Schwetzinger Festspiele - Streich-Oktette von Mendelssohn und Enescu begeistern das Publikum

Streich-Oktette von Mendelssohn und Enescu begeistern das Publikum

Von 
Eckhard Britsch
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Einen wunderbaren Klang zaubern die beiden Quartette in den Kammermusiksaal. © SWR/Elmar Witt

Schwetzingen. Beide Kammermusik-Vereinigungen haben schon länger internationales Aufsehen und Anerkennung für sich verbucht: Das „Belcea Quartet“, benannt nach seiner aus Rumänien stammenden Primgeigerin, und das in Frankreich beheimatete „Quatuor Ébène“. Beide haben sich jetzt aufgemacht, den Oktetten von Felix Mendelssohn Bartholdy und George Enescu während einer Tournee und soeben im Mozartsaal Schloss Schwetzingen zu huldigen, beides Geniestreiche sehr junger Komponisten.

Vielleicht kann man den Kopfsatz des Wunderwerks in Es-Dur (op. 20) des 16-jährigen Felix noch heller, durchlichteter spielen, aber kaum intensiver. Ein geschlossener, bronzefarbener Ton wird kontrastiert durch scharf gesetzte Spitzen des Primgeigers, wenn die aufschäumende Lust eines wahren Glücksgefühls pointiert wird. Sehr nahegehend interpretierte das Ensemble das Andante zwischen leichter Melancholie und romantischem Sehnsuchtsgefühl balancierend, während das Scherzo wie ein Irrlicht „leggiorissimo“ (so die Spielvorschrift) in höchst eleganter Spielkunst tänzelt, um dem Finale Platz zu machen. Ein „Presto“, das an Feuer , Esprit und zielgerichteter Zuspitzung kaum zu überbieten ist.

19 oder kaum 20 Jahre jung war George Enescu, als er in Mendelssohns Fußstapfen trat und sein Oktett in C-Dur (op. 7) vorlegte, mit dem er schnell Erfolg hatte. Hohe kontrapunktische Kunstfertigkeit geht einher mit einer geradezu ungestümen Tonsprache die östliche und westliche Einflüsse zu einem attraktiven Amalgam verbindet. Jetzt überzeugte Frau Belcea als Primgeigerin, auch wenn sie kurz unterbrechen musste um eine Saite zu ersetzen, die dem herrischen Zugriff zum Start des zweiten Satzes nicht gewachsen war. „Belcea“ und „Quatuor Ébène“ fanden zu farbenreichem Spiel, mit sinfonischer Dichte und einem eindringlichen Ausdruck zusammen, der dem Individualstil des jungen Feuerkopfes gerecht wurde. Seine Wurzeln bewahrten ihn vor geschmäcklerischen Ausflügen, die um 1900, als das Werk entstand, nicht selten waren. Die Interpreten spielten mit Sturm und Drang, wenn auch dieser Begriff schon anderweitig besetzt ist.

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