Ketsch. Jeder, der sich schon einmal mit der „Tour de France“ auseinander gesetzt hat, der kennt den Begriff „l’Alpe d’Huez“ – eine von den Tourplanern immer gerne gewählte Etappe durch die Alpen, die mitverantwortlich dafür ist, dass das mehrwöchige Radrennen auch die „Tour der Leiden“ genannt wird. Für das Ehepaar Tanja und Thorsten Krüger aus Ketsch ging es zwar nicht auf diese Strecke, aber bei ihrer Spendentour von der Kurpfalz bis nach Kroatien hatten es die beiden sportbegeisterten Radfahrer ebenfalls mit einigen anspruchsvollen Steigungen in den Alpen zu tun.
Doch zunächst zur Vorgeschichte: Schon im vergangenen Jahr entschied sich das Ehepaar, seine Passion für den Sport mit Wohltätigkeit zu verbinden. Damals planten sie eine Radtour nach Norddeutschland und eröffneten gleichzeitig ein Spendenkonto. Wer die Tour unterstützen wollte und damit parallel auch die Jugendfeuerwehr der Enderlegemeinde, der der zusammengekommene Betrag gespendet wurde, konnte einfach per Klick seine gewünschte Summe überweisen. Damals kamen beachtliche 1265 Euro zusammen.
Ketscher Ehepaar will Erfolg der ersten Spendentour wiederholen
Um den Erfolg der Charity-Aktion zu wiederholen, planten die Krügers auch in diesem Jahr eine Spendentour – dieses Mal über die Landesgrenzen hinaus. Bepackt nur mit dem Nötigsten sollte es in das 1654 Kilometer entfernte kroatische Örtchen Umag gehen. Auch hierbei waren wieder zahlreiche Steigungen und Höhenmeter im Tourenplan vermerkt – das Spendenkonto war bereits vor dem Start geöffnet.
Dieser erfolgte dann vor knapp zwei Wochen, nachdem die Krügers einige Tage mit den Vorbereitungen beschäftigt waren. Inzwischen ist das Ehepaar an seinem kroatischen Zielort angekommen und Tanja Krüger berichtet von ihren Erlebnissen: „Wir hatten am Anfang auf unserer Fahrt leider sehr viele Regentage, sodass wir öfters nicht im Zelt schlafen konnten und uns eine Unterkunft suchen mussten. Wir hatten den kältesten Tag mit 6 Grad Celsius. Und heute in Kroatien hatten wir dann 39 Grad Celsius – ein echter Kampf für den Körper. Die Tour war sehr kräfteraubend, viel mehr als die letzte Fahrt an die Nordsee.“
Ehepaar Krüger aus Ketsch ist Stolz auf die eigene Leistung
Trotzdem haben es die beiden Ketscher nach genau zehn Tagen an den Zielort mitten im Balkan geschafft – zwar etwas später als ursprünglich geplant, doch die Krügers sind trotzdem zu Recht stolz auf ihre Leistung. „Die Alpen waren das Schwerste an unserer Tour. Bis wir allerdings dorthin kamen, hatten wir ja schon zwei Tage Fahrt hinter uns und die ersten Wehwehchen machten sich bemerkbar“, erinnert sich Tanja Krüger.
Doch die Anstrengungen waren es wert: „Jeder noch so anstrengende Anstieg wurde mit einer super schönen Aussicht belohnt. Die Alpen und die Dolomiten sind so gewaltig und so schön, ich bin froh das so nah erlebt zu haben. Als wir über die erste Grenze nach Italien gefahren sind, war das schon sehr atemberaubend“, schwärmt die Spendenradlerin. Zwar war das Ehepaar von dem italienischen Teil ihrer Tour schwer beeindruckt, doch alles war auch nicht perfekt: „Ich muss ehrlich sagen, Italien fanden wir beide sehr schön – das Meer und die Menschen sind einfach fantastisch, aber mit dem Rad muss man dort nicht unbedingt fahren. Ich gestehe, ich war wegen des Verkehrs froh, als wir Italien hinter uns gebracht hatten.“
Emotionale Stimmung während der Spendenradtour für Ketscher Jugendfeuerwehr
Je näher die beiden Radler ihrem Ziel kamen, umso emotionaler wurde die Stimmung, wie Tanja Krüger voller Begeisterung beschreibt: „Das Gefühl, als wir die slowenische und kroatische Grenze überfahren haben, kann ich kaum in Worte fassen. Nach der kroatischen Grenze waren wir ja noch nicht an unserem Ziel, aber plötzlich ist eine Last von uns abgefallen und ich kann es irgendwie immer noch nicht so ganz glauben, dass wir das geschafft haben. Wir sind nach Kroatien gefahren, und das nur mit den Fahrrädern.“
Um diese Leistung zu verdeutlichen, reicht ein Blick auf die Zahlen: In zehn Tagen hat das Ehepaar 920 Kilometer mit insgesamt 8500 Höhenmetern hinter sich gebracht. Zieht man das Profiradrennen „Tour de France“ als Vergleich heran – dort werden ungefähr 3500 Kilometer in mehr als drei Wochen gefahren – kommt die Leistung der Krügers sogar schon in einen ähnlichen Bereich.
Doch da die Krügers dann doch „nur“ Hobbyradler sind und keine Lance Armstrongs oder Marco Pantanis, entschied sich das Ehepaar, den Rückweg doch nicht wie geplant nochmals auf die selbe Weise zurückzulegen. „Wir hatten ja anfangs überlegt, mit den Rädern auch wieder zurückzufahren, aber das machen wir nicht. Wir haben nun etwas länger gebraucht als geplant und die Zeit mit unserem Urlaub würde sehr knapp werden. Und ich glaube, man muss nicht verschweigen, dass wir auch ziemlich am Ende mit unserer Kraft sind. Wir werden jetzt ein paar Tage in Kroatien auf einem Campingplatz bleiben und wieder Energie tanken. Dann hoffen wir, dass wir mit dem Zug oder Bus wieder zurück nach Deutschland kommen“, berichtet Tanja Krüger.
Schöne Begegnungen zwischen Ketsch und Kroatien
Doch so anstrengend der Weg nach Kroatien war, er war auch geprägt von vielen schönen Begegnungen. Noch in Deutschland – genauer gesagt in der Nähe von Ulm – wurde das Ehepaar eine Weile von einem älteren Herrn und seinem Fahrrad begleitet: „Er wollte uns einen besseren Weg zeigen, da die Strecke, die wir fahren wollten, durch das Unwetter nicht mehr befahrbar war.“
Weitere Begegnungen auf dem Weg nach Kroatien haben dem Ehepaar ebenfalls bewiesen, dass Freundlichkeit auch weiterhin ein hohes Gut ist. So waren die beiden Ketscher beispielsweise gerade dabei, an einem öffentlichen Reparaturständer Schrauben an ihren Vehikeln festzuziehen, als sie prompt Hilfe angeboten bekamen.
Bedauerliches Zwischenfazit der Ketscher Spendenradler
„Bei einer unserer Pausen hat sich eine ältere Dame zu uns gesetzt und wir kamen ins Gespräch. Sie konnte es gar nicht glauben, dass wir den weiten Weg nur mit den Rädern fahren. Es gab ein Radlerpaar, das uns bei einem Anstieg unterhalten hat, was diesen viel einfacher machte. Ein weiterer Mann in Italien hat gesehen, dass wir keine E- Bikes haben, und hat uns zugejubelt und hinterhergerufen, dass das genau das Richtige ist. Man kommt bei jedem Anstieg mit Mitradlern ins Gespräch und es ist einfach nett“, schwärmt Tanja Krüger von ihren Erfahrungen. Doch nun stellt sich die Frage, auf welche Resonanz die Spendentour gestoßen ist. Gab es genügend Gönner, um der Jugendfeuerwehr wieder einen stattlichen Betrag überreichen zu können?
Mit Bedauern zieht Tanja Krüger ein Zwischenfazit, denn das Spendenkonto wird noch bis Ende des Monats geöffnet bleiben: „Leider ist dieses Mal nicht ganz so viel gespendet worden wie bei der letzten Tour. Aber jeder Euro zählt ja und ich bin froh, dass wir aktuell 558 Euro gespendet bekommen haben – 50 Euro haben wir bar erhalten. Das Spendenkonto werden wir noch bis Ende Juni offen lassen. Vielleicht kommt ja doch noch die ein oder andere Spende.“ So bleibt weiter die Hoffnung, dass die Spendentour zumindest den Betrag vom vergangenen Jahr erreicht – die Leistung der Krügers hätte es definitiv verdient genauso wie die jungen Brandbekämpfer der Enderlegemeinde.
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