Neulußheim/Altlußheim. „Es ist keine langweilige Badesaison gewesen.“ Mit diesen Worten eröffnete Verbandsvorsitzender Bürgermeister Uwe Grempels die Sitzung des Zweckverbandes Lußheim im Bürgersaal des Neulußheimer Rathauses. Zugleich begrüßte er seinen Stellvertreter und Hausherrn, den Neulußheimer Bürgermeister Gunther Hoffmann sowie die Mitglieder der Verbandsversammlung.
Der Zweckverband Lußheim ist für drei Bereiche innerhalb der beiden Gemeinde zuständig: die Freizeitanlage Blausee, den Häckselplatz und die Abwasseranlage. Wobei Grempels mit Blick auf den letzten Bereich den Begriff „nicht langweilig“ auch auf die Abwasserbeseitigung hätte ausdehnen können, denn derzeit errichtet der Verband eine Druckleitung zum Klärwerk in Rheinhausen und auch hierbei war der Verband nicht vor Überraschungen gefeit.
Am Klärwerk Lußheim wurde eine undichte Leitung entdeckt
Bei den Arbeiten in Richtung Klärwerk stießen die Arbeiter vor gut einem Monat auf eine andere Leitung und beschädigten diese. Das auslaufende Abwasser wurde aufgefangen, das Wasser anschließend per Tank und Lkw zum Klärwerk transportiert und dann begann die Fehlersucher – die Leitung war in keinem Plan verzeichnet.
Weshalb für Grempels Recherchearbeiten angesagt waren. Und man wurde fündig. Es handelt sich um eine Leitung aus den 1980er Jahren, mit der das Fischerheim am Blausee an die bestehende Leitung zum Klärwerk angedockt wurde. Im Zuge der aktuellen Arbeiten soll die Leitung zum Fischerheim ordentlich an die neue Druckleitung angeschlossen werden, wobei er nicht mit Mehrkosten rechnet.
Weniger glimpflich verlief die Saison am Blausee, die man unter einen Begriff stellen kann, den Verbandsmitglied Dr. Holger O. Porath, Grüne Altlußheim, griffig formulierte: die Ölpest. Dennoch, unterm Strich kam die Gemeinde mit einem blauen Auge davon, die Delle in den Besucherzahlen, 70 000 statt knapp über 100 000 Besucher im Vorjahr, war eher dem verregneten Sommer geschuldet.
Wenn die Badegäste dem See trotz des Ölalarms die Treue hielten, dann war dies in erster Linie Uwe Grempels geschuldet, war sich die Verbandsversammlung einig. Denn von den ersten Ölverunreinigungen auf der Wasseroberfläche des Sees bis zum Ende der Badesaison verfolgte der Verbandsvorsitzende eine offensive Öffentlichkeitsarbeit. Mit Nichts wurde hinter dem Berg gehalten, über jede neue Entwicklung wurden postwendend die Medien und damit die Bürger informiert.
Grempels skizzierte in der Versammlung den Verlauf der entscheidenden Tage am See und dankte sowohl Bäderleiter Roger Erb als auch der Feuerwehr Altlußheim für die gute Zusammenarbeit. Schnell sei die Wehr mit einer Drohne zur Stelle gewesen, um die Dimension des Vorfalls erkennen und die Ölquelle eingrenzen zu können. Polizei, Gesundheits- und Wasserrechtsamt seien gleichfalls schnell eingebunden worden, sodass vor Ort stets Transparenz herrschte.
Im Einsatz waren Berufstaucher, die schnell fündig wurden, Teile einer alten Öldose an die Oberfläche brachten. Doch die erste Freude über die Beseitigung der Quelle währte nur kurz, das Öl kehrte zurück und mit ihr eine zweite Schließung des Bads, diesmal für einige Tage. Die Zeit wurde genutzt, um über die Wehr eine professionelle Ölsperre von der Freiwilligen Feuerwehr Waldsee auszuleihen, und erneut Taucher ins Wasser zu schicken. Ohne weitere Funde.
Badegäste gewöhnten sich schnell an die Ölsperre im Altlußheimer Blausee
Dank der Ölsperre und dem Hinweis des Gesundheitsamtes, das für Badegäste keine Gefahr besteht, wurde der See wieder geöffnet. Schnell hatten sich die Badenden an die Ölsperre gewöhnt und nutzten ihren See wie gewohnt.
Am Saisonende kam dann ein Saugbagger zum Einsatz, der den Grund der fraglichen Stelle absuchte. Drei Tage lang wurde das Sediment nach oben gefördert, gesiebt und begutachtet – alles ohne weitere Auffälligkeiten. Weshalb Grempels davon ausgeht, das Problem im Griff zu haben, wofür er jedoch nicht die Hand ins Feuer legen will. Doch gestützt auf die im Sommer gemachten Erfahrungen ist er für Eventualitäten gewappnet. Von der Versammlung wurde die transparente Öffentlichkeitsarbeit gelobt, mit deren Hilfe der See geöffnet bleiben konnte.
Grempels bezifferte die Kosten, die durch die Verunreinigung verursacht wurden, auf über 20 000 Euro. Kosten, die jedoch nicht ursächlich dafür waren, dass die Versammlung in einem weiteren Tagesordnungspunkt die Eintrittspreise für die Freizeitanlage erhöhte. Als Gründe hierfür wurden getätigte und geplante Investitionen sowie die seit bald sechs Jahren zurückliegend letzte Erhöhung ins Feld geführt.
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Die Sanitäranlagen im Eingangsbereich des Altlußheimer Blausees wurden erneuert
In diesem Jahr wurden die Sanitäranlagen im Eingangsbereich der Freizeitanlage erneuert, im kommenden Jahr sollen beim Zeltplatz Sanitäranlagen gebaut und dessen Küche erneuert werden. Wie Grempels ausführte erhofft sich der Verband von den „moderaten Erhöhungen“ gemessen an den Besucherzahlen von 2018, damals wurde über 100 000 Besucher gezählt, Mehreinnahmen von rund 17 000 Euro.
Vorgesehen ist, die Einzelkarten für Kinder zwischen sechs und 17 Jahren von 2,40 Euro auf 2,50 Euro zu erhöhen. Der Preis für Erwachsene steigt von 3,50 Euro auf 4 Euro. Die Jahreskarten steigen anlog von 25 auf 30 Euro bei Kindern beziehungsweise von 40 auf 45 Euro bei Erwachsenen. Weiterhin gestaffelt sind die Familienkarten, die je nach Zahl der Kinder zwischen 55 und 100 Euro im Jahr kosten. Womit, betonte Grempels, der Verband im Vergleich mit den Seen in St.-Leon-Rot und Oberhausen, Ehrlichsee, noch immer günstig sei.
Gegen die Erhöhung gab es in der Versammlung keine Stimmen, Sven Nitsche (FWV Neulußheim) regte einzig an, die Zeltplatzgebühr für Auswärtige statt auf 150 auf 200 Euro zu erhöhen. Einheimischen, sie zahlen künftig 110 Euro am Tag, wolle man ohnehin den Vorzug geben, stellte er fest. Ein Antrag, dem die Versammlung einstimmig folgte. Zumal, wie Bürgermeister Gunther Hoffmann anmerkte, in der Tagesgebühr die Eintrittspreise für den See enthalten sind, egal für wie viele Menschen der Platz gemietet wird.
Monika Schroth (Grüne Neulußheim) regte die Einführung einer sozialen Komponente an, was bei Grempels ob der Handhabe auf Bedenken stieß. Sven Nitsche verwies auf die Staffelung für Familien und Andreas Sturm (CDU Neulußheim) fügte hinzu, dass das Bürgergeld eine Pauschale für Kultur, dazu zählt er den Bäderbesuch, beinhalte.
Hanspeter Rausch (SPD Neulußheim) sah er als wichtig an, Familien die soziale Teilhabe zu ermöglichen, weshalb eine soziale Staffelung wichtig sei. Als Kompromiss regte er an, sich bis zum Frühjahr kundig zu machen, wie dies in andere Freizeitanlagen gehandhabt werde und erst dann zu entscheiden.
Womit es vorerst bei der einstimmig beschlossenen Erhöhung der Eintrittspreise bleibt.
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