Gemeindeverwaltung

Haushalt in Ketsch: Positive Aussichten trotz Herausforderungen

Statt prognostizierter Millionenverluste kann Ketsch 2023 mit einem positiven Abschluss beenden. Ein finanzielles Plus wird durch Gewerbesteuer und Sparkurs erwartet. Trotzdem stehen für 2024 Herausforderungen an.

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Benjamin Jungbluth
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Die Gemeindeverwaltung im Ketscher Rathaus kann sich für 2023 über ein unerwartetes Plus bei den Gemeindefinanzen freuen. Doch für das kommende Jahr sehen die Prognosen schon wieder düsterer aus. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Das wird wohl ein etwas entspannteres Weihnachtsfest für die Gemeindeverwaltung: Nach derzeitigem Stand wird Ketsch „in jedem Fall ein merkliches Plus“ im Haushalt 2023 erreichen, bestätigt Kämmerer Gerd Pfister im Gespräch mit unserer Zeitung. Nach mehreren schwierigen Haushaltsjahren war sein Amt im Sommer bereits von einer „schwarzen Null“ ausgegangen, also einem ausgeglichenen Abschluss ohne größere Verluste oder Gewinne. „Schon das wäre ein großer Erfolg gewesen, denn die ursprünglichen Prognosen hatten für dieses Jahr eigentlich ein Defizit von rund 2,3 Millionen Euro angekündigt. Dass wir jetzt sogar nennenswert im Plus landen werden, ist also besonders positiv zu bewerten“, sagt Pfister.

Konkrete Zahlen kann der Ketscher Kämmerer indes noch nicht nennen, denn erst im Januar liegt die endgültige Übersicht vor. Insbesondere bei der Gewerbesteuer können an den letzten Tagen des Jahres noch größere Eingänge und Abschlüsse erfolgen, schließlich ist der 31. Dezember bürokratisch betrachtet ein besonders wichtiger Stichtag.

Und gerade die Gewerbesteuer ist für das überraschend positive Haushaltsergebnis in Ketsch maßgeblich mitverantwortlich. „Vor allem viele unserer kleinen und mittleren Betriebe haben sehr gute Zahlen vorgelegt und heben damit entsprechend die Gewerbesteuereinnahmen an“, erklärt Gerd Pfister. Der Ketscher Mittelstand trage also einmal mehr die öffentlichen Aufgaben der Kommune.

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Das ist auch deshalb so entscheidend, weil mit der Abwanderung von Aldi Süd sowie dem endgültigen Abgang von Borgwarner ehemals große Steuerzahler die Enderlegemeinde jüngst verlassen haben. Deren Wegfall an Einnahmen konnte bislang nur teilweise durch den Nachzug anderer großer Unternehmen ausgeglichen werden.

Sparkurs in Ketsch macht sich bemerkbar

Kämmerer Gerd Pfister verweist aber noch auf einen zweiten Grund für die aktuell etwas entspanntere Haushaltslage der Gemeinde. „Unser Sparkurs insbesondere bei Sach- und Personalausgaben macht sich deutlich bemerkbar. Für unser positives Ergebnis sind also Maßnahmen von zwei Seiten notwendig gewesen: Höhere Einnahmen bei gleichzeitig geringeren Ausgaben“, resümiert Pfister.

Also finanziell alles wieder gut in Ketsch? Leider mitnichten, wie der Kämmerer mit Blick auf das kommende Jahr erklärt. „Unsere Planungen für 2024 sind nicht rosig. Zum einen, weil die allgemeinen Steuerprognosen eher schlecht sind. Wir müssen also direkt wieder mit deutlich geringeren Einnahmen rechnen. Und zum anderen, weil Ausgaben steigen werden, die wir nicht beeinflussen können.“

Kreisumlage von Ketsch steigt

Da seien beispielsweise wachsende Kosten wie die Kreisumlage. Allein Ketsch wird 2024 wohl rund 1,2 Millionen Euro mehr an den Rhein-Neckar-Kreis zahlen müssen. „Das liegt unter anderem an den Defiziten der GRN-Kliniken, deren Ausgleich der Kreis und die Kommunen stemmen müssen“, erklärt Kämmerer Gerd Pfister.

Und auch die hohen Energiepreise werden die Enderlegemeinde ab Januar noch stärker belasten. Denn dann beginnt ein neuer Liefervertrag für Strom und Gas für die kommunalen Liegenschaften, der trotz europaweiter Ausschreibungen und zuletzt etwas gefallener Preise immer noch deutlich über dem Wert von vor wenigen Jahren liegt. Mit rund 700 000 Euro Mehrkosten rechnet das Kämmereiamt für 2024. Entsprechend setzt die Verwaltung auf noch mehr Energiesparmaßnahmen, deren Wirkung aber naturgemäß begrenzt ist.

Teurere Pflichtaufgaben für Ketsch

Hinzu kommen immer höhere Ausgaben für Pflichtaufgaben der Kommunen, die oft vom Bund und den Ländern vorgegeben, aber aus Sicht der Städte und Gemeinden nur unzureichend gegenfinanziert werden. Schon jetzt sind die Kinderbetreuung und die Schulen die größten Ausgabenposten für Ketsch. Gleichzeitig werden die Rechtsansprüche von Familien beständig ausgeweitet.

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Am Ende bedeutet all das eine potenzielle Gefahr für die freiwilligen Ausgaben, denn nur hier können Kommunen selbstständig den Rotstift ansetzen. „Unser Schwimmbad ist ein sehr großer freiwilliger Ausgabenposten, aber wir versuchen alles, um hier durch Einsparungen bei den Betriebskosten keine weitergehenden Schritte umsetzen zu müssen“, versichert Gerd Pfister.

Immerhin einen Hoffnungsschimmer hat der Ketscher Kämmerer trotz aller Herausforderungen für 2024. „Nach jetzigem Stand werden wir auch im nächsten Jahr keine Kredite aufnehmen müssen – was angesichts der derzeit hohen Zinsen eine doppelt gute Nachricht ist“, sagt Kämmerer Pfister. Endgültig berät der Gemeinderat über den Haushaltsplan dann im Januar, wenn auch die konkreten Zahlen für dieses Jahr vorliegen.

Gürtel der Gemeinde Ketsch weiter eng geschnallt

Bürgermeister Timo Wangler gibt indes schon jetzt deutlich die Marschrichtung vor. „Wir werden weiterhin sparen müssen, denn trotz des unerwartet positiven Ergebnisses für 2023 sind wir in einer finanziell schwierigen Lage – als Kommune, aber auch deutschlandweit“, betont Wangler. Ketsch werde in jedem Fall auch künftig den Gürtel enger schnallen müssen.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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