Rathaussturm

Karnevalisten stürmen Hockenheimer Rathaus und entern die Stadt

Am 11. November versammeln sich kostümierte Narren der Hockenheimer Karnevalsvereine HCG und CC Blau-Weiss, um den goldenen Rathausschlüssel zu erobern und die närrische Zeit einzuleiten.

Von 
Jakob Roth
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Die Schlüsselübergabe von Bürgermeister Marcus Zeitler an die Narren – angeführt von Prinzessin Larissa I. der Rennstadt Hocken-heim aus dem Hause Ruß und Glück – erfolgte kampflos und harmonisch. Im Hintergrund die Leibgarde von Zeitler. © Gans

Hockenheim. Am Morgen des 11. November liegt ein fahlgrauer Himmel über Hockenheim, der Regen des Vortags vermischt sich mit beklemmend kalten Windböen. Eine frühwinterliche Tristesse, die jäh von kostümierten Menschentrauben durchbrochen wird. Aus allen Himmelsrichtungen pilgern Delegationen der Hockenheimer Karnevalsvereine HCG und CC Blau-Weiss in die Stadtmitte.

Ihr verschwörerisches Ziel: Den goldenen Schlüssel des Rathauses stehlen und eine närrische Regierung einrichten. Mit roten und blauen Uniformen, Narrenkappen und Orden bewaffnet verschaffen sie sich Einlass und belagern den Amtssitz von Oberbürgermeister Marcus Zeitler. Gegen 10 Uhr ist der Bürgersaal vollständig umstellt und an die 100 Narren erbitten Einlass.

Hindernisparkour und Leibgarde im Hockenheimer Rathaus

Der Thronraub ist für die Karnevalisten in diesem Jahr nicht leicht. Nachdem die Übergabe des Schlüssels im letzten Jahr beinahe kampflos vonstattenging, sind die Sicherheitsvorkehrungen diesmal deutlich opulenter. Kaum öffnen sich die Türen zum Bürgersaal, offenbart sich ein Hindernisparkour aus zu einem Netz geflochtenen Schüren. Dieser wird von den Eindringlingen jedoch mühelos bewältigt.

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Marcus Zeitler hat nun keine andere Wahl, als eine seiner Drohungen wahrzumachen. „Nach der Niederlage aus dem letzten Jahr mussten wir uns ein wenig mehr wehren“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Für den Rathaussturm hat sich Oberbürgermeister Zeitler eine Leibgarde, bestehend aus Mitgliedern des Hockenheimer Schützenvereins zusammengestellt.

Narren erobern in Hockenheim den goldenen Schlüssel

Die von den Artilleristen abgefeuerten Luftballongeschosse hindern Fastnachtsprinzessin Larissa I. aber schlussendlich auch nicht daran, sich den goldenen Schlüssel des Rathauses unter den Nagel zu reißen. „Eigentlich waren wir gut vorbereitet, aber leider haben unsere Geschosse zu wenig Wirkung gezeigt“, meint Oberschützenmeister Stefan Spitzer vom SV Hockenheim angesichts der Niederlage.

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Den Sieg genießen HCG und CC Blau-Weiss in vollen Zügen. Jeanette Huck aus den Reihen des CC lässt sich eine schelmische Ansprache nicht nehmen: „Singen, Tanzen, aber auch lustig singen, lasst hunderte Lieder für uns erklingen . . . Denn was die Welt sich ausgedacht, heißt Karneval, Fasching, Fasenacht“. Das frisch gebackene Stadtoberhaupt Prinzessin Larissa I. aus dem Hause Ruß und Glück (HCG) hat für den entmachteten Oberbürgermeister Marcus Zeitler ein Geschenk vorbereitet: Ein Porträt Ihrer Lieblichkeit, das nun bis zum Aschermittwoch im Sitzungssaal stehen wird.

Missstände anprangern

Marcus Zeitler wendet sich schließlich mit einem Gedicht an die Narren. Er bittet die Vereine, die Faschingszeit zu nutzen, um auf Missstände hinzuweisen: „Nutzt die fünfte Jahreszeit und äußert Kritik, legt euren Finger in die Wunde und haltet Menschen den Spiegel vor“.

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Nach einem kleinen Umtrunk setzt sich die närrische Masse abermals in Bewegung. Diesmal führt ihr Weg auf den Platz vor der Zehntscheune. Hier soll die Faschingszeit begrüßt werden – mit einem donnernden Salutschuss. Dafür sind Vertreter des Vereins KG Hochburg Pforzheim eigens mit einer kleinen Kanone angereist. Um Punkt 11.11 Uhr geschieht es: Die Lunte fängt Feuer, es zischt kurz und ein erschütternder Schlag verkündet den Beginn der fünften Jahreszeit.

Der Hockenheimer Fanfarenzug spielt im Anschluss eine Festmusik, Fahnen mit dem Stadtwappen werden geschwenkt. Für die Narren bricht nun die vermutlich schönste Zeit im Jahr an. Über den ganzen Platz rufen sie dreimal kräftig: „Ahoi“ und „CC- Olé“.

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