse vergangen und die gewählten Kandidaten haben den Wahlausgang sacken lassen. „Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht unbedingt damit gerechnet habe“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Aber deshalb freut es mich umso mehr, dass ich die Stimme von zahlreichen Bürgern bekommen habe.“
Der FDP-Ortsverband sei mit dem Ergebnis von 5,53 Prozent der Wählerstimmen zufrieden, wenngleich die Partei gerne zwei Kandidaten im Gremium gesehen hätte. „Und natürlich bedauern wir auch, dass Peter Bopp als langjähriger Gemeinderat nicht mehr gewählt wurde und hoffen, dass wir ihn noch würdig verabschieden können.“
Bis zur ersten Sitzung des neu formierten Stadtrats wolle Peter Schib noch die Zeit nutzen, um sich in die Themen einzuarbeiten, die die Stadt Eppelheim umtreiben. In der Vergangenheit war der Gemeinderat bereits Mitglied im Gremium als Nachrücker für Parteikollege Peter Bopp. „In dieser Zeit habe ich gemerkt, wie anspruchsvoll die Arbeit ist. Da kommt es auf viele Details an, zum Beispiel in den Sitzungsunterlagen oder in Bauplänen.“
Als Nächstes in der Rangfolge konnte die Eppelheimer Liste 16,38 Prozent der Stimmen erlangen. Ein Erfolg für die EL, befindet Bernd Binsch, der mit 2738 Stimmen gewählt wurde. Mit einem Plus von 1,6 Prozent der Stimmen ist es der Eppelheimer Liste gelungen, dass nun vier Kandidaten ein Direktmandat für den Gemeinderat erhalten haben. Neben Binsch, Franz Maier und Jürgen Sauer zieht auch Michael Treiber in das Gremium ein.
Umfrage zu Themen in Eppelheim
Diesen Erfolg führt Bernd Binsch unter anderem auf die „gute Arbeit im Gemeinderat in den vergangenen Jahren und einen guten Wahlkampf“ zurück. An diesem Punkt wolle die Eppelheimer Liste wieder ansetzen und weitermachen. „Im Wahlkampf haben wir eine Umfrage gestartet, in der die Bürger ihre Gedanken und Wünsche für die Stadt Eppelheim äußern konnten. Ich gebe zu, dass die Umfrage zwar nicht repräsentativ ist, aber dennoch ein Stimmungsbild“, sagt er und führt den Themenschwerpunkt Verkehr an: „Das Thema Kreisel am Ortseingang, gerade bei den Wild-Werken, erachten einige Bürger in Eppelheim für sinnvoll.“ Mit 26,70 Prozent der Stimmen ist auch die Eppelheimer CDU glücklich.
„Das ist ein Vertrauensbeweis“, sagt Horst Fießer, der mit 3929 Stimmen deutlich vor seinen Fraktionskollegen liegt. „Damit habe ich echt nicht gerechnet.“ Es sei nur schade, dass es nicht noch mehr Kandidaten auf der eigenen Liste in den Gemeinderat geschafft haben. „Da haben sich sehr engagierte und kompetente Leute aufgestellt.“
Dass die CDU bundesweit Erfolge bei der Europa- und Kommunalwahl sammeln konnte, begrüßt der Landwirt, lässt ihn aber auch nicht übermütig werden. „Ich bin in erster Linie Kommunalpolitiker für Eppelheim. Die Partei kommt an zweiter Stelle, das sage ich ganz ehrlich.“ Damit spricht er das aus, was viele seiner Gemeinderatskollegen auch deutlich gemacht haben: Bei der Kommunalwahl in Eppelheim entsteht der Eindruck, dass es sich in vielen Fällen um eine Persönlichkeitswahl gehandelt hat – Parteizugehörigkeit hin oder her.
Kaum Kritik auf Kommunaleben, sondern mehr wegen der Bundespolitik
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen hat sich die CDU mit der Grünen-Fraktion geliefert. Letztere liegen mit 27,06 Prozent der Stimmen ganz vorne, haben allerdings insgesamt vier Prozent der Wähler eingebüßt. Das führt Fraktionssprecher und Gemeinderat Marc Böhmann auf die Kritik an der Bundespolitik der Grünen zurück. „Bei unseren Veranstaltungen im Wahlkampf wurde Kritik geäußert, gar nicht so sehr über die Kommunalpolitik, sondern eher über jene auf der Bundesebene.“
Die Grünen-Fraktion, die sechs Sitze im Gemeinderat hat, freut sich dennoch über das Wahlergebnis. „Wir haben schon damit gerechnet, dass wir an Stimmen verlieren. Spannend ist dabei auch die Frage, wohin die Wähler dann wandern werden“, sagt er. Dass nun Die Linke auf Anhieb den Sprung in das Gremium geschafft habe, bleibt auch den Eppelheimer Grünen nicht verborgen. Man freue sich aber auf die Zusammenarbeit mit den neuen Gesichtern im Rat, so Böhmann. Das sei eine Bereicherung fürs Gremium.
Bei der Wahlbeteiligung habe sich die Fraktion einen höheren Wert gewünscht. „Vielleicht ist das aber unser Auftrag in den nächsten Jahren, die Bürgerschaft noch stärker mitzunehmen.“ Nicht mehr in das Gremium gewählt wurden die bisherigen Fraktionsmitglieder Martin Gramm und Nika Weiss. Neu dabei ist dafür allerdings Dennis Niesporek.
Ein junges Gesicht in den Reihen des Eppelheimer Gemeinderats
„Auf europäischer Ebene war das ein Schlag in die Magengrube“, sagt Dr. Konstantin Gavras, stellvertretender Vorsitzender der Eppelheimer SPD. Mit 1188 Stimmen landet er zwar nur auf Platz sechs der Liste der SPD, bleibt allerdings bloß zweiter Nachrücker. Die Sozialdemokraten haben bei dieser Kommunalwahl ein Mandat im Rat eingebüßt und nur noch vier Sitze im Gremium. „Wir haben gehofft, dass wir fünf Sitze halten können und sind ein wenig enttäuscht.“
Den Rückgang der Wählerstimmen von 2,5 Prozent auf 19,21 Prozent führt Konstantin Gavras auf die bundesweite Stimmung zurück. „Davon können wir uns auch nicht ganz frei machen. Aber wir haben mit Renate Schmidt und Jürgen Geschwill zwei Personen im Rat, die sehr viele Stimmen erhalten haben. Und mit Clara Turna ein ganz neues und junges Gesicht.“ Es sei schön, dass sich der Wähler auf kommunaler Ebene genau jene Leute aussuchen könne, die sie in den Gemeinderat wählen wollen - unabhängig vom Listenplatz.
Der Einzug der vier Fraktionskollegen, darunter auch Claus Reske, sei absolut verdient. „Sie haben fantastische Arbeit geleistet. Die Eppelheimer SPD hat auch im Wahlkampf ihr Bestes gegeben.“ Nun hoffe man, dass sich die Stimmung bis zur nächsten Wahl wieder ändern werde.
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