Katholische Kirche

Wie kann das Miteinander in einer Seelsorgeeinheit zwischen Schwetzingen und Hockenheim gelingen?

2026 soll aus den katholischen Seelsorgeeinheiten Brühl-Ketsch, Schwetzingen und Hockenheim eine Kirchengemeinde werden. Wie das funktionieren soll, wird am 11. März beim „Tag der Begegnung“ im Gemeindezentrum St. Christophorus ein Thema sein. Im Vorfeld sprechen wir mit Dekan Uwe Lüttinger und Dekanatsreferent Raphael Brantzen.

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Andreas Lin
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Uwe Lüttinger (v. l.) und Raphael Brantzen im Gespräch mit Redakteur Andreas Lin. © Gruler

Hockenheim/Schwetzingen/Brühl/Ketsch

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2026 soll aus den bestehenden katholischen Seelsorgeeinheiten Brühl-Ketsch, Schwetzingen und Hockenheim eine gemeinsame Kirchengemeinde werden. Im Zentrum steht die Frage, wie zukünftig sowohl das Leben der Gemeinden und Gemeinschaften vor Ort als auch das Miteinander in der großen Einheit gelebt werden kann.

Inhaltlich gestaltet wird der Entwicklungsprozess vor Ort mittels Projektleitung, Projektkoordinatoren und Arbeitsgruppen, die sich intensiv mit einzelnen Themen befassen werden. Neben der inhaltlichen Gestaltung müssen auch Fragen des neuen Pfarreisitzes, Verwaltungssitzes oder auch die Festlegung eines Namens für die zukünftige Kirchengemeinde angegangen werden. Beim „Tag der Begegnung“ am Samstag, 11. März, im katholischen Pfarrzentrum St. Christophorus in Hockenheim soll all das thematisiert werden.

Wir haben uns im Vorfeld mit Dekan Uwe Lüttinger (55) und Dekanatsreferent Raphael Brantzen (45) aus dem Projektteam darüber ausführlich unterhalten.

Geht das Ganze eigentlich von der Erzdiözese in Freiburg aus?

Raphael Brantzen: Genau, das ist ein Projekt, das der Erzbischof in Auftrag gegeben hat. Dann gab es verschiedene Erkundungsgruppen, die Themen als Vorlage vorgeschlagen haben, wie die Erzdiözese künftig gestaltet werden kann. Eine Hauptfrage ist, wie in dem riesengroßen neuen Gebilde pastorale Arbeit gelingen kann. Wir haben ja noch das Glück, dass wir nur drei Seelsorgeeinheiten haben, die vereint werden. Im Dekanat Bruchsal etwa sind es 13. Und jetzt ist es die Herausforderung zu schauen, was vor Ort Lebendiges da ist. Was soll davon in das neue Zeitalter getragen werden? Was wurde bisher vom hauptamtlichen Personal noch unterstützt? Was ist zukünftig da noch möglich? Gleichzeitig gilt es auch, zu schauen, was neu entwickelt werden kann.

Also nicht nur das Bewahren und Erhalten eines Status Quo?

Brantzen: Nein, sondern es gilt eben auch zu schauen, wie ein Miteinander gelingen kann. Vor Ort sollen die Menschen das, was lebendig ist, auch lebendig halten dürfen und dafür Unterstützung erfahren. Und gleichzeitig gilt es aber auf größerer Ebene zu entwerfen, was in Kooperation oder gemeinsam gemacht werden muss. Wenn die Einen den Kinderchor stark etabliert haben, müssen das die anderen nicht auch aufbauen. Wir müssen schauen, wer was wo macht. Wo kann man sich wechselseitig einladen?

Der Hintergrund ist, dass die Zahl der Schäfchen gesunken ist?

Uwe Lüttinger: Ressourcenmangel auf der ganzen Breitseite.

Sowohl finanziell wie personell?

Lüttinger: Genau, im Haupt- und Ehrenamt, und bei den Gläubigen.

Brantzen: Vor einigen Jahren hat die Personalabteilung festgestellt: Wenn die Personalentwicklung so weitergeht, werden wir bis 2030 nur noch so und so viele Priester haben. Und dann war klar: Es wird nicht davon abgerückt, dass ein Priester eine Pfarrei leiten wird. Also wurden die Großpfarreien entworfen, damit immer noch gewährleistet ist, dass es noch einen Priester gibt, der die Pfarrei leitet. Und jetzt versuchen wir aus diesem Sachzwang, der quasi von außen vorgegeben ist, trotzdem zu schauen, wo jetzt für uns die Chance vor Ort ist, Dinge zu gestalten.

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Ist ja eigentlich logisch, wenn weniger Mitglieder in der Kirche sind, dass es auch weniger Ehrenamtliche und auch weniger Potenzial für hauptamtliche Kandidaten . . .

Brantzen: Ja, das korrespondiert. Das geht bis dahin, dass Fakultäten geschlossen oder zusammengenommen werden. In der Priesterausbildung in der Erzdiözese Freiburg hat sich im vergangenen Jahr einer auf den Weg gemacht.

Also ist es so wie bei den Evangelischen: Jeder der Theologie studiert, hat einen Job in Aussicht . . .

Brantzen: Ja, schon. Es ist ja jetzt schon so, dass diözesanweit viele Stellen überhaupt nicht mehr besetzt werden. Gerade die ländlichen Bereiche haben Riesenprobleme. Im Dekanatsverband Wiesloch sieht es personell noch ganz gut aus. Als Hauptberuflicher in der Kirche kann man sich mittlerweile zwischen mehreren Stellen entscheiden. Das ist toll für die Hauptberuflichen und gleichzeitig schwierig für die ländlichen Strukturen: Wie soll man dafür werben, wenn man dort so viel Zeit im Auto verbringt, um von A nach B zu kommen.

Lüttinger: Ich würde es beschreiben mit: Fachkräftemangel auch in der Kirche – und zwar im Bereich Haupt- und Ehrenamt. Das ist mir so in den letzten Wochen bewusst geworden. Man redet so viel über den Fachkräftemangel in allen Bereichen. Bei uns in der Kirche ist das schon länger ein Thema. Aber daran sehe ich auch, dass das nicht nur ein Thema von uns ist, sondern ein grundsätzliches Thema der Gesellschaft. Menschen, die sich engagieren und einbringen, qualifiziert etwas machen im Haupt- und Ehrenamt – bei uns wird ja auch das Ehrenamt sehr stark unterstützt und qualifiziert, mit vielen Angeboten und Kursen. Wir lassen Ehrenamtliche da nicht im Regen stehen, sondern begleiten sie, unterstützen sie und bilden sie auch fort. Aber auch da ist ein großer Mangel da.

Das ist doch eigentlich ein Anreiz, dass es Hauptamtliche gibt, die die Ehrenamtlichen unterstützen und anleiten . . .

Brantzen: Das wird auch eine Herausforderung in der Zukunft. Wenn weniger Personal für mehr Gebiete zuständig ist, gibt es weniger Ressourcen um Ehrenamtliche zu begleiten. Manche müssen jetzt unterstützt werden, sich selbst zu organisieren.

Wenn sie jetzt mit ein, zwei Sätzen sagen müssten, warum man in der Kirche arbeiten soll? Was ist der Anreiz?

Lüttinger: Weil es Freude macht, mit Menschen zusammenzuarbeiten und sich für die frohe Botschaft Jesu verschiedenen Berufsprofilen zu engagieren.

Brantzen: Eine Chance sehe ich darin: Wer Lust hat, sich im kirchlichen Bereich zu engagieren, für den wären sogenannte multiprofessionelle Teams ein Thema. Was sind denn wirklich zukünftige Aufgaben? Da braucht man einen Theologen oder einen Religionspädagogen oder vielleicht auch jemanden, der im sozial-caritativen Bereich oder in der Öffentlichkeitsarbeit tätig ist. Man kann das viel bunter aufstellen als bisher. Aktuell gibt es in den Teams in der Regel Priester, Diakone und pastorale Mitarbeiter.

Lüttinger: Es ist auch ganz klar so vorgesehen, multiprofessionelle Teams zu bilden.

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Viele Menschen wissen vielleicht gar nicht, was die Kirche eigentlich leistet. Ist das möglicherweise auch ein Ziel: Tue Gutes und sprich darüber?

Brantzen: Auf jeden Fall. Das ist ja auch die Idee beim „Tag der Begegnung“. Wir sind mit der Projektleitung erst Anfang Dezember ins Laufen gekommen. Wir gehen quasi erste Schritte. Beim „Tag der Begegnung“ gehen wir in diesen öffentlichen Diskurs, damit man sich miteinander austauschen kann. Wir haben auch den Wunsch, Input zu bekommen. Was ist in Zukunft wichtig? Wo seht ihr den Schwerpunkt? Einfach miteinander schauen, was entscheidend ist.

Auch über den Tellerrand hinausschauen?

Brantzen: Ja. Meine Vision, meine Überlegung ist auch, in viel mehr Kooperationen mit anderen zu gehen, die ähnliche Ziele oder Aufgaben verfolgen. Also nicht nur zu schauen, wie können wir das als Gemeinde alleine anbieten. Gibt es vielleicht im städtischen Bereich oder mit anderen Glaubensrichtungen, die auch daran interessiert sind, das zu machen, Gemeinsamkeiten? Etwa bei bestimmten Veranstaltungen oder Angeboten oder auch bei Gebäuden. Manche Gebäude werden nur teilweise genutzt. Gibt es vielleicht ein Gebäude, das wir doch zusammen für viele Anlässe nutzen könnten? Das wäre doch eine neue Form von einem Begegnungszentrum. Und eben nicht das eine Pfarrhaus, das leer steht, oder das Gemeindezentrum, das nur halb genutzt wird, neben dem die Kommune noch mal etwas baut.

Aber das gibt es ja punktuell schon, wenn ich beispielsweise an Schwetzingen-Hirschacker mit der Josefskapelle denke, die ja auch ökumenisch genutzt wird . . .

Lüttinger: Aber für solche Projekte ist da noch viel Luft nach oben.

Wie schwer ist es, diese Zusammenlegung der Gemeinden und Seelsorgeeinheiten auf den Weg zu bringen? Früher war es ja schon schwierig mit den direkten Nachbarorten, weil die nichts miteinander zu tun haben wollten. Und jetzt kommt diese neue, große, gemeindeübergreifende Pfarrei. Oder haben Sie diesbezügliche Diskussionen schon hinter sich?

Lüttinger: Das wird sicherlich ein Thema bleiben. Aber bei diesem Prozess geht es auch darum: Wo bleibt die Kirche im Dorf? Es geht nicht darum, alles in einen Topf zu werfen und alles miteinander zu machen, sondern an einzelnen Orten Schwerpunkte zu finden. Wo läuft etwas gut, wo lebt etwas oder wo bräuchte es vielleicht etwas? Oder wo kann man vielleicht eine Innovation platzieren? Darauf sollten wir die Akzente setzen und nicht sagen, dass es nur noch eine Kirche gebe und da alle rein müssten. Es gibt gewisse Dinge, die müssen gemeinsam gemacht werden. Die Verwaltungsstruktur wird gemeinschaftlich aufgebaut werden. Aber es wird auch an einzelnen Orten weiterhin Akzente und Kirche vor Ort geben.

Also zum Beispiel Kirchenmusik oder Jugendarbeit als Schwerpunkt?

Lüttinger: Zum Beispiel gibt es in Ketsch die Kulturkirche. Das kann zukünftig dort ein Akzent bleiben. In Brühl haben wir tolle Kinderchöre mit vielen Kids. In Hockenheim gibt es eine aktive Kolpinggruppe, in Reilingen ist ein super Bildungswerk. Das darf und soll leben. Natürlich ist die Einladung an die anderen, sich das mal anzuschauen und mitzumachen selbstverständlich. Es wird nicht alles ausgelöscht und wir machen kein neues Bildungswerk, eine neue Gruppe oder dies und das.

Die 1905 im neoromanischen Still erbaute katholische Kirche St. Sebastian in Ketsch. © Benjamin Jungbluth

Aber es kann auch bedeuten, dass zum Beispiel der Plankstadter am Sonntag nach Reilingen in die Kirche gehen muss?

Brantzen: Wenn es im Prinzip nur noch einen leitenden Pfarrer gibt und einen weiteren priesterlichen Mitarbeiter, dann ist ja klar, dass zwei Pfarrer für alle da sind. Da kann halt nicht überall jedes Wochenende die Eucharistiefeier stattfinden.

Lüttinger: Wir haben ja jetzt schon die Möglichkeit, dass auch andere Gottesdienstformen vor Ort stattfinden, die dann eben von Ehrenamtlichen gehalten werden. Das müssen wir aber jetzt noch nicht ausschöpfen, weil wir noch genügend Priester sind.

Brantzen: Das sind sogenannte Wort-Gottesdienst-Feiern. Dazu gibt es seit über zehn Jahren Ausbildungen. Und wenn das Menschen sind, die in der Gemeinde vor Ort anerkannt sind und so eine Ausbildung haben, ist das auch gut. Genauso wie es vielleicht vor 50 Jahren kaum vorstellbar war, dass eine Frau eine Beerdigung abhält. Heute trifft man es nur noch selten an, dass Kolleginnen zu hören bekommen, dass der Pfarrer das machen solle und keine Frau.

Noch einmal zurück: Wie geht das Ganze denn zusammen?

Brantzen: Wir haben bei der Projektleitung auch geschaut, dass aus jeder aktuellen Seelsorgeeinheit jeweils drei Menschen dabei sind, die auch jeweils ganz andere Hintergründe haben. Die einen, die ganz verwurzelt sind. Andere, die vielleicht erst zugezogen sind. So haben wir unterschiedliche Perspektiven.

Auch altersmäßig gemischt?

Brantzen: Genau, ganz unterschiedlich. Vom Senior bis ganz junge Eltern. Vom Topmanager über Informatiker bis zur Beratungshilfe bei der Caritas, alles bunt gemischt. Pfarrgemeinderäte, aber auch andere, die gar nicht so involviert sind, aber gerne in die Kirche gehen. Wir kommen mit unseren Erfahrungen und Perspektiven aus unseren Kirchengemeinden hier zusammen, um gemeinsam die neue Kirchengemeinde zu entwickeln. Das ist der Schlüssel.

Also wenn jeder nur in seinem Ding denkt, dann geht es nicht weiter?

Brantzen: Richtig. Ein Beispiel: In jeder Seelsorgeeinheit gibt es eine hauptamtliche Person für die Erstkommunionsvorbereitung. Und wenn wir dann 2026 vielleicht nur noch eine Person haben, die für die Erstkommunion für alle zusammen zuständig ist, dann kann das so wie bisher gar nicht mehr geleistet werden. Deshalb werden wir nach und nach für die einzelnen Bereiche Teams und Arbeitsgruppen bilden, die in dem Thema drin sind – Haupt- und Ehrenamtliche, die dann gemeinsam überlegen, wie wir das künftig gestalten. Das ist die Herausforderung der nächsten Zeit.

Was ist mit dem Thema Gebäude? Gibt es Vorgaben aus Freiburg, sich aus Kostengründen von gewissen Gebäuden oder Ländereien zu trennen?

Brantzen: Es soll ja einen zentralen Verwaltungssitz geben und eine Kirche soll die Pfarrkirche werden. Dafür gibt es bestimmte Kriterien: Wie groß ist die Kirche? Wie ist die Anbindung? Und dann schauen wir eben inhaltlich: Wo gibt es Schwerpunkte? Wo gibt es Leben vor Ort? Welche Gebäude brauchen wir dazu? Es gibt Gemeindehäuser, die werden vielleicht einmal von einem Yoga-Kurs belegt und sonst stehen sie leer. Das ist dann auch nicht haltbar. Es wird auch zu Schließungen kommen. Wenn das Gebäude aber genutzt wird, soll es möglichst erhalten werden.

Lüttinger: Bei den Evangelischen gibt es ein Ampelsystem. Das gibt es bei uns nicht. Hier vor Ort gibt es Kriterien grundsätzlicher Art, die dann im Dialog und in der Projektentwicklung im Zusammenhang mit den Inhalten entschieden werden. Klar sind die großen Rahmenbedingungen: Wir haben zu viele Flächen – das kostet zu viel Geld. Und das werden wir in Zukunft nicht mehr haben. Das sind die großen Stellschrauben. Aber wie, wo, was gemacht wird, das wird erst einmal vor Ort im Sinne von Schwerpunktverfahren geschaut. Das Genehmigungsverfahren läuft dann über Freiburg. Finanzierung, und Nachhaltigkeit muss eben nachgewiesen werden.

Es wird künftig eine Pfarrkirche geben. Was bedeutet das?

Lüttinger: Jede Pfarrei braucht eine Pfarrkirche. Das heißt aber nicht, dass es keine weiteren Kirchen gibt.

Welches ist übrigens die größte Kirche im Gebiet der neuen Kirchengemeinde?

Lüttinger: Ich würde sagen, St. Georg in Hockenheim ist die größte. Die hat am meisten Sitzplätze. Sie hat auch von der Historie eine besondere Bedeutung, weil es eine der besterhaltenen Jugendstilkirchen in der Diözese Freiburg ist. St. Pankratius in Schwetzingen ist halt viel älter.

St. Georg in Hockenheim, eine der besterhaltenen Jugendstilkirchen in der Diözese Freiburg. © Katrin Dietrich

Brantzen: Wenn sich alle vor Ort nicht einigen können, dann entscheidet der Erzbischof. Wenn wir ein eindeutiges Votum abgeben, dann wird er sich auch daran halten.

Heißt es dann auch nicht, dass Verwaltungssitz und Pfarrkirche an einem Standort sein müssen?

Brantzen: Pfarrkirche bedeutet nur, das sie die Hauptkirche für das neue Gebilde ist und der neuen Pfarrei den Namen gibt. Wir haben aber die Möglichkeit, den öffentlich-rechtlichen Namen der Kirchengemeinde selbst zu wählen. Es geht darum, das Gemeinsame und Verbindende zu betonen und nicht um Zentralismus. Das bedeutet auch nicht, dass dort nur die einzige Anlaufstelle sein muss, wo man mal ins Pfarrbüro gehen kann. Wir haben zum Beispiel so viele Kindertagesstätten: Macht es vielleicht Sinn, auch dort Präsenzzeiten einzurichten? Wo sind wir mit Gebäuden oder Veranstaltungen präsent oder wo gehen wir hin, wo Menschen präsent sind, wo Begegnung ist. Das darf man nicht nur am eigenen Gottesdienst oder am Kirchturm festmachen.

Lüttinger: Wenn Sie den Begriff Pfarrei hören, dann dürfen Sie nicht mehr im Gebilde der alten Pfarrei denken. Pfarrei ist hier eine kirchenrechtliche Größe, die wir einfach brauchen. Aber das pastorale Leben wird sich noch einmal anders abbilden. Früher war klar: Da ist die Pfarrei, dort sitzt auch der Pfarrer, dort ist das Zentrum – und dann alles drumherum. Quasi alles rund um den Kirchturm. Jetzt wird es mehr ein Netzwerk.

Gibt es Ausschlusskriterien für die künftigen Standorte? Gebäudestrukturen, Größe, Zustand, Lage, Erreichbarkeit, Parkplätze?

Lüttinger: Das sind alles Kriterien.

Brantzen: Es gebe auch die Möglichkeit, das Front-Office, also die Begegnung mit Laufkundschaft, an dem einen Standort einzurichten und die komplette Verwaltung, für die man keinen Publikumsverkehr benötigt, woanders. Zudem sind Außenstellen angedacht, die punktuell geöffnet sind.

Also ist noch keine Entscheidung bezüglich der Standorte gefallen?

Lüttinger: Nein, da sind wir gerade mit einer Arbeitsgruppe dran. Wir nutzen jetzt die Chance zu schauen: Was können wir zukunftsweisend gestalten? Es geht nicht nur ums Einpacken und Verabschieden. Es geht um eine Neuorientierung, um einen Paradigmenwechsel, eine Zeitenwende einzuleiten, Kirche zukunftsfähig zu machen. Und dafür dürfen wir auch investieren – auf Ebene der Struktur und auf Ebene des pastoralen Lebens.

Info: „Tag der Begegnung“, Samstag, 11. März von 16 bis 18.30 Uhr im Gemeindezentrum St. Christophorus Hockenheim.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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