Gesundheit

Sechs Tipps gegen Weltschmerz aus Plankstadt und Eppelheim

Krieg, Tod und Verbrechen - die Nachrichten sind tagtäglich voll mit traurigen Meldungen. Das löst bei den Lesern und Zuschauern eine innere Zerrissenheit und Trauer aus. Was aber dagegen tun?

Von 
Linda Saxena
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Der deutsche Schriftsteller Jean Paul hat den Begriff des Weltschmerzes geprägt. In seinen Werken beschreibt er das Phänomen als innere Zerrissenheit und als Trauer über die Unzulänglichkeiten der Welt. © dpa/Zacharie Scheurer

Plankstadt/Eppelheim. Innerhalb von Sekunden flimmern Bilder von zerbombten Städten und hilflosen Menschen über den Bildschirm. Am anderen Ende der Welt steht eine ganze Region unter Wasser, wieder woanders wird ein kleiner Junge vermisst. Solche Nachrichten erreichen uns täglich – im Fernsehen, über die sozialen Medien und in der Zeitung. Das Leid der Menschen und die Ungerechtigkeiten in der Welt hinterlassen beim Zuschauer und Leser ein Wirrwarr aus Gefühlen wie Schock, Trauer, Wut und Mitgefühl.

Dieses Phänomen ist als Weltschmerz bekannt. Ursprünglich geht der Begriff auf den deutschen Schriftsteller und Dichter Jean Paul zurück, der von 1763 bis 1825 gelebt hat. In seinen Werken ist oftmals von einer inneren Zerrissenheit und der Trauer über die Unzulänglichkeiten der Welt die Rede.

Das Gute im Alltag sehen, auch wenn die Ohnmacht überwiegt

Dieses mächtige Gefühl, begleitet von Hilflosigkeit, kann bisweilen bei jedem Menschen vorkommen. „Tatsächlich passieren hier und auf der Welt tagtäglich sehr schlimme Sachen“, sagt Christiane Banse, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Plankstadt. „Das macht auch mich betroffen.“ In solchen Momenten versuche sie, die positiven Dinge um sich herum bewusst wahrzunehmen.

Experten geben Tipps: Das hilft gegen Weltschmerz

Tipp 1: Reden hilft. „Es gibt kein Thema, für das ich nicht jemanden finde, um es in Ruhe zu besprechen, sei es jemand aus der Familie, ein Kollege, ein Pfarrer, jemand von der Telefonseelsorge und natürlich auch Gott“, sagt Pfarrerin Christiane Banse.

Tipp 2: Positive Ereignisse des Tages festhalten. „Suchen Sie jeden Abend nach drei Ereignissen, die an dem Tag gut waren“, empfiehlt Banse.

Tipp 3: Sich für eine gute Sache zu engagieren – „sei es in der Kirchengemeinde, in einem Verein oder politisch“, sagt die Plankstadter Pfarrerin. So werde man Teil der Welt, „die versucht, der Welt ihren Schmerz zu nehmen“.

Tipp 4: Bewegung. Seelsorger Andreas Korol empfiehlt dafür zum Beispiel Fahrrad fahren und in der Natur laufen oder spazieren gehen.

Tipp 5: Meditieren. „Hin und wieder kann auch ein Gebet nicht schaden“, fügt Korol mit einem Augenzwinkern hinzu.

Tipp 6: Menschlicher Kontakt. „Sehr empfehlenswert ist ein gutes Essen mit Freunden“, so der Seelsorger.

„Wenn ich mal wieder den Eindruck habe, dass so viel Schlechtes passiert, versuche ich zum Beispiel darauf zu schauen, was es auch an Gutem gibt“, erklärt sie und erinnert sich an einige Momente zurück: „Da sehe ich in Plankstadt, wie ein Jugendlicher seine jüngeren Geschwister zum Spielplatz begleitet und sorgsam auf sie aufpasst. Oder ich höre, dass man bei seinem Nachbarn an seinem Geburtstag persönlich vorbeigeht, auch wenn man sonst nur wenig miteinander zu tun hat.“ Es sei schön, wie sich die Menschen umeinander kümmern würden.

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Zu einem drastischeren Schritt hat sich Andreas Korol entschieden. „Ich habe mir angewöhnt, nicht mehr so viele Sensationsnachrichten zu schauen“, sagt der Seelsorger in der Heidelberger Stadtkirche, zu der auch die katholische Kirchengemeinde in Eppelheim gehört. Der Leiter einer freie Beratungs- und therapeutische Praxis ergänzt: „Als gläubiger Mensch habe ich eine grundsätzlich positive und hoffnungsfrohe Sicht auf die Dinge.“

Trotzdem beschäftigen ihn die Nachrichten. „Natürlich die Kriege, vor allem die in Afrika und Jemen, über die nicht so berichtet wird, aber auch die Ignoranz der Menschen“, sagt er. Viele würden ihren Müll einfach in den Wald oder aus dem Auto heraus werfen.„Ich kann so eine Haltung nicht verstehen.“

Missbrauch in der Kirche löst Betroffenheit aus

Ein Dauerthema seien auch die Entwicklungen in der Kirche. „Es gibt weniger Personal und die Menschen kommen nicht mehr. Bleibt die Frage: Wie wird die Zukunft der Kirche aussehen? Wie können wir uns besser als Christen in der Gesellschaft zeigen und einbringen?“

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Diese Fragestellung treibt auch Pfarrerin Christiane Banse um. „Mich beschäftigen gerade die im Januar veröffentlichten Ergebnisse der von der evangelischen Kirche Deutschland in Auftrag gegebenen Forum-Studie.“ Diese Studie habe das Thema der sexualisierten Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie aufgearbeitet. „Mich erschüttert es, dass es auch in der evangelischen Kirche zu Missbrauchsfällen gekommen ist und ich finde es dringend an der Zeit, dass jede Kirchengemeinde ein entsprechendes Präventionskonzept erarbeitet.“

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Zu den nicht so schönen Seiten, die Banse momentan im Beruf und Alltag erlebe, gehören auch menschlicher Egoismus, Gehässigkeiten und Unfreundlichkeiten. „Da ich auch nur ein Mensch bin, bin ich davon natürlich auch nicht immer frei.“ Besonders missfällt ihr der „ungnädige Ton“ in der Gesellschaft. Sie wünscht sich mehr Rücksicht auf andere Menschen. „Nur wenn wir Menschen gut miteinander im Gespräch sind und uns einander gut zuhören und aufeinander eingehen, kommen wir weiter.“

So führt sie in der Kirchengemeinde viele Gespräche mit Menschen. Dabei gehe es meist um Themen wie Krankheit, Trauer, Altern, familiäre und gesellschaftliche Probleme und das Weltgeschehen. Viele Dinge werden ihr auch im Vertrauen erzählt, so Banse. „Wenn mich davon etwas belastet, hilft es mir, mit Gott zu sprechen. Auch wenn ich einen längeren Spaziergang mache, kann sich meine Seele erholen. Und manchmal hilft es mir auch, für einen Moment nicht nachdenken zu müssen, zum Beispiel beim Kochen in der Mittagspause oder abends beim Serienschauen auf dem Sofa.“

„Einfach mal die Schattenseiten und schwierigen Dinge aushalten“

Auch Andreas Korol hat seine Taktiken, wie er mit schwerwiegenden Themen im Zuge seiner Arbeit als Seelsorger umgeht. Oft ist hierbei auch vom Tod die Rede. Der, so Korol, gehöre aber zum Leben dazu. „Viele Menschen haben Angst vor dem Sterben, aber nicht vor dem Tod. Da können wir viel tun, wie zum Beispiel in der Sterbebegleitung.“

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Er rät aber auch, sich nicht nur Weltgeschehen oder den schwierigen und emotionalen Themen abzuwenden. „Es gilt, auch mal Schattenseiten und schwierige Dinge auszuhalten.“ Dabei setzt er auf Bewegung an der frischen Luft und das Innehalten im hektischen Alltag: „Ich meditiere viel und fahre Fahrrad, das hilft mir.“

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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