Bilanz nach vier Wochen

Schwetzinger SWR Festspiele mit einer Auslastung von fast 80 Prozent

Von 
Katja Bauroth
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Alexander Melnikov begeistert am Freitagabend im Rokokotheater an den Tasten. © Witt/SWR

Schwetzingen. Nach vier Wochen Festspielzeit und 47 hochkarätigen Konzerten und Musiktheateraufführen gingen die Schwetzinger SWR Festspiele – deren 70-jähriges Bestehen 2022 unter dem Motto „Arkadien“ gefeiert wurde – am Samstagabend mit einer musikalischen Lesung von Klaus Maria Brandauer und dem GrauSchumacher Piano-Duo erfolgreich zu Ende. Vom 29. April bis 28. Mai 2022 besuchten mehr als 12 000 Besucher die Veranstaltungen, was in einer Gesamtauslastung von fast 80 Prozent resultierte.

Die künstlerische Leiterin der SWR Festspiele, Heike Hoffmann, zieht ein zufriedenes Fazit. © Witt/SWR

Die künstlerische Leiterin Heike Hoffmann zieht eine positive Bilanz: „Ich bin sehr glücklich, dass der Neustart der Schwetzinger Festspiele nach einem pandemiebedingt verhaltenen Vorverkauf und unter recht schwierigen organisatorischen Bedingungen so gut gelungen ist und wir auf vier intensive Wochen voller großartiger musikalischer Veranstaltungen zurückblicken können. Wohl alle haben gespürt, wie wertvoll und auch tröstlich das gemeinsame Erleben von Kunst in einer Zeit sein kann, die durch humanitäre und politische Krisen geprägt ist.“

Übertragungen noch bis 16. Juni

Wie immer begleitete das Radiokulturprogramm SWR2 mit Sendungen und Beiträgen sowie Konzertübertragungen das Festspielgeschehen in Schwetzingen. Fünf Veranstaltungen wurden live oder live-zeitversetzt gesendet, zwei Konzerte zudem im Live-Videostream auf SWRClassic.de und ARTE Concert übertragen. Die Übertragungen hatten eine sehr hohe und internationale Reichweite der Festspiele zur Folge, heißt es in einer Mitteilung der Schwetzinger SWR Festspiele. Noch bis 16. Juni werden die Konzerte und Musiktheaterproduktionen im Radio gesendet, danach stehen sie auf www.SWR2.de zum Nachhören zur Verfügung.

Gefördert wurden die Festspiele von der Sparda-Bank Baden-Württemberg als Hauptsponsor, dem Unternehmen Fuchs Petrolub, der Lotto-Stiftung Baden-Württemberg, der Kulturstiftung des Bundes sowie dem Freundeskreis der Schwetzinger SWR Festspiele.

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Während der Festspiele wurden die Besucher um Spenden zugunsten des Ukrainischen Jugendorchesters gebeten. Die Initiative erbrachte eine Summe von mehr als 6000 Euro zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen jungen Musiker und Musikerinnen und ihrer Familien.

Nach den Festspielen ist vor den Festspielen: Der nächste Klassikreigen ist vom 28. April bis 28. Mai 2023 geplant. Das dazugehörige Programm wird im November 2022 veröffentlicht, der Vorverkauf beginnt am Nikolaustag, 6. Dezember.

Weitere Informationen unter www.schwetzinger-swr-festspiele.de

 

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Thema : Schwetzinger SWR Festspiele

  • Schwetzingen Einzigartige Klangreise mit dem Duo Gambelin bei den Schwetzinger Festspielen

    Das Duo Gambelin möchte sich nicht festlegen, weder auf eine Epoche, noch einen Stil oder ein herkömmliches Ensemble. So entstand beim SWR-2-Konzert „Grenzgänge Gambelin“ innerhalb der SWR Festspiele ein einzigartiger Klang zwischen Instrumenten, die in verschiedene Jahrhunderte einzuordnen sind. Geht es nach Lucile Boulanger, so darf und sollte man mit der Viola da Gamba nicht nur historische Aufführungspraxis betreiben, sondern auch in zeitgenössischer Musik ihre Schönheit zeigen. Zusammen mit Christian Elin ist ein Duo entstanden, das die Grenzen zwischen Renaissance und Barock auf der einen Seite und Jazz und zeitgenössischer Musik andererseits verwischt. Elin zeigte sich am Mittwochabend als Virtuose an der Bassklarinette und am Sopransaxofon, überraschte aber auch mit eigens für dieses Ensemble entstandenen Kompositionen. Zunächst zeigte das Gambelin-Duo, dass diese Kombination an Instrumenten durchaus mit der Musik des 16. Jahrhunderts vereinbar ist. Bedächtig eröffnete Boulanger mit einem Werk von Diego Ortiz, in dem Elin bald die zweite Stimme übernahm. Lockere Rhythmen erklangen in der Bearbeitung der „Recercada segunda“ und ließen das fast 500 Jahre alte Stück in einem neuen Licht erstrahlen. Ein erster kräftiger Applaus zeigte hohe Anerkennung, bevor das Duo einen Zeitsprung in die Gegenwart, zu Elins eigener Komposition machte: „La Chiesetta“ für Viola da Gamba und Bassklarinette war eines von mehreren Stücken des Interpreten und Komponisten, die die Zuhörer begeisterten. „Das Programm hat sich über viele Jahre entwickelt – sowohl meine Kompositionen als auch die Kompositionen der Alten Musik, die man ausprobiert. Das Besondere ist, diese Klänge herauszuarbeiten, zum Beispiel die Pizzicato-Klänge an der Viola da Gamba, wie sie sich kombinieren lassen mit einem Sopransaxophon ganz fein.“ Nach den verspielten Verzierungen, die bei Sieur de Sainte-Colombe und allgemein im 17. Jahrhundert üblich waren, glitt das Duo nahtlos wieder in die Gegenwart mit dem „Nebelmeer“ von Elin. Hier bildeten der helle Klang des Sopransaxofons über dem gleichbleibenden rhythmischen Muster der Viola da Gamba ein gegensätzliches und einander ergänzendes Paar. Besonders im Programm war auch die Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen, aus denen das Duo virtuos Aria, Variation 1, 13 und 7 präsentierte. War die Melodie den meisten Klassikkennern bekannt, so machte der neue Klang einen gewissen Reiz aus, den man nur beim ersten Kennenlernen des Meisterwerks empfindet. Während Elin in der nächsten Eigenkomposition mit einem technisch ausgefeilten Solo am Sopransaxofon das Publikum zum Staunen brachte, verschwand Boulanger im Künstlerzimmer, um den nächsten Protagonisten des Abends auf die Bühne zu holen. Als Elin die 13-saitige Lira da Gamba zum ersten Mal gehört habe, sei er sofort begeistert gewesen, erklärte er dem Publikum. Dieses Instrument sei selten solo und noch seltener in Kombination mit der Bassklarinette zu hören. In „Líncantesimo del profumo di legno“ schien die Bassklarinette von einem ganzen Streichorchester begleitet zu sein. Der experimentierfreudige Komponist hat bereits vier CDs mit seinen Werken veröffentlicht. Mit Boulanger entstand vor zwei Jahren ein Duo. Als Preisträgerin zahlreicher internationaler Wettbewerbe gilt sie als Virtuosin ihres Fachs. In einem Solo für Viola da Gamba des Komponisten Carl Friedrich Abel (1723 – 1787) zeigte sie technische und künstlerische Perfektion. Mit Leichtigkeit spielte sie das Allegro und mit geschlossenen Augen fühlte sie jeden Ton des Moderatos. Nach einem großen gemeinsamen Finale mit Elins „Recercada primeira“, gewährte das Gambelin-Duo gerne noch eine Zugabe. Info: Das Konzert wird noch einmal am Donnerstag, 25. Mai, um 13.05 Uhr im SWR 2 ausgestrahlt.

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