Hockenheim. In Sachen Musik wird 2023 ein denkwürdiges Jahr für den Hockenheimring. Drei Großereignisse binnen einer Saison hat es noch nie gegeben, sind sich die Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH Jorn Teske und Jochen Nerpel einig. Weshalb es Oberbürgermeister Marcus Zeitler wichtig ist zu betonen, dass die genehmigte, aber nie ausgereizte Anzahl von zehn Konzerttagen pro Jahr dennoch nicht überschritten wird.
Dass „The Boss“ Bruce Springsteen am Freitag, 21. Juli, im Motodrom spielt, freut die Ring-Verantwortlichen besonders: „Das ist ein tolles Signal, wir sind ja nicht der Nabel der Welt, es gibt ja viele andere Veranstaltungsstätten“, gibt Nerpel zu bedenken. Er freut sich, dass der Konzertzugang rechtzeitig vor dem Megaevent angepasst wurde und die Besucher nicht mehr so weit zu Fuß übers Gelände laufen müssen, was wiederholt zu Kritik geführt hatte.
Wertschöpfung für die Region um Hockenheim
„Es ist schon Wahnsinn, was für ein Sicherheitsaufwand hinter so einer Veranstaltung steckt, wenn man Bewegungsströme von Zuschauern in geschlossenen Locations – und das ist der Ring ja – verändert“, sagt Marcus Zeitler. Für die Konzepte musste die Ring GmbH mehrere Zehntausend Euro hinblättern, um unter anderem Simulationsströme zu erstellen und zu prüfen. Doch das sei angesichts von Erfahrungen wie bei der Loveparade in Duisburg einerseits und den Beschwerden von Bürgern und Besuchern andererseits gut angelegt.
„Wir sind jetzt in der Endphase der Genehmigungsprotokolle und gehen optimistisch in die Zukunft, dass wir das sicherheitstechnisch umsetzen können“, sagt der OB. Neben der Verkürzung der Laufstrecke sei auch an der Breite der Wege sowie an der Beleuchtung gefeilt worden, erklärt Jochen Nerpel: „Es ist jetzt viel besser. Wir mussten eine Lösung finden, sonst wäre Schluss gewesen mit Konzerten bis 100 000 Besucher.“
Sein Kollege unterstreicht, was die publikumswirksamen Auftritte in dieser Ballung für eine Wirtschaftskraft in die Region bringen. „Da reden wir gar nicht mehr drüber, weil es schon so normal scheint – aber ist nicht normal, an drei verschiedenen Veranstaltungen sehr, sehr viele Leute in die Region zu bekommen, die sich ansonsten nicht hier aufhalten würden“, beschreibt Jorn Teske. Im schlechtesten Fall gingen sie nur tanken, im besseren wohnen sie im Hotel, gehen essen, kaufen sich Merchandise und bringen vielleicht noch etwas aus der Stadt mit – durch die Konzerte passiert richtig Wertschöpfung.“
Angebote für alle Altersklassen: Glücksgefühle-Festival auf dem Hockenheimring
Dass mit dem Glücksgefühle-Festival, organisiert von Markus Krampe unter der Schirmherrschaft von Lukas Podolski mal andere Künstler nach Hockenheim kommen, sei ein Versuch. Marcus Zeitler sieht in der Breite des Spektrums auch das Bemühen, für alle Altersklassen und für jeden Geldbeutel Angebote zu machen. Vor allem das Begleitprogramm bezeichnet Teske als außergewöhnlich: „Das wird ein Riesenfest, die wollen wirklich Glücksgefühle abliefern.“
Und die sollen sich wiederholen: Es gibt einen mehrjährigen Vertrag mit dem Veranstalter – wohl wissend, dass der Aufbau eine neuen Marke sich erst über Jahre rechnet und anfangs besonders kostenintensiv ist. Jorn Teske verweist auf die riesige Konkurrenz im Liveevent-Segment. Doch er ist zuversichtlich, dass das Festival Potenzial hat, wenn die Premiere eine gute Show bringt. Finanziell wäre auch das Gegenteil für den Hockenheimring keine Belastung, den damit verbundenen Imageverlust würden die Verantwortlichen dennoch lieber vermeiden.
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Dann doch lieber den Renomeegewinn genießen, den der Auftritt von Bruce Springsteen bringt: „Das ist einfach der Name und wir können wirklich stolz sein, das Urgestein des Rocks hier zu Gast zu haben – von der Breitenwirkung ist er sicher das Highlight“, sagt Teske.
Fußballstadien als Konkurrenz zu Locations wie dem Hockenheimring
Auf die Konkurrenz der Veranstaltungsstätten für Großkonzerte angesprochen, gibt Jochen Nerpel zu bedenken: „Was uns die Fußballstadien voraus haben: Die haben vielleicht 40 Tage im Jahr, an denen etwas los ist. Alles, was außer den Spielen kommt, ist für die ein willkommenes Zusatzgeschäft, die haben nach der Bundesligasaison viele Wochen, in denen sie völlig flexibel sind.“ Ein Stadion sei auch einfacher zu bespielen: Rasen abdecken, Bühne aufbauen, fertig. „Bei uns müssen Mauerteile wegbewegt werden und vieles mehr – deshalb haben wir in der Regel Topacts, für alles andere sind wir vom Aufwand her zu teuer.“
Oder es geht auf die Alternativfläche Fahrerlager. Es gehe darum, den Streckenbetrieb möglichst lange aufrecht zu erhalten und trotzdem die Vor- und Nachbereitung eines Konzerts oder Festivals zu gewährleisten. Bei den ganz großen Events gehe das nicht, weil das Infield gebraucht wird.
Für die Vor- und Nachbereitungen der großen Musikveranstaltungen kalkulieren Teske und Nerpel 14 bis 15 Tage – mindestens zwei Drittel davon sind Aufbau, ein Drittel Abbau. „Da wird teilweise um eine Viertelstunde verhandelt, in denen früher aufgebaut werden kann, zum Teil wird am Contikreisel schon vormontiert“, berichtet Jochen Nerpel. Die Ring GmbH schaffe es inzwischen, die Konzertfläche knapp unter drei Stunden freizuräumen.
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