Schwetzingen. „Die Landesregierung in Baden-Württemberg ist fest entschlossen, die Tiefengeothermie als drittes Standbein der Energiewende zu etablieren und damit den Ausstieg aus der Kohle zu ermöglichen und den Menschen weiterhin Energie über die Fernwärmenetze, die noch erweitert werden sollten, zu liefern.“ Das sagte Umweltstaatssekretär und Grünen-Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann im Lutherhaus in Schwetzingen. Dort war man auf Einladung der Firma Geohardt zusammengekommen, um die Ergebnisse eines Dialogforums zufällig ausgewählter Bürger zu besprechen und an handelnde Politiker zu übergeben. Eine Aussage, die in dieser Klarheit neu war und die Gegner der Tiefengeothermie aufhorchen lässt.
Experten stellen auf Kongress in Offenburg Vorteile der Tiefengeothermie vor
Baumann zeigt sich offenbar bestärkt von einem großen Kongress, der kürzlich in Offenburg stattgefunden hat und auf dem 3000 Experten aus aller Welt die Vorteile der Tiefengeothermie und die bei einigen bisherigen Projekten gemachten Fehler analysierten und zu dem Schluss gekommen seien, dass der Oberrheingraben zu den am besten geeigneten Gebieten für die Tiefengeothermie gehöre. „Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir diese weltweit etablierte Technologie nicht nutzen würden“, sagt Baumann am Rande zu unserer Zeitung. Das sei in der grün-schwarzen Landesregierung auch Konsens, behauptet Baumann.
Mit den jetzt untersuchten möglichen Standorten – mit drei Geothermie-Kraftwerken ist alleine in unsere Region zu rechnen – sei das Limit noch nicht erreicht, kündigte Baumann an. Es werde mit Sicherheit eine zweite Welle von Vorhaben geben, die von Stadtwerken im gesamten Oberrheingraben vorbereitet würden, kündigte er an. Er erwartet viele Dutzend Kraftwerke zwischen Weinheim im Norden und Lörrach im Süden. Das Projekt von Geohardt hier könne aber eine Art „Flaschenöffner“ werden. Man werde später sagen können, dass „wir in der Kurpfalz gezeigt haben, dass Geothermie bei uns funktioniert und wie es funktioniert“, sagte Baumann. Er hatte sogar vom Rheinschatz gesprochen – dem Thermalwasser in 3000 Metern Tiefe: „Wir wollen hier den Roll out hinbekommen und ich wünsche dem Projekt Erfolg.“ Klar sei aber auch, dass Firmen wie Geohardt alle sicherheitsrelevanten Bedingungen erfüllen müssten, um ein solches Kraftwerk in Betrieb nehmen zu dürfen. „Die Sicherheit ist Basis für eine Betriebsgenehmigung, da werden keine Abstriche gemacht, versprach der Politiker. Interessant war allerdings schon, wie die Arbeit mit Zufallsbürgern begründet wurde. Man habe eben nicht die „lauten, älteren Männer – meistens Lehrer und Ingenieure im Ruhestand – hören wollen, die selbst besondere Interessen am Thema verfolgten und festgelegt seien“, begründeten sowohl Staatssekretär Baumann als auch die Vertreter der Geohardt das Zufallsprinzip. Wobei dann der Blick in den Saal doch verriet, dass die Mehrzahl der Auserwählten über 50 und die auf der Bühne auch überwiegend männlich waren.
Das Thema Bürgerbeteiligung und Sicherheit war an diesem Abend Oberbürgermeister Dr. René Pöltl wichtig: Er sagte zu, dass er Wert darauf lege, dass die Menschen mit einbezogen würden, falls es in der Nähe von Schwetzingen einen Standort gebe. Und er mahnte die Klärung der Sicherheits- und Versicherungsfragen an.
Zur Sprache kam auch das Thema der seismischen Messungen. „Wir hatten ein tolles, erfahrenes und professionelles Team vor Ort“, behauptete Stephan Ertle von Geohardt. Es gebe Schadensmeldungen in zweistelliger Höhe, die nun zügig bearbeitet würden. Man stehe zu diesem Versprechen, bitte aber auch um etwas Geduld. Wo denn dann gebohrt werden soll, das haben die Geohardt-Mitarbeiter nicht verraten – die Analyse der Daten sei aufwendig und laufe noch – bis Sommer.
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