Region. Die Rauhnächte und das Räuchern sind wieder mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Überhaupt: Das Besinnen auf alte Traditionen, auf Naturverbundenheit, geht einher mit Themen wie Nachhaltigkeit. Auch unsere Redaktion greift mit der täglichen Kolumne von Redakteur Ralf Strauch die Rauhnächte auf. „Profis“ auf diesem Gebiet sind Antara Reimann und Peter Eckel. Die Autoren haben beim Schirner-Verlag verschiedene Publikationen dazu veröffentlicht. Im Interview verdeutlichen sie, warum das Räuchern für Menschen wichtig ist und was dahinter steckt.
Zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar sind die Rauhnächte. Können Sie kurz erklären, was hinter diesen Tagen steckt und woher der Begriff rührt?
Unsere Gesprächspartner
- Antara Reimann arbeitet seit 25 Jahren schamanisch und ist Inhaberin eines eigenen Ausbildungszentrums für schamanische Techniken sowie naturmagische Lebensweisen. Seit mehr sechs Jahren arbeitet sie als erfolgreiche Autorin. Themen: Runen, Rauhnächte, Elemente, Arbeit mit der großen Göttin. Nicht zuletzt ist sie Reiseleiterin nach Glastonbury/Südengland (Avalon).
- Peter Eckel hat einen kaufmännisch-technischen Hintergrund. Er ist spirituell vielfältig interessiert – Kristalle, mediales Wahrnehmen, Meditationen und schamanische Techniken stehen bei ihm im Vordergrund. Er ist Partner und Co-Autor von Antara zu den Themen Rauhnächte und Runen, bei den Büchern über Elemente sowie die keltischen Bäume.
- Kontakt: Antara Reimann und Peter Eckel, Energiearbeiter, Orakel, Autoren, Amselweg 4, 45731 Waltrop oder Mittelelsaff 7, 53577 Neustadt (Wied), Terminvereinbarung unter 0157/88 21 40 48, info@lichtfocus.de, www.lichtfocus.de, www.spur-der-schamanen.de, www.voicesforhealing.de
- Gewinnspiel: Unsere Zeitung verlost in Kooperation mit dem Schirner-Verlag und den Autoren drei Buchexemplare „Rauhnächte und die Kraft der Runen – Alte Bräuche in einer modernen Zeit“, Antara Reimann und Peter Eckel, Schirner-Verlag, 200 Seiten mit vielen Abbildungen, 14,95 Euro, ISBN-13: 978-3-8434-1432-6. Das Formular zum Mitmachen und die Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.schwetzinger-zeitung.de/gewinnspiel. Einsendeschluss ist Montag, 3. Januar, Stichwort: Rauhnächte.
Antara Reimann: Es sind zwölf Nächte, die je nach Tradition auch am 21. Dezember beginnen können. Man sagt unter anderem, dass zwischen den Jahren der Göttervater Odin mit seinem achtbeinigen Schlachtross Sleipnir in wilder Jagd mit seiner göttlichen Allgewalt die Schleier zwischen den Welten, der sichtbaren und der unsichtbaren, aufwirbelt. Um nicht unter die Räder zu kommen „soll sich kein Rad drehen“, nur das Rad des Schicksals. Nach einem astronomischen Ansatz sind die zwölf Nächte der Differenz zwischen zwölf Mondläufen und ein Jahreslauf der Sonne – nämlich elf Tage mit zwölf Nächten.
Welche Traditionen werden mit den Rauhnächten verbunden und woher kommen diese?
Peter Eckel: Die Rauhnächte fordern uns auf zur Einkehr – zum Aufräumen, Loslassen und Abgeben und dann Zum Neujustieren. Unsere Ahnen haben diese Zeit genutzt zur Materialpflege – Ackergeräte, Jagdwaffen, Netze. Wir räumen heute mental, emotional, aber auch physisch Keller sowie Wohnung auf und legen unsere Visionen fest. Diese Zeit verstärkt durch diese bewusste Arbeit auch unsere Intuition.
Warum wendet man diese Rituale an?
Eckel: Diese Rituale sind wichtig für uns, um sich dem heilsamen Prozess der Innenschau hinzugeben. Man arbeitet an sich, bekommt Klarheit und eine Verbindung zu seinen Stärken. In den Rauhnächten begegnet man sich selbst. Diese Erkenntnisse nimmt man mit ins neue Jahr, da jede Rauhnacht symbolisch einen Monat des neuen Jahres vertritt.
Warum sind derartige Rituale für Menschen wichtig?
Reimann: Rituale sind wichtig, um den Dingen einen Raum zu geben. Rituale geben Halt, Struktur, Sicherheit und können Zuflucht sein. Wir alle kennen Rituale: der Kaffee am Morgen, Hochzeits- und Brautwerberituale, Silvester-Rituale. Es sind liebgewonnene Gewohnheiten. Regelmäßige Wiederholungen, aber auch einmalige, besondere Rituale bekräftigen den Anlass oder auch Wunsch, der zugrunde liegt.
Ich persönlich habe durch die Betrachtung meines Umfelds das Gefühl, dass sich wieder mehr Menschen auf derartige Rituale besinnen. Geht es Ihnen auch so?
Reimann: Ja, Ritualarbeit macht Spaß, zentriert, ist auch ohne Begleitung oder Anleitung durchführbar, man kann nichts falsch machen. Rituale verlangen von uns Achtsamkeit auf allen Ebenen. Dadurch werden Kreativität, Imagination, meditative Beschäftigung mit uns selbst gefördert. Rituale können in einer Zeit ohne Außenkontakte ein Weg sein, um Kommunikation zu haben – mit uns selbst.
Wie sind Sie eigentlich zu dem gekommen, was Sie tun?
Reimann: Das Leben hat uns gelehrt und angeleitet. Wir sind mit den Situationen und Menschen zusammengekommen, die unsere Sehnsucht nach einem tieferen Verständnis von Spiritualität befriedigen konnten. Durch Erfahrungen und Erlebnisse werden wir als Mensch angeregt, nach dem tieferen Sinn zu suchen, nach der Lebensaufgabe. Das tun wir persönlich nach wie vor, wir leben das, was wir selbst erfahren durften, und wir geben es gern weiter.
Was empfehlen Sie Menschen, die noch keine Erfahrung mit dem Räuchern haben, das aber gerne machen möchten?
Eckel: Bitte auf die Verträglichkeit der Kräuter und Inhaltsstoffe achten (Allergien), da die Räucherung auf allen Ebenen wirkt. Es gibt Räucherkegel und Räucherstäbchen für den Anfang, aber auch „trockenes“ feinstoffliches Räuchern auf einem Sieb oder Sand ist gut verträglich. Bis hin zum „verbrennenden“ Räuchern von getrockneten Gräsern und Harzen.
Auf was gilt es dabei zu achten – gibt es sowas wie typische Anfängerfehler?
Eckel: Räuchern gehört für uns zum täglichen Ritual, wenn wir den Tag beginnen oder auch am Tag ein besonderes Highlight setzen wollen. Die Rahmenbedingungen bitte nicht unterschätzen. Siebe und Schalen werden sehr heiß und auch eine Kerze sollte nicht im Büro bei offenem Fenster unbeaufsichtigt brennen. Zudem sollte das Räuchergut sicher für Kinder und Tiere angewendet und aufbewahrt werden.
Welche Erfahrungen oder auch Rückmeldungen Ihrer Klienten haben Sie erhalten in Bezug auf die von Ihnen angebotenen und praktizierten Rituale, die die Seele des Menschen streicheln und letztlich zu mehr Lebensfreude führen sollen?
Reimann: Unsere Leser und Seminarteilnehmer wollen ihre Unabhängigkeit stärken, ihre Selbsterfahrungsprozesse anregen und Hilfe zur Selbsthilfe bekommen. Sie wollen aber auch ihre eigene Sehnsucht stillen. Es gibt allerdings natürlich auch Klienten, welche im Dialog mit uns unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Techniken ihre Ausrichtung anpassen wollen. Die Seele zu streicheln ist unser Anspruch.
Hätten Sie für unsere Leser noch einen kleinen Tipp, wie jeder ganz leicht zu mehr Lebensglück im Alltag kommen kann?
Eckel: Ja, ganz persönlich aus eigener Erfahrung: weniger – oder besser – bewusster Fernsehen, Social Media, Handy konsumieren. Dafür mehr persönliche Kontakte pflegen, Zeit für sich selbst nehmen, durchatmen. Gehen Sie raus in die Natur – „erden“ Sie sich, füllen Sie die Lungen mit Luft, schüren Sie Ihr inneres Feuer für eine Passion, ein gutes Buch lesen und lieben Sie vor allem sich selbst.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Schwetzingen Alles hat zwei Seiten