Agape

Wiesloch: Zweites Tageshospiz in Baden-Württemberg eröffnet

Das Hospiz Agape in Wiesloch bietet die Chance, durch eine Unterbrechung der häuslichen Pflege neue Kraft zu schöpfen. Das neue Gebäude beherbergt eine Küche, ein Pflegebad, acht Zimmer und einen großen Aufenthaltsraum.

Von 
Andreas Wühler
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Johann Helfrich (v. l.), Leiterin Tageshospiz, Matthias Renschler, Bürgermeister Walldorf, Architekt Martin Vorfelder, Oberbürger-meister Dirk Elkemann und Hospizleiterin Kirsten Karran zusammen mit Geschäftsführer Stefan Weisbrod (kniend). © Schwab

Reilingen/Wiesloch. Nein, ein Tageshospiz bedeute nicht, dass man nur einen Tag Zeit zum Sterben habe. Mit diesem Satz brachte Kirsten Karran, die Leiterin des Hospiz und Tageshospiz Agape in Wiesloch zweierlei auf den Punkt: Zum einen, dass für eine Einrichtung wie das nun eröffnete Tageshospiz noch viel Aufklärung zu leisten ist, zum andern, dass sich das Hospiz eben nicht dem Sterben widmet, sondern der wichtigen Aufgabe, die verbleibende Zeit seiner Gäste – ein schöner Begriff für Menschen, die im medizinischen Sprachgebrauch als austherapiert gelten – mit Leben zu erfüllen.

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Dieser Herausforderung gerecht zu werden bedarf es einer besonderen Atmosphäre, einem von Herzlichkeit geprägten Miteinander. Dass dieser Geist im Hospiz Agape gelebt wird, war bei der feierlichen Eröffnung des Tageshospizes an jeder Stelle zu spüren – die kleine Feierstunde war geprägt von Dankbarkeit. Von Dankbarkeit gegenüber den handelnden Personen, die es mit ihrem Tun erst ermöglichten, diesen Schritt zu gehen, Neuland zu betreten. Immerhin – das nun eröffnete Tageshospiz ist erst das zweite seiner Art in Baden-Württemberg.

Bei der Eröffnung ist Dankbarkeit zu spüren

Stefan Weisbrod, der Geschäftsführer des Hospizes Agape – ein Amt, das der Reilinger Bürgermeister ehrenamtlich ausübt – hatte die Begrüßung der Gäste übernommen, die sich im neuen Wintergarten, „das Glanzstück und pulsierende Herz des Tageshospizes“ zur Feierstunde versammelt hatten. Weisbrod sprach von einem „wahren Wunderwerk“, wobei er das ganze Tageshospiz im Sinn hatte, das sich im Erdgeschoss des Hospizes befindet und Raum für acht Gäste bietet.

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Weisbrod nutzte die Gelegenheit der Begrüßung, um als erstes einer „wunderbaren Persönlichkeit“ seinen Dank abzustatten, deren Wirken ihm großen Respekt abverlange, einmalig sei. „Sie ist die Mutter des Gedanktes des Tageshospizes“, lobte er Kirsten Karran, die sich von Anfang an mit „Haut und Haaren“ in das Haus eingebracht habe. Sein Gruß galt ferner dem gesamten Team des Tageshospizes, „das hier segensreich Wirken will“, an der Spitze und stellvertretend für alle Pflegedienstleiterin Johanna Helfrich.

Was eine gute Betreuung ausmacht

Begrüßt wurden ferner Doreen Kuss, Gesundheitsdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, der Wieslocher Oberbürgermeister Dirk Elkemann, Walldorfs Bürgermeister Matthias Renschler, dessen Vorvorgänger Heinz Merklinger, Vertreter des Fördervereins und der Ökumenischen Hospizhilfe – neben den Städten Wiesloch und Walldorf sowie dem Psychiatrischen Zentrum Nordbaden eine der vier Gesellschafter des Hospizes. Und Grüße gab es auch für die Dietmar-Hopp-Stiftung, ohne die das Hospiz nicht vorstellbar wäre.

Palliativ bedeut, so Karran, ummanteln, bedecken. Belastungen abschirmen, nur das Gute durchlassen, sinnbildlich dafür stehe der Wintergarten. Vorfelder gab den Dank zurück, sprach von angeregten, informativen und unterhaltsamen Gesprächen von den ersten Überlegungen Ende 2021 bis hin zum Bauantrag im April 2022.

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Wichtig sei ihm gewesen, betonte Vorfelder, den Eingriff in die Bausubstanz so gering wie möglich zu halten. Dennoch, er betraf das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes, war jederzeit mit dem Denkmalamt abgestimmt. Entstanden sind eine Gemeinschaftsküche, ein Pflegebad, acht Zimmer, möbliert und mit angenehmem Ambiente, und nicht zuletzt ein großer Aufenthaltsraum – „das Wohnzimmer“ – der auch als Seminarraum genutzt werden kann.

Mit Herzblut und Empathie

„Diese Einrichtung steht und fällt mit Kirsten Karran“, sparte auch Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann nicht mit Lob für die gute Seele des Hospizes, die mit Herzblut und viel Zeit das Projekt angestoßen habe. Doch Elkemann nahm noch zwei andere Personen ins Visier, ohne die das Hospiz nicht vorstellbar sei – Stefan Weisbrod und Christiane Geigle vom Reilinger Rathaus. Weisbrod, die „finanzielle Seele des Betriebs“ und Geigle würden sehr viel im Hintergrund leisten, so der Oberbürgermeister, der sich zugleich bei Familie Hopp für ihr Wirken bedankte, ohne das viele segensreichen Einrichtungen in der Region nicht denkbar seien und das letztlich auch das Tageshospiz ermöglicht habe.

Ute Epple, die Landesvorsitzende Baden-Württemberg des deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes reihte sich in die Schar der Gratulanten ein, freute sich über das nun 19. Tageshospiz bundesweit und sprach von einem „Meilenstein“. Sinn und Zweck des Tageshospizes sei es, die häusliche Pflege immer wieder zu unterbrechen und zu ergänzen, den Menschen, Kranken und Angehörigen, neue Kraft zu geben.

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Es gelte, so Epple, das Leben bis zuletzt zu gestalten. Notwendig hierfür sei es, Menschen in palliativen Situationen mit Hilfe, Nähe und Zuwendung zu begegnen. Was sich mit den Erfahrungen von Peter Schäfer, dem Vorsitzenden des Fördervereins, deckt. Er sah die Bedeutung von Hospizen, von palliativer Medizin an Bedeutung gewinnen.

Mit der ersten Diagnose einer unheilbaren Krankheit beginne eine Situation, auf die es gelte Antworten zu finden, Antworten zu geben, betonte Karran, die das Tageshospiz als einen Schritt in diese Richtung sieht. Es gelte, die Last der unabänderlichen Situation zu tragen. „Eine Last die kaum zu tragen, kaum zu ertragen ist“, stellte die Hospizleiterin fest und sah die von einer Diagnose betroffenen Menschen von Fragen umzingelt. Wie viel Zeit bleibt mir noch, werde ich Schmerzen haben und vieles mehr beschäftige die Menschen, umso wichtiger sei es, sie in jeglicher Hinsicht zu unterstützen, ihnen Geborgenheit zu vermitteln. Was in ihrem Haus mit zahlreichen Angeboten, von Kunst über Musik bis zu Therapien und einem Team ehrenamtlicher Hospizbegleiterinnen gelebt werde. Ziel müsse es sein, so Karran, Unterstützung von außen zu leisten um die inneren Ressourcen, auch die der Angehörigen, zu stärken.

Bereichernd und sinnstiftend

Dies nun im neuen Tageshospiz leisten zu können, sei für sie ein „unermessliches Geschenk“, betonte Karran. Ähnlich empfindet Pflegedienstleiterin Johanna Helfrich, die sich oft mit der Aussage konfrontiert sieht „das könnte ich nicht“. Zu antworten, weil es Spaß macht, wirke wohl befremdlich, scherzte Helfrich, die es passender findet, von einer Bereicherung, von einem sinnstiftenden Wirken zu sprechen.

Für die anschließenden Fragen „wie schaffst du das“ und „was ermöglicht die Arbeit“ gibt es für die Pflegedienstleiterin nur eine Antwort: bereit sein. „Wir sind bereit mit den Köpfen und den Herzen“, stellte sie fest und verwies auf die Bereitschaft, verlässlich zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Eine Einstellung, von der sich die Gäste der Feierstunde beim anschließenden Rundgang durch das Tageshospiz und im Gespräch mit dem Team der Einrichtung ein eindrucksvolles Bild machen konnte.

Wie Bürgermeister Weisbrod unterstrich, dient das Hospiz Agape wie auch das neue Tageshospiz, dem gesamten Rhein-Neckar-Kreis.

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