21-Millionen-Projekt

Neubau des Hockenheimer Altenheims St. Elisabeth wird bezogen

Nach fast fünf Jahren Bauzeit steht der große Moment bevor: Das Altenheim St. Elisabeth schließt mit dem Umzug der Bewohner aus der Rathausstraße 8 sein Großprojekt Neubau ab.

Von 
Markus Müller
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Mit Überschuhen wie im Aquadrom: Architekt Johannes Klorer (l.) und Heimleiter Markus Hübl stehen an der Empfangstheke im Eingangsbereich und achten darauf, dass kein Baustellenschmutz mehr in den Neubau getragen wird. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Zuerst sind die Ausstattung und die Möbel an der Reihe, dann die Bewohner: Der vor drei Jahren in die Rathausstraße 8 ausgelagerte Teil des Altenheims St. Elisabeth zieht diese Woche zurück an den alten Standort in der Karlsruher Straße, wo der zweite Neubauabschnitt fertig ist. „Heute kommen schwerpunktmäßig die Küche, Lagerräumlichkeiten, Ausstattung für die Kapelle und Teile des Archivs“, sagt Heimleiter Markus Hübl am Dienstag. „Allein das Archiv umfasst mehrere Lkw-Ladungen an Aktenordnern, da wir manche Unterlagen bis zu 30 Jahre aufbewahren müssen“, erzählt er.

Derweil kommen sich an der Einfahrt zum Altenheim-Gelände Lastwagen in die Quere, die Fahrer rangieren eifrig hin und her, um den kleinen Stau aufzulösen und nacheinander ihr Transportgut ans Ziel zu bekommen. Der Anlieferverkehr sei genau getaktet gewesen, betont Hübl, durch einzelne Verzögerungen an diesem Vormittag aber etwas durcheinander geraten. Der stressgewöhnte Heimleiter atmet kurz durch: „Ist halt so.“ Er beantwortet drängende Fragen einiger Handwerker, gibt kurze Anweisungen, koordiniert zusammen mit Architekt Johannes Klorer vom Freiburger Architekturbüro Geis & Brantner die ungefähr 100 Mitarbeitenden der verschiedenen Fachfirmen, die täglich auf der Baustelle umherwuseln - um letzte Arbeiten im Gebäude zu erledigen oder Umzugsmaterial zu bringen.

Neue Büros und Empfangsbereich im Altenheim in Hockenheim

Am Mittwoch wechseln die Büros und der Rest des Archivs vom Übergangsdomizil in der Rathausstraße in den Neubau. „Am Donnerstag und Freitag folgen unsere Bewohner. Das wird für sie am aufregendsten, weil sie in neue Zimmer ziehen und einige neue Mitbewohner in ihren Wohngruppen haben werden“, sagt Heimleiter Hübl.

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Neuankömmlinge und Besucher empfängt das Personal künftig an der großen Theke am neuen Haupteingang. Dahinter verteilen sich die Büros, von denen aus der Chef und sein Team das Altenheim verwalten werden. „Die Container-Zeit ist dann vorbei“, freut er sich. Vorübergehend hatte Hübl das Tagesgeschäft nämlich in einem gelben Baucontainer abgewickelt, wenn seine Anwesenheit auf der Baustelle erforderlich war und er das Büro in der Rathausstraße nicht nutzen konnte. Weiterer Vorteil des neuen Eingangsbereichs: Der Zugang zur Tagespflege ist fortan erreichbar, ohne den stationären Pflegebereich zu durchqueren.

Moderne Küche und Cafeteria im Erdgeschoss des Altenheims St. Elisabeth in Hockenheim

Im Erdgeschoss des zweiten Bauabschnitts befindet sich außerdem eine Cafeteria, davor gibt es eine Terrasse. Auch die große neue Produktionsküche - samt angrenzender Spülküche für das garantiert hygienische Geschirrspülen - ist im Parterre untergebracht. Die Küchengeräte sind hochmodern, einschließlich der Abzugsdecke aus Edelstahl. „Wenn wir schon alles neu machen, dann richtig“, erklärt der Heimleiter im Hinblick auf die gestiegenen Anforderungen.

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Leben werden die Bewohner künftig in den drei Obergeschossen. Pro Stockwerk ziehen dort drei Gruppen mir elf Personen ein. Dabei steht jedem ein Einzelzimmer zu. „Für Paare, die zusammenbleiben möchten, haben wir je Etage zwei verbundene Zimmer mit Durchgangstür“, nennt Hübl eine zusätzliche Option. Darüber hinaus verfügt jede Bewohnergruppe über eine Wohnbereichsküche. Zudem gibt es jeweils ein gekühltes Medikamentenlager, einen Pausenraum für die Bediensteten und einen Dienstplatz für die Schwestern. Letzterer besteht aus einem datenschutzkonformen Büro und einer kleinen Empfangstheke mit einem abgesenkten Teil. „Das ermöglicht auch mit Rollstuhlfahrern ein Gespräch auf Augenhöhe. An so etwas hat früher niemand gedacht“, erläutert der Chef diesen Vorzug gegenüber Altbauten.

Farbkonzept und Orientierungshilfe für Bewohner im Hockenheimer Altenheim

Als kleine Orientierungshilfe für die Bewohner ist jedes der vier Stockwerke in einer bestimmten Farbe gehalten. Im ersten Obergeschoss zum Beispiel sind Wandelemente, Stühle und Tische in Blau gehalten, im zweiten in Rot, im dritten in Grün und im Erdgeschoss in Grau. „Daneben sind die Bewohnerzimmer alle auf der Außenseite und haben etwas dunklere Holztüren, die Personalräume liegen auf der Innenseite und haben weiße Türen“, erklärt Hübl das Konzept.

Blick in ein Bewohnerzimmer: Die Einrichtung inklusive Pflegebett ist komplett neu, aus der Rathausstraße werden allenfalls persönliche Gegenstände mitgenommen. © Dorothea Lenhardt

Schöne Ausblicke können die hier lebenden älteren Semester sowohl von mehreren Sitzecken mit großen Glasfenstern aus genießen als auch von den Terrassen, die bei den Wohnbereichsküchen liegen.

Photovoltaikanlage und Gebäudetechnik im Keller

Der Keller beherbergt neben dem Archiv sowie Lagerräumen eine Hausmeisterwerkstatt und die Wäscherei. Auch die Gebäudetechnik ist hier untergebracht, zum Beispiel Lüftung, Heizung und der Fettabscheider für das Abwasser aus der Küche.

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Auf dem Dach ist eine große Photovoltaikanlage montiert. „An guten Sommertagen kann den täglichen Strombedarf des Altenheims abdecken oder zumindest einen großen Teil Grundlast“, ergänzt Architekt Klorer.

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An der Einfahrt in der Karlsruher Straße hat sich der kleine Lkw-Stau inzwischen entschärft, dafür melden jetzt die Brandschutzinspektoren Redebedarf an. Sie sind gerade von ihrer Tour durch den zweiten Bauabschnitt zurückgekehrt. „Wir haben jetzt viel mehr Brandabschnitte als früher“, sagt Hübl, ehe er sich dem kleinen Expertentrupp widmet. Denn obwohl nach fünf Jahren Bauzeit das Ende des Projekts in Sicht ist, „erfordern die letzten Tage noch mal sehr viel Abstimmung“.

Budgetüberschreitung und zusätzliche Maßnahmen

Das angepeilte Budget von 17 Millionen Euro hat sich am Ende nicht einhalten lassen. „Die Kosten belaufen sich nun auf 21,1 Millionen Euro“, berichtet Klorer. Darin seien außer den reinen Baukosten auch die Kosten der Außenanlagen, der Grundstückskosten (Notarverträge, Planungsrecht), juristische Begleitung, Abbruch, Umzüge, Planungskosten, Prüfgebühren, Gutachter, alle Möblierungen und Ausstattungen bis hin zum kleinsten Medikamentenbecher auf der Station und die Großküche enthalten. „Also alles.“ Tatsächlich seien aber seit 2019 nicht nur die Baukosten sehr gestiegen, „sondern wir haben zusammen mit dem Bauherren im Planungsprozess auch die eine oder andere zusätzliche Maßnahme mit umgesetzt, die 2019 noch nicht geplant war“, erläutert der Architekt.

Modernste Geräte und eine Edelstahldecke mit durchgehender Entlüftung: Hier im Erdgeschoss des Neubaus werden demnächst die Mahlzeiten der Bewohner zubereitet. © Dorothea Lenhardt

„Wir haben wirklich alles mitgenommen, was die Kosten nach oben getrieben hat“,merkt Hübl an und nennt als prominente Beispiele die Corona-Pandemie sowie den Krieg in der Ukraine. „Die letzten fünf Jahren waren nicht die einfachsten“, fasst er die teils unvorhersehbaren Herausforderungen zusammen.

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