Im Interview

Positive Bilanz bei Musik im Park in Schwetzingen

Rolf Weinmann von Provinztour - Veranstalter von Musik im Park in Schwetzingen- zieht eine Bilanz der fünf Konzerte im Schlossgarten und lobt das Team der Schlösser und Gärten.

Von 
Vanessa Schwierz
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Das Konzert von Zucchero war als einziges ausverkauft. © Marc A. Sporys

Schwetzingen. Die Freude bei den Zuschauern war groß: ein Jahr warten war vorbei. Die Konzerte bei Musik im Park im Schwetzinger Schlossgarten waren zurück. Nach Hitze und Trockenheit gab es in diesem Jahr Regen – viel Regen. Rolf Weinmann, Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur Provinztour zieht im Interview mit dieser Zeitung Bilanz und spricht über Verkaufszahlen, die neue Bühne, Überraschungen und gibt einen Ausblick auf 2024.

Herr Weinmann, sind Sie zufrieden mit Musik im Park 2023?

Rolf Weinmann: Ich sage mal: ziemlich zufrieden. Das Wetter war extrem suboptimal. Eine Woche nur Regen hatten wir glaube ich noch nie. Die Woche vorher auch noch Regen. Das wirkt sich dann natürlich auf den Ticketverkauf aus. Das hat uns glaube ich – außer bei der ersten Veranstaltung (Zucchero, Anm. d. Red.) – schon für jede weitere 200 bis 300 Karten gekostet. Wenn ich das hochrechne, ist das ein erheblicher Betrag, der fehlt.

Rolf Weinmann von der Provinztour Konzertagentur. © Büttner

Hat Sie etwas besonders überrascht?

Weinmann: Das waren mehrere Punkte. Zum einen hat mich überrascht, dass bei Bastille, Porcupine Tree und Alvaro Soler sehr viele Menschen auch von weiter her gekommen sind – zum Teil auch aus dem Ausland. Das fand ich überraschend, damit hätte ich nie gerechnet. Bei Bastille waren über 100 Franzosen da. Zum anderen war ich bei Alvaro Soler überrascht, dass überhaupt so viele Menschen da waren, dass über 5000 Zuschauer gekommen sind. Das fand ich beeindruckend. Auch, dass so viele junge Menschen, vor allem Kinder da waren. Das war Wahnsinn. Eine Überraschung in negativer Hinsicht war die Besucherzahl bei Porcupine Tree. Da hätte ich mit mehr gerechnet. Das war auch die Veranstaltung, die finanziell das größte Loch reingehauen hat. Auch der Tourneeveranstalter hat gesagt, dass die Band - wenn überhaupt – in dieser Besetzung frühestens in acht bis zehn Jahren wieder zusammenspielt. Das hätte man etwas früher wissen müssen.

Wie viele Besucher waren bei den Konzerten insgesamt vor Ort?

Weinmann: Etwas über 19 000 Besucher. Ich hätte vor vier Wochen noch gesagt, dass wir es deutlich über 20 000 schaffen.

2022 beherrschten Hitze und Trockenheit die Konzerte. In diesem Jahr war es nass und kühl. Hatte dies Auswirkungen auf die Veranstaltung?

Weinmann: Außer dem Verkauf der Tickets, der vermutlich etwas gelitten hat, mussten wir täglich nach dem Platz schauen und nachbessern. Da haben die Kollegen von den Schlössern und Gärten wirklich ganz toll mitgearbeitet. Ohne deren Hilfe hätte der Platz schon am Samstag ganz anders ausgesehen. Es ist halt einfach so: Wenn viel Regen fällt, nimmt der Boden das irgendwann nicht mehr auf. Und die Leute haben nur wenig Lust, während eines Konzerts, in einem kleinen See zu stehen. Es sind jeden Tag einige Hänger Material angekarrt und verteilt worden, die den Platz dann wieder angenehmer fürs Publikum gemacht haben.

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Haben Sie oder Ihre Mitarbeiter Rückmeldungen der Besucher erhalten?

Weinmann: Bis jetzt noch nicht. Meist melden sich auch nur die Menschen, die nicht zufrieden waren. Im Vorfeld war es dieses Jahr allerdings extrem, weil sehr viele Leute angerufen haben, ob die Veranstaltungen stattfinden. Das hat mich überrascht, weil Regen händelbar ist. Unberechenbar sind die Gewitter mit Starkregen, Hagel und extremer Blitzschlaggefahr. Da hatten auch wir selbst etwas Angst vor. Ich gehe davon aus, dass jetzt viel mehr Menschen wissen, dass man auch bei Regen auf Konzerte gehen kann. Mit der richtigen Kleidung und gutem Schuhwerk - die meisten waren wirklich gut gekleidet dafür.

Sind Sie zufrieden mit den Abläufen im gastronomischen Bereich und dem Einlass?

Weinmann: Es hat alles gepasst. Der Gastronom war bei Bastille völlig geplättet und hat sich gefragt, ob nur Vegetarier da waren. Die Asia-Nudeln musste er mehrfach nachliefern lassen. Würste und Steaks gingen da nicht so gut. Ich hatte den Eindruck, dass das Angebot bei Speisen und Getränken breiter gestreut war, als vergangenes Jahr, und die Besucher das dankend angenommen haben. Andreas Bante und sein Team haben das sehr gut gemacht. Es war unglaublich viel Personal da, daher waren auch die Wartezeiten nicht sehr lang.

Das gastronomische Angebot bei den Konzerten im Schlossgarten ist bei den Besuchern gut angekommen. Bild: Lenhardt © Dorothea Lenhardt

In diesem Jahr gab es eine neue Bühne für die Konzerte. Warum – und waren die Künstler zufrieden?

Weinmann: Hintergrund war, dass wir aufgrund des Lichterfestes im Schlossgarten einen Tag weniger Aufbauzeit hatten. Wir konnten erst am späteren Montagvormittag starten. Und der Technikaufbau war bereits am Dienstagmittag. Wir hatten etwas mehr als einen Tag – nur für die Bühne. Im Normalfall kalkuliert man mit zwei Tagen. Wir hatten jetzt eine Trailerbühne, da geht der Aufbau viel schneller. Der positive Effekt war noch, dass die Dachlast höher ist. Wir hatten ja dieses Jahr zum ersten Mal bei allen Veranstaltungen Videoleinwände. Das ist auch ein hohes Gewicht, das die Bühne tragen muss. Auch die LED-Leinwand, die bei einigen Veranstaltungen hinten hing. Da kommt eine normale Bühne mittlerweile an ihre Grenzen. Die Künstler waren auch alle sehr zufrieden mit der Bühne. Und das Publikum war von den Videoleinwänden begeistert. Auch für die Zaungäste war es gut, weil sie was sehen konnten (lacht).

Für 2024 haben Sie Pur bereits als ersten Act für Musik im Park bekannt gegeben. Wieso schon ein Jahr vorher?

Weinmann: Die Band wollte ihre ganzen Tourtermine vor den Sommerferien in den Verkauf geben. Und die Verkaufszahlen sind beeindruckend. Wir haben jetzt schon zwei Drittel aller Karten verkauft. In Fulda sind wir bereits ausverkauft.

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Was können Sie schon für 2024 verraten?

Weinmann: Wir sind in vielen Gesprächen. Aber da ist noch gar nichts spruchreif. Viele Künstler loten jetzt erst mal aus, was es nächstes Jahr für Möglichkeiten gibt. Dadurch, dass nächstes Jahr auch die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland stattfindet, ist die Terminplanung für einige auch anders als gewohnt. Viele – und vor allem internationale Künstler – haben das überhaupt noch nicht realisiert, merken das erst jetzt, wenn die Anfragen kommen und planen noch mal um. Von daher kann es durchaus sein, dass die Planungen, die wir diese oder nächste Woche machen, in vier Wochen schon wieder hinfällig sind - und wir dann mit anderen Künstlern planen müssen. Dadurch, dass die Gesamtkosten gegenüber letzten Jahres noch mal um 30 Prozent gestiegen sind – allein auch durch die Videoleinwände – gibt es jetzt Überlegungen, ob man auf zwei Wochenenden geht. Statt fünf Veranstaltungen macht man sechs oder sieben. Einfach, damit man kostenmäßig noch sinnvoll kalkulieren kann, ohne die Ticketpreise um 20 Euro anheben zu müssen. Was die Überlegung angeht, haben wir auch sehr positive Signale von den Schlössern und Gärten und der Stadtverwaltung bekommen.

Wie steht es eigentlich darum, Robert Plant oder Sting nach Schwetzingen zu holen? Das hatten Sie 2022 als einen Wunsch genannt.

Weinmann: Bei Sting waren wir ganz kurz davor, dass es nächstes Jahr geklappt hätte. Aber er spielt vermutlich in Stuttgart bei den Jazz-Open und die haben einen Gebietsschutz. Da liegt Schwetzingen drin und zack ist es daran gescheitert. Bei Robert Plant ist es so, dass er noch gar nicht weiß, was er macht. Er war für dieses Jahr schon auf der Uhr. Er hat dann aber im Sommer gar nichts gemacht und unsere Deadline ist auch abgelaufen. Mal schauen, was im nächsten Jahr kommt. Das Problem bei ihm ist halt, dass er völlig unberechenbar ist. Ich hätte gerne das Projekt, wo er mit einer Band die ganzen Led-Zeppelin-Klassiker spielt. Das war auch mal vorgesehen. Dann hat er sich kurzfristig entschlossen, mit einer Bluegrass-Sängerin auf Tour zu gehen und nur Country und Bluegrass zu spielen. Das ist für die Menschen dann ein bisschen frustrierend, wenn sie etwas anderes erwarten.

Redaktion Redakteurin mit Schwerpunkt Online, aber auch Print

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