Hockenheim. Gustav Schrank positioniert sich klar: „Sollte der Mehrheitsverkauf am Ring nach wie vor geplant sein, wäre dies eine schwerwiegende und weittragende städtische Entscheidung, die nicht ohne vorheriges Votum der Bürgerschaft getroffen werden sollte“, teilt der frühere Oberbürgermeister in einem Schreiben an die Redaktion mit. Schrank (81) hat seine Meinung zur Beteiligung neuer Kooperationspartner OB Marcus Zeitler und den Fraktionen des Gemeinderats schriftlich mitgeteilt und der Redaktion seinen Brief in Kopie überlassen.
Als langjähriger Kenner des Geschäfts der Hockenheim-Ring GmbH – davon über sechs Jahre in der Geschäftsführung und über 26 Jahre als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung in seinem Amt als Bürger- und Oberbürgermeister – ist Gustav Schrank überzeugt, dass die jahrzehntelange kommunale Verankerung des Rings nach wie vor ein Anliegen der Stadtspitze und des Gemeinderats sein sollte.
Sie habe sich bereits in den 1930er Jahren und ab 1947 bewährt und später aufgrund des Engagements der Bürgermeister Dr. Kurt Buchter und Schrank für die Stadt erfolg-reich dargestellt. Die Gesellschafter-versammlung der Hockenheim-Ring GmbH, in die der Gemeinderat seine Vertreter entsendet, sei in dieser Phase das Beschlussorgan des Unternehmens gewesen, das primär über die Vorgaben der Geschäftsführung zu entscheiden hatte. „Maßgeblich aber war die von der Stadtspitze in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten des BMC und der Geschäftsführung gestaltete Unternehmenspolitik“, resümiert der Alt-OB.
Gustav Schrank spricht sicht prinzipiell für neue Gesellschafter aus
Grundsätzlich bezeichnet es Schrank als „sehr zu wünschen, dass neue Gesellschafter in die Hockenheim-Ring GmbH einsteigen und mit ihrem finanziellen Potenzial und ihren Ideen zu einer positiven Entwicklung beitragen“. Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen: „Die Stadt muss als Hauptgesellschafter mit mindestens 51 Prozent der Gesellschaftsanteile stets das letzte Wort haben, was sie als Minder-heitsgesellschafter nicht mehr hätte. Vielmehr würde dann der Mehrheitsgesellschafter bestimmen, wo es mit dem Unternehmen lang geht.“
Schrank bezieht sich in seinen Ausführungen auf die Pläne, über die bereits im Jahr 2019 öffentlich diskutiert wurde, als die Stadt mit der Emodrom-Group und deren damaligen Geschäftsführer Thomas O. Reister in Verhandlungen über die Intensivierung der Geschäftsbeziehungen stand. Schon damals hatte der frühere OB sich dagegen gewandt, die Mehrheit der Anteile an der Ring-GmbH aus der Hand zu geben.
Gustav Schrank, Ehrenbürger der Stadt, bezweifelt, dass das auf Dauer gut gehen würde, und nennt dafür eine Reihe von Gründen. Zum Betrieb des Hockenheimrings bedürfe es der städtischen Park- und Zelt-plätze. Es sei geboten, den Renn- und Veranstaltungslärm in erträglichen Grenzen zu halten, lehre doch die jahrzehntelange Erfahrung, die man schon in den Jahren nach der Inbetriebnahme des Motodroms machen musste, dass der Veranstaltungsbetrieb des Rings auf Dauer nur in einer friedlichen Koexistenz mit der Anwohnerschaft in den an-grenzenden Wohngebieten möglich sei.
Bedeutung der Stadtverwaltung für den Hockenheimring
Diese Interessenlagen vernünftig abzuwägen und zu regeln, sei eine der originären Aufgaben der Stadt und des Oberbürgermeisters. Wichtig sei deshalb, dass die Stadt Mehrheitsgesellschafter am Ring ist. Sollten dort Private das Sagen haben und den Betrieb primär nach ihren wirtschaftlichen Interessen orientieren, könnte es mit der Harmonie in der Stadt relativ schnell vorbei sein, heißt es in Schranks Begründung.
Einbeziehung von Vereinen und ehrenamtlichen Helfern in Hockenheim
Weitere Fragen, die sich geradezu aufdrängten, beträfen die örtlichen Vereine nebst Feuerwehr und DRK sowie die zahlreichen Helfer im Kassen-, Kontroll- und Streckenbereich. Gustav Schrank fragt: Würden sie am Ring noch wie bisher zum Einsatz kommen und profitieren? Immerhin sei deren Partizipation stets ein weiteres Argument für das städtische Engagement am Hockenheimring gewesen.
Risiken rund um den Hockenheimring stets im Blick
Obwohl das Kleinveranstaltungsgeschäft der Hockenheim-Ring GmbH schon immer sehr ertragreich gewesen sei, hätten Großveranstaltungen wie die Formel 1, die DTM, der Motorrad-GP, die Superbike-WM, Dragster-Rennen oder Open-Air-Konzerte mit weltbekannten Interpreten das große Geschäft gebracht und den Hockenheimring bekannt gemacht. Bei solchen Großveranstaltungen müssten die Verantwortlichen der Stadt aber deren Chancen, Risiken und Belastungen stets im Blick haben, auch und gerade wegen des nachbarschaftlichen Umfelds.
Rolle des Hockenheimer Oberbürgermeisters bei der Ring-Entwicklung
Der Hockenheimring stelle für einen verantwortungsbewussten Oberbürgermeister immer eine große Herausforderung dar – der er sich im Interesse der Stadt aber stellen müsse. Schließlich sei klar, dass der Hockenheimring ein wesentlicher Teil der Stadt und ein Wirtschaftsfaktor für die ganze Region ist.
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„Deshalb kann man erwarten, dass auch ein von außerhalb Hockenheims kommender Oberbürgermeister, dem möglicherweise der emotionale Bezug zum Hockenheimring fehlte, sich mit aller Kraft um dessen Entwicklung kümmert und in diesem Sinne für die ganze Stadt handelt“, formuliert Schrank seine Erwartung.
Sich seiner originären Zuständigkeit und Verantwortung durch den Verkauf der Mehrheitsanteile an der Hockenheim-Ring GmbH zu entledigen, wäre aus seiner Sicht „weder eine gute noch überhaupt eine Option“. Sofern sie noch ein Anliegen der Verantwortlichen der Stadt sein sollte, dürfe eine solche Entscheidung vom Gemeinderat nicht ohne vorheriges Votum der Bürgerschaft getroffen werden, drängt Schrank auf einen Bürgerentscheid. Vor diesem sollten alle vertraglichen Fakten offengelegt, das Für und Wider eines Verkaufs der Mehrheitsanteile ausführlich dargestellt und mit den Bürgern diskutiert werden.
Verkauf der städtischen Anteile am Hockenheimring im „Hau-Ruck-Verfahren“?
Zwei Jahre vertrauliche Gespräche hinter verschlossenen Türen zu führen und dann der Öffentlichkeit das Ergebnis zu präsentieren, um dann binnen einer Woche den Verkauf „des städtischen Tafelsilbers vom Gemeinderat beschließen zu lassen“, nennt Schrank ein „Hau-Ruck-Verfahren“. Er vergleicht es mit dem Kauf der ehemaligen Rehaklinik des Kreises und die Übergabe der städtischen Kindergärten an den privaten Betreiber Postillon.
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