Schloss

Das Klo mit der langen Leitung im Schlossgarten Schwetzingen

Die Sanierung der Toiletten im Schloss Schwetzingen hat sich verzögert und wird voraussichtlich bis April 2024 oder sogar bis Mitte 2025 dauern. Dies führt zu Unmut bei Besuchern und Anwohnern.

Von 
Jürgen Gruler
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Schwetzingen. Schön ist anders! Gerade noch haben die wunderbaren Oldtimer einen mit ihrem Glanz geblendet, schon wird man hineingerissen in den puren Alltag menschlicher Bedürfnisse. Denn da lässt grad ein älterer Herr die Hose ein Stück zu tief rutschen und steht in seiner vollen Pracht der Mitte seines Körpers bei offener Containertür am Pissoir und lässt laufen. Nein: Schön ist anders!

Dieser unschöne Zustand hält nun schon fast vier Jahre an und dauert mindestens noch bis April 2024 – womöglich auch bis 2025. Denn im Schloss Schwetzingen werden vom Staatlichen Hochbauamt die Toiletten saniert und erweitert. Und seither stehen zwischen Südzirkel und Schloss gut sichtbar zwei große WC-Container. „Das ist doch eine Schande“, sagt uns Heinz Merkle, der regelmäßig zur Classic Gala mit seinem Mercedes-Oldtimer anreist und sich darüber aufregt, wie lange das dauert: „Wenn ich das bei mir in der Firma so gemacht hätte, hätte mir das Gewerbeamt längst den Laden zugemacht – zu Recht!“

Verzögerungen bei der Sanierung der Schloss-Schwetzingen-Toiletten

Ist das denn so schwer, eine Toilette zu sanieren? Fehlt es an Teilen oder an Expertise? Sind womöglich Abflussrohre und Klositze denkmalgeschützt und müssen in Einzelanfertigung nach historischen Plänen nachgebaut werden? Da fallen einem schon allerlei gehässige Dinge ein, wenn man bei so einer Anfrage an die Staatliche Hochbauverwaltung sitzt. Schlossverwalterin Sandra Moritz hatte bei dem Thema abgewunken: „Die Zuständigkeit liegt beim Staatlichen Hochbauamt.“

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Marco Grübbel ist Amtsleiter beim Hochbauamt in Mannheim, das für die Landesimmobilien in der Region Nordbaden zuständig ist und damit auch fürs Schwetzinger Schloss. Auch ihm wäre es sicherlich Recht, wenn die Baumaßnahme längst zu Ende wäre und er verweist auf einen Planungsfehler im Jahr 2019, der letztlich den Grundstein für das „Klo mit der langen Leitung“ legte und für das jahrelange Provisorium gut sichtbar im Park sorgt.

„Die Planungen haben in 2019 begonnen, zunächst war nur die Sanierung der Hauptanlage geplant. Im Zuge der Planung wurde dann der Bedarf für WC’s für Behinderte neu formuliert, sodass mehrere Umplanungen erfolgten“, schreibt uns Grübbel. Er geht auch darauf ein, warum das so lange dauert und warum die Bauzeiten hoffnungslos überschritten wurden: „Die Sanierung der Toilettenanlagen besteht aus mehreren Teilsanierungen. Kernstück ist der Auszug der Herrentoilette und deren Umzug in den Fahrradschuppen – zusammen mit dem Behinderten-WC.

Toiletten im Schwetzinger Schlossgarten: So soll die Sanierung aussehen

Dafür wurden mehrere Varianten geplant und schon vorab die notwendigen Leitungen und Abbrucharbeiten erledigt – das war im Jahr 2020 und das sieht man an Löchern in der Wand im Herren-WC. Die Umsetzung erwies sich aber wegen der Nutzung Dritter als so komplex, dass das Projekt gestoppt werden musste, um eine bessere Lösung zu finden“, so Grübbel. Das Finden dieser Lösung hat offensichtlich sehr lange gedauert.

Hier die Situation: Zwischen dem Südzirkel (r.) und dem Schloss stehen die WC-Container. Dazwischen eine Figur und Pflanzkübel. © Jürgen Gruler

Aber jetzt sollen die Arbeiten ins Rollen kommen. Marco Grübbel sagt uns, wie es weitergehen soll: „Die Lösung, die derzeit umgesetzt wird, ist der Einbau einer Behindertentoilette im südlichen Zirkel (Fertigstellung April 2024), der Neubau einer Herrentoilette im sogenannten Fahrradschuppen bis April 2024 und Umbau der derzeit bestehenden Toilettenanlage im Hauptgebäude (Beginn April 2024, Fertigstellung Ende 2024) sowie Sanierung und Einbau einer Behindertentoilette im südlichen Wächterhaus (Fertigstellung Mitte 2025).“

Da hoffen wir mal, dass es zu keinen Überraschungen kommt. Immerhin scheinen die Kosten im Griff zu sein: „Die veranschlagten Kosten liegen für die Gesamtmaßnahme bei 220 000 Euro. Der Rahmen wird eingehalten“, so Grübbel. Und das Mieten der Container schlägt wohl ebenfalls nicht zu Buche, denn „die Container sind landeseigen und kosten keine Miete“, so der Amtsleiter.

Nicht so richtig beantworten will uns Marco Grübbel die Frage, wer denn eigentlich Schuld hat an der langwierigen Abwicklung der Schwetzinger Toilettenfrage. Vor Ort wird hinter vorgehaltener Hand immer wieder der Name einer Mitarbeiterin genannt. Aber das ist sicherlich Gegenstand einer amtsinternen Aufarbeitung und hilft uns Bürgern und Schlossparkbesuchern nicht weiter.

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Bleibt am Ende die Frage nach dem doch sehr präsenten Platz der Containeranlage direkt vor dem Schloss, der sicherlich schon für den einen oder anderen Lachanfall gesorgt hat, wenn international Reisende ihre Fotos aus dem schönen Schwetzinger Schlossgarten daheim gezeigt haben.

Deshalb haben wir Marco Grübbel gefragt, ob man die WC-Container nicht an einer etwas weniger einsehbaren Stelle hätte platzieren können – etwa auf dem Rasen vor den jetzigen Klos? Er sagt: „Die Lage der Container wurde mit der SSG abgestimmt und berücksichtig die bestehenden Wasser- und Abwasserleitungen.“ Ob die Verwaltung das so befürwortet hätte, wenn sie gewusst hätte, wie lange so eine Toilettensanierung dauern kann? Wohl kaum. Denn wie schon anfangs geschrieben: Schön ist das nicht!

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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