Rhein-Neckar-Kreis. Eine neunköpfige Projektgruppe aus allen drei Seelsorgeeinheiten – unterstützt von Dekan Uwe Lüttinger und Dekanatsreferent Raphael Brantzen – ist seit Monaten mit großem Engagement dabei, diese Fusion mit Leben zu erfüllen, zentrale Inhalte zu identifizieren und notwendige Strukturen der zukünftigen Zusammenarbeit zu finden.
Inzwischen hat der Erzbischof entschieden, dass St. Pankratius Schwetzingen die Patronatskirche der neuen „Römisch-Katholischen Kirchengemeinde Mittlere Kurpfalz“ wird – dieser Name steht ebenfalls fest. Der nächste Schritt der Kirchenentwicklung vor Ort ist die inhaltliche Gestaltung der zukünftigen Kirchengemeinde. Die Themen stellt die Projektleitung auf der Infoauftaktveranstaltung am Donnerstag, 28. September, um 19.30 Uhr im Pfarrheim Ketsch vor. Im Vorfeld haben wir uns mit Gabriele Wegmann-Rey (Ketsch) und Gabriele Gött-Richter (Plankstadt) aus der Projektgruppe unterhalten.
Seit wann gibt es diese Gruppe und wie hat sich diese entwickelt?
Gabriele Gött-Richter: Das Projektteam gibt es seit einem Jahr. Wir haben uns anfangs gar nicht gekannt. Nach zwei Klausurtagungen hat sich das Teambuilding entwickelt. Seitdem treffen wir uns mindestens alle 14 Tage. Und es kommt jedes Mal etwas dabei raus, es ist sehr lebendig und sehr fruchtbar.
Gabriele Wegmann-Rey: Ja, ich freue mich jedes Mal darauf.
Gibt es kein Konkurrenzdenken oder Neid, weil der eine Ort vielleicht stärker berücksichtigt wird, oder etwas wegfallen könnte?
Wegmann-Rey: Nein, ich hatte nie das Gefühl, dass hier einer seine Pfründe sichern will. Auch mit dem Bereich Hockenheim lief es von Anfang an sehr, sehr gut.
Gött-Richter: Auch dieses Argument „So war es schon immer“, das gibt es bei uns nicht. Jeder kann sich hier voll mit seinen Ideen einbringen, alles ist offen. Denn wenn jemand schon bereit ist, sich zu engagieren, kann man ja nicht einfach sagen, so wird es gemacht.
Warum machen Sie persönlich überhaupt da mit?
Wegmann-Rey: Dieses Projekt hat mich gleich begeistert und die Arbeit über den Kirchturm hinaus hat mich gereizt. Und ich habe es bislang nicht bereut, dass ich da mitmache, man wird echt gefordert im Kopf.
Gabriele Gött-Richter: Das ist eben etwas Neues, dass man Mitspracherecht hat, echte Pionierarbeit. Du kannst hier etwas bewegen.
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Was ist das Spannende an dieser Arbeit in diesem Projektteam?
Wegmann-Rey: Wir hören von den anderen Mitglieder, wie sie ticken, welche Themen sie haben. Und es ist spannend, Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Gött-Richter: Ja, wir überlegen, was könnte man noch machen? Wo sind die Stärken der jeweiligen Gemeinden? Was kann man ausbauen? Was kann vielleicht wegfallen?
Was passiert bei der Infoveranstaltung am Donnerstag in Ketsch?
Wegmann-Rey: Erstens wollen wir die Menschen informieren, was wir vorhaben. Und es werden erste Arbeitsgruppen gebildet.
Wer kann da mitmachen?
Gött-Richter: Eingeladen ist jeder, der Kirche aktiv gestalten möchte. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele zu dem Treffen kommen.
Wegmann-Rey: Ja, einfach alle, die sich aktiv für eine Kirche von morgen einbringen wollen.
Welche Arbeitsgruppen werden denn am Donnerstag in Ketsch gebildet‘?
Gött-Richter: Es sind sieben Arbeitsgruppen. Bei der Gruppe „Einsatz für Menschen“ geht es zum Beispiel darum, dass wir als Menschen dort sein möchten, wo Menschen Hilfe brauchen. Leitfragen sind da unter anderem: Wo findet der Einsatz für andere bereits statt? Wo sollte Neues initiiert werden? Welche Vernetzungen/Kooperationspartner sehen wir dafür? Welche Ressourcen – Räume, Geld, Personal – brauchen wir dafür.
Wegmann-Rey: Im Themenblock „Gemeinsam Glauben feiern“, geht es darum, dass wir uns als neue Kirchengemeinde in der Feier des gemeinsamen Glaubens erleben und dazu vielfältige Formen finden. Also welche Formen von Liturgien wollen wir feiern? An welchen öffentlichen und privaten Räumen und Plätzen? Etwa in den Kirchen, auf Spielplätzen oder im Wald? Wie oft, wann und mit wem möchten wir feiern? Wen brauchen wir zur inhaltlichen Gestaltung, Organisation und Durchführung der Liturgien?
Welche Arbeitsgruppen soll es noch geben?
Wegmann-Rey: „Glauben teilen“ heißt eine weitere Gruppe. Also wie wir als neue Kirchengemeinde über unseren Glauben sprechen, um gemeinsam zu wachsen und den Glauben zu vertiefen. Was brauchen wir, um selbst sprachfähig zu sein? Wie offen sind wir für Glaubensfragen? Mit wem sprechen wir? Welche Angebote haben wir für interessierte Menschen und wie erfahren andere davon? Wie stellen wir die Verbindung zwischen Glauben und Alltag her? Wie finden wir neue und alternative Formen des Austauschs? Das sind einige der Fragen.
Gött-Richter: Darüber hinaus wollen wir überlegen, wie wir Sakramente neu vorbereiten und feiern – also vorrangig Taufe, Kommunion, Firmung und Ehe. Da soll es unter anderem um die Bedürfnisse der Interessierten an der Sakramentspendung gehen, aber auch um Ressourcen und Orte für die Feier.
Was kann man sich unter dem Themenblock „Pulsierende Orte und Projekte vorstellen?
Gött-Richter: Dabei dreht es sich um bereits vorhandene besondere Orte und Projekte, an denen Kirche lebendig und erfahrbar ist. Diese wollen wir stärken und sie weiterentwickeln.
Nennen Sie ein Beispiel?
Wegmann-Rey: Das Kirchenkino in Ketsch, da kommen so viele Leute und sie kommen mit dem Thema Kirche in Berührung. Oder die Kulturkirche in Ketsch.
Gött-Richter: Ja, die Musik ist so ein Thema. Viele haben ja mit Glauben nichts am Hut. Aber Musik in der Kirche löst ganz viel aus, allein der Raum sorgt für eine besondere Stimmung.
Fehlen noch zwei Arbeitsgruppen . . .
Gött-Richter: Eine heißt „Kirche leben mitten in der Gesellschaft“. Als neue Kirchengemeinde möchten wir uns außerhalb unserer gewohnten Orte und Formate am gesellschaftlichen Leben aktiv beteiligen und dieses mitgestalten. Das heißt: Wo sollten wir vielleicht zu den Menschen gehen, um sie zu erreichen? Zum Beispiel auf den Markt oder ins Café? Wo findet gesellschaftliches Leben statt, an dem wir uns beteiligen können? Welche Kooperationspartner gibt es bereits und welche können gewonnen werden?
Wegmann-Rey: Und dann gibt es schließlich noch die Gruppe „Engagementförderung“. Als neue Kirchengemeinde wachsen wir durch vielfältiges Engagement, das wir fördern, unterstützen und begleiten. Also zum Beispiel: Wie schaffen wir einen Raum für Menschen, die ihre Talente und ihr Engagement einbringen möchten? Was ist unser Herausstellungsmerkmal, damit sich Menschen bei uns engagieren? Wie fördern und wertschätzen wir Engagement?
Spielen bei dem Ganzen die Gebäude schon eine Rolle?
Wegmann-Rey: Nein, Räumlichkeiten sind noch nicht unser Thema, das ist nicht unsere Aufgabe.
Mittlerweile hat Erzbischof Stephan Burger entschieden, dass St. Pankratius in Schwetzingen die neue Patronatskirche wird. Wie sehen Sie das?
Gött-Richter: Alle konnten sich Hockenheim, Ketsch oder Schwetzingen als Patronatskirche vorstellen.
Bleiben eigentlich alle Kirchen erhalten?
Wegmann-Rey: Es wird keine Kirche zugemacht – vorerst jedenfalls.
Wie gehen Sie damit um, wenn Menschen es kritisch sehen, dass es manche Angebote in ihrem Ort künftig nicht mehr geben wird?
Gött-Richter: Man muss es eben erklären, dass es halt jetzt so ist, und die Menschen darauf vorbereiten. Es ist ja auch nicht so, dass in Plankstadt kein Gottesdienst mehr stattfinden wird. Aber eben nicht mehr immer. Dann müssen halt Fahrdienste organisiert werden.
Wie gehen Sie persönlich mit den Negativschlagzeilen rund um die katholische Kirche um?
Gött-Richter: Wenn jeder wegrennt, gibt es keine Änderungen. Klar, es ist nicht einfach, dafür geradezustehen. Aber wenn man wegläuft, dann überlässt man anderen das Feld.
Wegmann-Rey: Ich trenne das. Aber für mich ist entscheidend, was ich an Glaubenshaltung tief in mir verwurzelt fühle. Aber ich hinterfrage diese Glaubenshaltung immer wieder, ich halte es quasi Gott hin.
Glauben Sie nicht, dass die Kirche generell ihr Licht zu sehr unter den Scheffel stellt und viele Menschen vielleicht gar nicht wissen, was sie leistet?
Wegmann-Rey: In der Tat. Es gibt so viel, was unter dem Dach der Kirche gemacht wird und was dadurch möglich wird.
Gött-Richter: Wenn das mal wegfallen würde – gerade im karitativen Bereich, oje. Aber wenn das so weitergeht mit den Austritten, wird auch da eingespart werden.
Wegmann-Rey: Wenn ich da nur an die Telefonseelsorge denke, wenn das wegfallen würde . . . Dabei gibt es doch immer mehr Menschen, die diese Seelsorge brauchen.
Info: Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen zu den aktuellen Themen und deren Ziele sind auf der Website kath-mittlere-kurpfalz.de/themen zu finden.
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