Im Porträt

Innovation im Rhein-Neckar-Kreis: Jobcenter setzt auf Kreativität

Der Agenturbezirk Heidelberg verzeichnete im Dezember 16.250 Arbeitslose und eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten bundesweit. Leiterin Janina Jung fördert innovative Vermittlungsmethoden und plant die Digitalisierung der Jobcenter, um den Fachkräftemangel anzugehen.

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Nicolai Lehnort
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Janina Jung leitet das Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis als Geschäftsführerin und setzt dabei neue Akzente. © Jobcenter Rhein-Neckar-Kreis

Schwetzingen / Heidelberg. 16 250 Arbeitslose (davon in Schwetzingen 2573) verzeichnete der Agenturbezirk Heidelberg im Dezember. Er umfasst die Stadt Heidelberg und den gesamten Rhein-Neckar-Kreis. Mit einer Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent (Schwetzingen 4,0) steht der Bezirk sehr gut da. Es ist landes- und bundesweit einer der niedrigsten Werte. Für die Leistungen der rund 6800 Bürgergeldempfänger und etwa 9400 Personen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld zeichnet sie seit März verantwortlich: Janina Jung.

Um Menschen wieder in Arbeit zu bringen, setzt Jung in ihrem Agenturbezirk auch auf unkonventionelle Methoden. Im Gespräch mit dieser Zeitung beschreibt sie sich als „große Freundin von Innovation und Kreativität“. Zwar muss Jung zugeben, „dass man denkt, dass sich diese Dinge bei einer Behörde ausschließen“, aber sie und ihr Team seien ständig auf der Suche nach neuen Ideen.

Innovative Ansätze zur Jobvermittlung im Rhein-Neckar-Kreis

So etwa im Dezember letzten Jahres, als das Jobcenter in Kooperation mit der Agentur für Arbeit eine Unternehmenstour im Reisebus anbot (wir berichteten). Arbeitssuchende sollten die Abläufe bei möglichen Arbeitgebern in der Region hautnah erleben können. Das Ziel des niederschwelligen und unkonventionellen Kennenlernens beider Seiten wurde erreicht, die Aktion von Teilnehmern wie Ausrichtern als Erfolg verbucht.

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Im Bestreiten neuer Wege war das ein erster Testballon der Quereinsteigerin. Sie bezeichnet sich selbst als Typ „einfach mal machen“ und ist der Meinung, dass man beim Handeln am besten lerne.

Janina Jungs unkonventioneller Weg zur Agenturleiterin

Jung hat Jura an der Universität Heidelberg studiert und mit beiden Staatsexamen erfolgreich beendet. Eigentlich hatte sie eine Karriere bei der Staatsanwaltschaft angepeilt. Doch über einen bekannten Juristen in der Widerspruchsstelle landete sie 2007 bei der Bundesagentur für Arbeit. „Ich habe in der Vermittlung angefangen und dann führte eins zum anderen“, erinnert sich Jung, die später zahlreiche Tätigkeitsbereiche in Jobcenter und Arbeitsagentur aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen sollte.

In Schwetzingen war Janina Jung Team- und später Bereichsleiterin in der Vermittlung. 2015 zog es die gebürtige Ladenburgerin für ein Jahr in die Zentrale der Bundesagentur für Arbeit nach Nürnberg, wo sie einen Einblick bekam, „wie das Ganze entsteht und wie die Dinge zusammenspielen“. Während ihrer Zeit in der Stuttgarter Regionaldirektion lernte sie andere Häuser und die Aufgaben von Geschäftsführern kennen.

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In den neun Monaten, seitdem sie die Geschicke ihres Vorgängers Norbert Hölscher übernommen hat, hat Jung sich zügig in ihrer neuen Rolle zurechtgefunden. Dass sie einst verschiedene Stellen in der Vermittlung durchlaufen hat, helfe ihr „zu verstehen, was wo passiert und womit sich die Kollegen täglich beschäftigen“, sagt Jung. Die Arbeit ihres Vorgängers lobt sie, Änderungen in der Struktur der Organisation etwa seien nicht vorgesehen.

Neue Veranstaltungsformate für Arbeitsuchende: Weg von alten Formaten

Mit der Bustour und auch dem Job-Markt in der Heidelberger Halle 02 hat Jung aber bereits neue Formate eingeführt, um das Angebot an die sich verändernden Gegebenheiten anzupassen. Der Einladung nach Heidelberg waren im Dezember über 500 Menschen gefolgt, darunter hauptsächlich Geflüchtete und Ukrainer. Vor Ort konnten sie mit 20 Arbeitgebern und anderen Arbeitssuchenden in den Austausch treten (wir berichteten). „Das ist einfach eine andere Location als das typische Amtsbüro“, sagt Jung und zeigt sich zufrieden: „Es hatte einen guten Zulauf.“

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Wie man neue Angebote für Arbeitsuchende schaffen kann, sei eine ihrer zentralen Fragen. Man wolle wegkommen von Formaten von 8 bis 16 Uhr und den typischen Powerpoint-Präsentationen, hin zu Workshops oder Einzelgesprächen. Das sei laut Jung „ein großes Thema, das dieses Jahr angegangen wird“. So könnten etwa ehemalige Leistungsempfänger aus ihrer Perspektive erzählen, wie sie den Weg aus der Arbeitslosigkeit gefunden haben und so Inspiration und Mut vermitteln, führt sie als Beispiel an.

Digitalisierung und Kundenservice im Fokus des Jobcenters

Kurz vor der Umsetzung steht derweil ein Schritt in Richtung Digitalisierung des Jobcenters Rhein-Neckar-Kreis. So werden ab Februar an allen sechs Standorten in Heidelberg, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Weinheim und Eberbach Terminals im Empfangsbereich bereitstehen. Dort können Kunden mithilfe der zur Verfügung gestellten Tablets unter anderem ihre Unterlagen abfotografieren und eigenständig digital hochladen.

Unter dem Slogan „Das Jobcenter nur einen Klick entfernt“ wird im selben Zug außerdem die Website neu gestaltet. Dabei steht die einfache und schnelle Terminvereinbarung im Mittelpunkt, denn die Anlaufstellen werden ab Februar größtenteils auf terminierte Vorsprachen umsteigen. Durch den flächenmäßig großen Agenturbezirk haben Leistungsempfänger teilweise lange Anfahrtswege, um sich letztlich über ebenso lange Wartezeiten zu ärgern. Das soll sich ab nächsten Monat ändern.

Den vielen Leistungsempfängern, die oft mit einfachen Aufgaben im Helferbereich tätig sind, die Themen Qualifizierung und Weiterbildung attraktiv zu machen, ist für die Jobcenter einer der Kernpunkte. Denn was sich im ganzen Land zeigt, gilt im Kleinen auch für den Rhein-Neckar-Kreis: Topthema ist der Fach- und Arbeitskräftemangel. „Das ist die Herausforderung schlechthin“, meint Janina Jung. Angehen wird sie diese wohl mit verschiedenen neuartigen Methoden.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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